Hitlergruß, Hakenkreuze und Oralsex: Etwa Dreiviertel der Zuschauer sind während der 165-minütigen Kunstperformance von Skandalkünstler Jonathan Meese schlichtweg gegangen. Meese ist für seinen aggressiven Aufführungen bekannt. Am Mittwochabend war es bei den Mannheimer Schillertagen zu einem erneuten Skandal gekommen.
Jonathan Meese zeigte unaufhörlich den Hitlergruß
Während seiner Ein-Mann-Aufführung "Generaltanz den Erzschiller" zeigte der 1970 geborene Meese unaufhörlich den Hitlergruß, beschmierte eine Außerirdischen-Gummipuppe mit einem Hakenkreuz oder deutete mit dieser Oral-Sex an. Die Uraufführung seines auf Nonsens beruhenden Auftragswerks geriet zur Farce, da der in einem schwarzen Adidas-Trainingsanzug mit goldenen Streifen bekleidete Meese permanent das Ende der Demokratie beschrie.
Skandalkünstler beschimpft das Publikum permanent
Die Zuschauer beschimpfte er als "Form-Fleisch-Menschenklone", die sich von "Demokratie-Terroristen" regieren ließen. Seine Redetiraden im irren Auf- und Abgehen wurden durch die permanente Wiederholung von eingespielten Musiktiteln wie "You" der 1980er-Jahre-Band "Boytronic" orchestriert. Unaufhörlich rief Meese die "Diktatur der Kunst" aus, eine Auseinandersetzung mit Friedrich Schiller fand nicht statt. Am Ende hatte er knapp 75 Prozent seiner Zuschauer verloren.
Meese: Hitlergruß bei den Schillertagen nicht der erste
Die Mannheimer Aufführung wird möglicherweise auch die Justiz interessieren. Denn erst im Juni hatte der Skandalkünstler einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Kassel wegen eines öffentlichen Hitlergrußes erhalten. Ob es zu einem Gerichtstermin kommt, ist unklar. Fest steht aber, dass Meese 2016 bei den Bayreuther Festspielen Wagners "Parsifal" inszenieren wird. Erfahrungen als Regisseur von Opern hat er bislang nicht.
Das ist Jonathan Meese
Jonathan Meese gilt als eine der provokantesten Figuren der gegenwärtigen Kunstszene. Er ist vor allem für seine Installationen und Gemälde bekannt. Meese wurde 1970 in Tokio geboren, die Mutter stammte aus Deutschland, der Vater aus Großbritannien. Auf der Berlin Biennale wurde er mit der Installation "Ahoi de Angst" schlagartig einem breiten Publikum bekannt, später folgten Ausstellungen wie "Erzstaat Atlantisis" oder "Fleisch ist härter als Stahl". Sich selbst nennt der 42-Jährige mitunter eine "Ameise der Kunst". (dpa/AZ)