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Bischof Tebartz-van Elst: Limburger Bischofssitz: Koibecken im Wert eines Einfamilienhauses

Bischof Tebartz-van Elst

Limburger Bischofssitz: Koibecken im Wert eines Einfamilienhauses

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    Tebartz-van Elst steht seit Monaten in der Kritik.
    Tebartz-van Elst steht seit Monaten in der Kritik. Foto:  Fedrik von Erichsen/Archiv (dpa)

    Präzise ist im Prüfbericht zu den Kosten im Bistum Limburg nachgezeichnet, wie mit Wissen und Mitwirkung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Kosten seines Bischofssitzes in die Höhe schossen. Einige Posten belegen eklatant die Verschwendung.

    "Die Ausgestaltung des Bauprojekts in der ihm eigenen Wertigkeit geht vorwiegend auf Wünsche und Aufträge des Bischofs zurück", heißt es im Bericht, der dem Papst vorgelegt wurde. Nach Überzeugung der Prüfungskommission habe sich der Bischof zudem nicht um Einzelheiten der Finanzierung gekümmert. Er "wich Kostenfragen auch bewusst aus", heißt es im Bericht weiter.

    Mit diesen Dingen verschwendete der Limburger Bischof Gelder

    Lichtschalter hatte der Bau Anfang 2013 bereits zum größten Teil. Doch der Bischof ließ alle schon eingebauten neuen Schalter durch ein anderes Modell ersetzen, was 20.000 Euro kostete.

    Die Beleuchtung des Bischofssitzes kostete so viel wie andere Menschen für den Bau einer Villa ausgeben: Dafür ließ der Bischof 650.000 Euro springen.

    Fensterrahmen in Bronze statt der eigentlich vorgesehenen Rahmen führten dazu, dass die Fenster statt 910.000 Euro satte 1,73 Millionen Euro kosteten.

    Der Adventskranz hatte in der bereits fertigen Kapelle des  Bischofssitzes keine Aufhängung. Der Bauherr ließ dafür kurzerhand das Dach öffnen und eine Aufhängung nachträglich einbauen. Wie viel  das kostete, konnten die Prüfer nicht mehr ermitteln - mindestens aber 18.000 Euro.

    Die Vorwürfe gegen Bischof Tebartz-van-Elst

    Zu autoritär, zu prunkvoll, falsche Angaben: Wochenlang hatten die Vorwürfe gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Schlagzeilen bestimmt. Die zentralen Kritikpunkte:

    AMTSFÜHRUNG: Mehrere Priester warfen dem Bischof bereits 2010 einen autoritären Kurs vor. In ihrem Schreiben soll von «klerikalem Dünkel», vom «Abtauchen der Kirchenleute» und von «selbstverliebten Ritualen» die Rede gewesen sein.

    Auch Ende August 2013 wendeten sich Gläubige gegen den Führungsstil von Tebartz-van Elst: Frankfurter Katholiken sprachen in einem offenen Protestbrief von einer Vertrauenskrise.

    BISCHOFSRESIDENZ: Unter enormen Druck geriet der Bischof wegen seines millionenteuren Amtssitzes.

    Im Dezember 2010 waren die Um- und Neubaukosten noch offiziell mit 5,5 Millionen Euro beziffert worden. Mittlerweile geht es um eine Summe von mindestens 31 Millionen Euro - und der Geistliche wird wegen angeblicher Prunksucht angeprangert.

    Eine von der Deutschen Bischofskonferenz berufene Kommission begann im Oktober 2013 mit der Untersuchung der Kostenexplosion und legte den Bericht Anfang März im Vatikan vor.

    STRAFANTRAG: Auch die Justiz ermittelte gegen den Bischof. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragte einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst.

    Vorwurf: Der Bischof gab im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien eine falsche eidesstattliche Erklärung ab. Das Verfahren wurde gegen Zahlung von 20 000 Euro eingestellt.

