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Porträt: Kardinal Tauran: Der Papst-Verkünder

Porträt

Kardinal Tauran: Der Papst-Verkünder

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    Er verkündete am Mittwoch auf Lateinisch, wer der neue Papst ist: Dereinstige Chefdoplomat und jetziger  Kardinalprodiakon Jean-Louis Tauran aus Frankreich.
    Er verkündete am Mittwoch auf Lateinisch, wer der neue Papst ist: Dereinstige Chefdoplomat und jetziger Kardinalprodiakon Jean-Louis Tauran aus Frankreich. Foto: Filippo Monteforte, AFP

    Er ist der Mann, der der Welt den Namen des neuen Papstes verkündet hat – und dem damit eine der öffentlichkeitswirksamsten Aufgaben beim Konklave zugefallen ist: der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran. Gut eine Stunde, nachdem sich der weiße Rauch aus dem Schornstein in den Himmel gekräuselt hatte, trat der 69-Jährige auf den Balkon der Peterskirche und verkündete der Stadt Rom und dem Erdkreis „eine große Freude“: „Habemus Papam“ – „Wir haben einen neuen Papst“.

    Wie es am Tag nach der Papstwahl weitergeht, erfahren Sie im Ticker.

    Jean-Louis Tauran ist dienstältester Kardinal

    Es waren die wohl berühmtesten fünf Minuten in der Laufbahn des Spitzendiplomaten, der sich diese Aufgabe nicht ausgesucht hat. Nach der peniblen Konklaveordnung ist der Kardinalprotodiakon für das Ausrufen der erfolgreichen Papstwahl zuständig.

    Diesen Ehrentitel trägt, wer im Kollegium der Purpurträger dienstältester und damit ranghöchster Kardinaldiakon ist. Tauran ist das seit dem 21. Februar 2011.

    Kardinal Tauran: einstiger Chef-Diplomat des Vatikans

    Jean-Louis Tauran stammt aus Bordeaux, wo er 1943 geboren wurde. Er studierte in Toulouse und Rom Philosophie und Theologie und promovierte in Kirchenrecht. 1969 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete in verschiedenen Pfarreien. 1975 trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und absolvierte die päpstliche Diplomatenakademie in Rom. Darum bleibt er eigentlich auch lieber im Hintergrund. Tauran arbeitete in der Dominikanischen Republik und im Libanon, später in Haiti und auch Syrien. Außerdem gehörte er Vatikan-Delegationen bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und der UN-Konferenz für Abrüstung an.

    Papst Johannes Paul II. berief Tauran Ende 1990 an die Spitze des vatikanischen Außenministeriums und weihte ihn auch persönlich zum Bischof. 13 Jahre lang behielt der Mann, der für seine klaren Worte bekannt ist, diesen Posten. Aus gesundheitlichen Gründen – Tauran erkrankte an Parkinson, was man ihm gestern Abend bei der Verkündung auch deutlich ansah – musste er schließlich kürzertreten. Er wechselte 2003 in das ruhigere Amt des päpstlichen Archivars und Bibliothekars. Im gleichen Jahr wurde er zum Kardinal erhoben.

    Tauran versuchte das Verhältnis zum Islam zu stabilisieren

    Nachdem sich seine Gesundheit stabilisiert hatte, berief ihn Papst Benedikt XVI. im September 2007 zum Präsidenten des Rats für den interreligiösen Dialog. In diesem Amt war es schließlich auch Taurans Job, nach den Irritationen um die „Regensburger Rede“ Benedikts bei seinem Bayern-Besuch 2006 das Verhältnis zum Islam zu beruhigen.

    Zu den weiteren Aufgaben des Kardinalprotodiakons gehörte auch, beim „Urbi et orbi“ – ebenfalls vom Balkon an der Frontseite des Petersdoms aus – neben dem Papst zu stehen.

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