"Ich bedauere das sehr, ich habe mich geirrt." Mit diesem Satz gab der 74 Jahre alte Staatschef König Juan Carlos zu, dass seine umstrittene Elefantenjagd am vorigen Wochenende in Botsuana ein Fehler war. "So etwas wird nicht wieder vorkommen", versprach er.
Umstrittene Elefantenjagd während Spaniens Wirtschaftskrise
Die Aussage des Königs währte nur etwa zehn Sekunden, aber sie wird in die spanische Geschichte eingehen. Die Spanier können sich nicht daran erinnern, dass jemals ein Monarch mit so deutlichen Worten ein Fehlverhalten eingestanden und die Bevölkerung um Entschuldigung gebeten hat. Auch in den anderen europäischen Monarchien kommt es äußerst selten vor, dass ein König oder eine Königin in aller Öffentlichkeit Selbstkritik übt.
König Juan Carlos entschuldigt sich
Spaniens König Juan Carlos hatte seinen privaten Jagdausflug nach Afrika eigentlich geheim halten wollen. Die Reise wurde aber publik, nachdem der Monarch in seinem Safari-Camp gestürzt war, sich die rechte Hüfte gebrochen hatte und in Madrid operiert werden musste. Zudem war ein Foto des Königs neben einem erlegten Elefanten verbreitet worden.
Die Elefantenjagd in Afrika löste nicht nur bei Tierschützern eine Welle der Empörung aus. Viele Spanier empfanden es als schlechten Stil, dass der Monarch in Zeiten der Finanzkrise und der Massenarbeitslosigkeit einer solch bizarren Freizeitbeschäftigung nachging. Einige legten dem König gar nahe, er solle zugunsten des Kronprinzen Felipe abdanken.
Juan Carlos stürzt in Safarai-Camp
Die Königshäuser von Europa
In Europa haben die Monarchen heute fast nur mehr repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Sie besitzen kaum noch politische Macht. Als Figuren des öffentlichen Lebens ohne Entscheidungsgewalt sind sie längst zu zentralen Figuren der Klatschpresse geworden.
Das britische Königshaus: Das Oberhaupt der englischen Königsfamilie ist seit 1953 Queen Elizabeth II. aus dem Hause Windsor. Sie ist Königin über Großbritannien, Nordirland, Kanada, Australien, Jamaika und andere Staaten des Commonwealth. Im April 2011 gaben sich ihr Enkelsohn Prinz William und die Unternehmertochter Kate Middleton in der Westminster Abbey das Jawort. Etwa 2000 Gäste und rund zwei Milliarden Fernsehzuschauer verfolgten diesen Augenblick.
Das spanische Königshaus: Franco hatte die Monarchie in Spanien 1946 eingeführt, allerdings ohne einen König zu ernennen. Seit seinem Tod 1975 regiert König Juan I. aus dem Haus der Bourbunen das Land. Kronprinz Felipe, Fürst von Asturien, ehelichte 2004 die bürgerliche Nachrichtensprecherin Letizia Ortiz Roscolano.
Das dänische Königshaus: Königin Margrethe II. stammt aus dem Hause Glücksburg und regiert Dänemark seit 1972. 2004 heirate Thronfolger Prinz Frederik die Australierin Mary Donaldson. Zuvor war er mit dem Model Katja Storkholm liiert, doch Königin Margrethe hatte dem Paar ihren Segen verweigert.
Das schwedische Königshaus: Das Oberhaupt der Schweden ist König Carl Gustaf XVI. aus dem Hause Bernadotte. Schon mit 27 Jahren empfing er die Königskrone. Mit Silvia Sommerlath hat er zwei Töchter und einen Sohn. Eines Tages wird Prinzessin Viktoria seinen Platz einnehmen. Diese ist seit 2011 mit ihrem Fitnesstrainer Daniel Westling verheiratet.