    Laut Staatsanwaltschaft räumte der Kirchenmann die falschen Angaben ein. Die Limburger Ermittlungsbehörde prüft seit Monaten, ob sie ein Verfahren wegen Untreue gegen ihn einleitet.

    REAKTION DES BISCHOFS: Es gibt nicht viele Äußerungen von Tebartz-van Elst. Die erste Woge des offenen Protestes im August 2013 versuchte er mit einem Brief zu glätten, in dem er um Vertrauen bittet und Fehler einräumt.

    «Rückblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen würde», erklärte er.

    Zu den Verschwendungsvorwürfen sagte er später: «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche.» Man solle nicht den Stab über ihn brechen.

    Die Flachdächer des Bischofssitzes ließ sich Tebartz-van Elst für 275.000 Euro reine Baukosten mit Natursteinen verkleiden, die Verkleidung auch vieler Innenwände mit Natursteinen kostete 108.000 Euro. Dazu flossen weitere 344.000 Euro in die Verkleidung des Dachs und der Fassade der Kapelle mit Natursteinen - zusammen also deutlich über 700.000 Euro für reine Verzierung.

    Luxus in und außerhalb des Neubaus in Limburg

    Beheizte Steine gibt es im Limburger Bischofssitz auch. 19.000 Euro ließ der Bischof dafür springen, die Natursteinoberflächen der Wege im Bereich des Kreuzganges im Außenbereich elektrisch zu beheizen.

    Ein Koi-Becken, ein Wasserbecken für Zierfische mit einer Tiefe von zwei Metern und aufwändiger Ausstattung, kostete 213.000 Euro und damit so viel wie ein schlichtes Einfamilienhaus.

    Das Freilegen des Kellers verlangte umfassende Abbrucharbeiten an dem felsigen Gelände des Bischofssitzes. Bis die Wände des Untergeschosses sichtbar waren, flossen ursprünglich nicht geplante Mehrkosten von 2,7 Millionen Euro. Zwei Zäune des Bischofssitzes von zusammen gerade einmal 5,2 Meter Länge kosteten 49.000 Euro - die in brüniertem Messing gehaltenen Zäune kamen auf einen Preis von 5.900 Euro pro Quadratmeter Zaunfläche.

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Parkett im Neubau verschlang insgesamt 205.000 Euro. Dies  entspricht bei 420 Quadratmetern Fläche einem Quadratmeterpreis von  488 Euro - wer im Internet nach Parkettpreisen sucht, findet  Angebote von 50 Euro je Quadratmeter inklusive Verlegen. Eine Wendeltreppe für 171.000 Euro gehört ebenfalls zum Gebäudeensemble.

    Tebartz-van Elst scheute keine Kosten

    Möbel- und Tischlerarbeiten ohne Türen verschlangen insgesamt 1,15 Millionen Euro. Der Bischof ließ sich das hochwertige Mobiliar individuell anfertigen. Ausstattung und Kunstwerke über die Möbel hinaus kosteten weitere 1,17 Millionen Euro.

    Das Badezimmer von Bischof Tebartz-van Elst kostete alleine für die Ausstattung 37.000 Euro. Die Montage der hochwertigen Sanitäreinrichtungen wie etwa einer freistehenden Badewanne fehlt in dem Posten noch. Baunebenkosten in Form von Mehrfachbeauftragungen, Doppelvergütungen, Änderungsleistungen oder sonstiger Zusatzleistungen verschlangen schließlich satte 8,3 Millionen Euro.  Immer wieder wurden alte Aufträge storniert und neue ausgeschrieben.

    Inzwischen ist bekannt geworden, dass der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst stets über die ausufernden Kosten für den Bau des Limburger Bischofssitzes informiert war. Außerdem ist der umstrittene Kirchenmann in erster Linie verantwortlich für die deutliche Kostenexplosion auf dem Domberg. afp(Ralf Isermann)/dpa/AZ

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