Die Eltern des 2007 in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine McCann haben sich am Montag erneut bitter über den ehemaligen Chefermittler Gonçalo Amaral beklagt. Der Zivilprozess in Lissabon gegen ihn war am Morgen erneut vertagt worden, nachdem der Beklagte seine Rechtsvertreter gewechselt hatte. Diese Verzögerungen würden dem Fall nicht gerecht, sagte Gerry McCann vor dem Gerichtsgebäude in Lissabon. "Jede Verzögerung verursacht bei uns mehr Schmerz und Unmut", sagte der Vater.
Maddies Eltern klagten gegen Chefermittler
Der rätselhafte Fall Maddie McCann
Das mysteriöse Verschwinden des dreijährigen britischen Mädchens Madeleine «Maddie» McCann vor mehr als sechs Jahren in Portugal ist bis heute nicht geklärt.
3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste.
Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage beim Abendessen. Ihre drei Kinder ließen sie schlafend zurück.
7. Mai: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit.
Fotos der blonden Maddie gehen um die Welt. Kurz darauf ruft Fußballer David Beckham zur Hilfe auf. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus.
15. Mai: Die Polizei verdächtigt einen Briten. Er bestreitet die Vorwürfe.
5. August: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Spuren stammen aber wahrscheinlich nicht von dem Mädchen.
Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf die Eltern und deren Bekannte.
6. September: Beide Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medien zufolge geht die Polizei davon aus, dass es ein «Unglücksfall» war und sie die Leiche verborgen haben.
Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.
Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine gemacht. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.
Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.
März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungs-Unterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.
März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler Gonçalo Amaral über den Fall geschrieben hat.
Er vertritt im Kern die These, dass das Kind im Jahr 2007 bereits im Urlaubshotel der Familie in Portugal gestorben ist und nicht entführt wurde. Die Eltern hätten etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt.
Mai 2011: Die Mutter Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte.
In den Memoiren beschreibt sie unter anderem ihre Qualen und Zerrissenheit nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten.
Mitte Mai 2011 kündigt die britische Polizei an, den Fall erneut zu untersuchen. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft, kündigt Premierminister David Cameron an.
April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie möglicherweise noch am Leben ist. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.
Juli 2013: Scotland Yard gibt nicht auf: Bei weiteren Untersuchungen will die Polizei 38 «Personen von Interesse» überprüfen.
Oktober 2013: Die Polizei geht nochmals in eine Ermittlungsoffensive. Die Beamten wollen anhand von Telefondaten alle Personen identifizieren, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens Maddies aus der Ferienanlage in dem Ort befunden haben.
Die McCanns hatten einen Prozess gegen Amaral angestrengt, weil dieser in seinem 2008 erschienenen Buch "Die Wahrheit über die Lüge" behauptet, Madeleine sei tot und die Eltern hätten das vertuscht. Die Eltern wollen unter anderem die Weiterverbreitung des Buches verbieten lassen. Amaral war zuvor von den Ermittlungen abgezogen worden. Er selbst führt das auf politischen Druck aus Großbritannien zurück.
"Kein Anlass zur Vermutung, dass Maddy tot sei"
Gerry McCann versicherte, trotz der zuletzt erneut erfolglos verlaufenden Suche nach seiner Tochter gebe es keinen Anlass zu der Vermutung, dass sie tot sei. "Es gibt keinen Beweis, dass ihr schwerer körperlicher Schaden zugefügt wurde", betonte er. Deshalb würden er und seine Frau Kate die Suche nicht aufgeben. Maddie war im Mai 2007 mit drei Jahren aus einer Ferienanlage an der Algarve spurlos verschwunden. (dpa/AZ)