Das norwegische Königshaus: Seit 1991 regiert in Schweden König Harald V. aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Er hat als einer der ersten Monarchen 1968 eine Bürgerliche geheiratet. Neun Jahre hat es gebraucht, bis er von seinem Vater die Erlaubnis dazu erhielt. Thronfolger ist Prinz Haakon. Auch er hat eine Bürgerliche zur Frau genommen: die Verlegertochter Mette-Marit Tjessem Hoibi.
Das belgische Königshaus: Als König Baudouin I. aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha Anfang der 90er Jahre kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder Albert II. auf den Thron. Er ist mit Paola Ruffo di Calabria aus Italien verheiratet. Prinz Philipp ist der älteste Sohn des Paares und wird eines Tages den Thron besteigen.
Das niederländische Königshaus: Seit 1980 ist Beatrix Wilhelmina Armgard van Oranje-Nassau Königin der Niederlande. In den 60er Jahren heitatete sie den Deutschen Claus von Amsberg. Er erlangte den Rang des beliebtesten Mitglieds der königlichen Familie und starb 2002. Willem-Alexander ist der älteste Sohn der beiden. Seine Frau Máxima Zorreguieta stammt aus Argentienien. Ihr Vater gehörte der argentinischen Militärjunta an, weshalb die Heirat vom Volk mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde.
Die Reue in der Öffentlichkeit wurde in Spanien mit Erleichterung aufgenommen. "In zehn Sekunden gewinnt der König alles zurück, was er in den letzten Tagen verloren hatte", meinte die monarchistische Online-Zeitung "ABC.es". Das linksliberale "elpais.com" betonte: "Noch nie hat in Spanien eine politische Institution in so unumwundener Weise um Verzeihung gebeten wie der König."
Dabei war das Königshaus in Spanien lange Zeit die politische Instanz mit dem höchsten Ansehen in der Bevölkerung gewesen. Dazu hatte Juan Carlos mit seinen Verdiensten bei der Wiedereinführung der Demokratie nach dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) maßgeblich beigetragen.
Spanischer König an Hüfte operiert
Eine Serie von Affären und Skandalen stürzte das Königshaus jedoch in eine schwere Krise: Die älteste Königstochter Elena ließ sich scheiden; die Justiz leitete Ermittlungen gegen den königlichen Schwiegersohn Iñaki Urdangarín ein wegen des Verdachts der Unterschlagung von Steuergeldern; der älteste Enkel des Königs schoss sich in den Fuß, obwohl er als 13-Jähriger eigentlich kein Gewehr in die Hand nehmen durfte. Als dann noch die Aufregung um die Elefantenjagd hinzukam, entschloss Juan Carlos sich zu einem drastischen Schritt und zeigte öffentlich Reue.
Das Renommee des Königshauses kriselt auch auf anderem Terrain. Schon seit längerem zirkulieren Berichte, dass es um die Ehe des Monarchen mit Königin Sofía nicht zum Besten bestellt sei. Die Buchautorin Pilar Eyre schrieb Juan Carlos eine Reihe von außerehelichen Liebschaften in den vergangenen Jahrzehnten zu und stellte Sofía als eine "einsame Frau" dar.
König Juan Carlos räumt ein, einen Fehler begangen zu haben
Solche Meldungen erhielten am vorigen Wochenende neuen Auftrieb dadurch, dass die Königin trotz der Hüftoperation des Monarchen zunächst einmal ihre Griechenland-Reise fortsetzte. Sie besuchte ihren Mann erst einige Tage später im Krankenhaus - und das auch nur für eine Viertelstunde. Dies sorgte in Spanien für erhebliche Verwunderung. Daraufhin stattete die Königin ihrem Mann am Dienstag erneut einen Besuch ab. Diesmal blieb sie für drei Stunden und aß mit Juan Carlos zu Mittag. Am Mittwoch wurde der König aus der Klinik entlassen. dpa/AZ