Michael Jacksons früherer Leibarzt Conrad hatte Ende 2011 die Höchsstrafe bekommen: Vier Jahre Haft. Es ist die Höchststrafe bei fahrlässiger Tötung. Messerscharfe Worte hagelten damals von der Richterbank auf Conrad Murray nieder: Der frühere Leibarzt des verstorbenen US-Popidols Michael Jackson sei in einen "Kreislauf schrecklicher Medizin" geraten, habe systematisch gelogen, getäuscht und das Vertrauen seines verletzlichen Patienten schamlos ausgenutzt. Möglicherweise bleibt Murray ein langer Aufenthalt in einem staatlichen Gefängnis aber dennoch erspart.
Schadensersatz-Prozess gegen Jacksons Konzertagentur
Der Prozess um Michael Jacksons Tod
Michael Jackson starb im Juni 2009. Von Ende September bis Anfang November 2011 stand sein Leibarzt vor Gericht.
25. Juni 2009: Michael Jackson (50) stirbt an einer Vergiftung mit dem Narkosemittel Propofol. In den Mittelpunkt der Ermittlungen rückt Jacksons Privatarzt Conrad Murray, der ihm das Mittel möglicherweise gespritzt hat.
4. September 2009: Jackson wird auf einem Prominentenfriedhof bei Los Angeles beerdigt.
4. Januar 2011: Vor Gericht beginnt Murrays Anhörung. Zeugen sagen gegen ihn aus. Bald darauf wird er angeklagt.
27. September 2011: Der Prozess gegen Murray beginnt in Los Angeles. Die Anklage wirft ihm «grobe Fahrlässigkeit» vor, die Verteidigung weist Jackson selbst die Schuld zu.
3. Oktober 2011: Die Notärztin, die Jackson für tot erklären ließ, erhebt schwere Vorwürfe gegen den Leibarzt. Er habe ihr verschwiegen, dass er ein Narkosemittel verabreicht hatte.
6. Oktober 2011: Eine Ermittlerin räumt vor Gericht Fehler bei der Spurensicherung ein.
12. Oktober 2011: Ein Kardiologe wirft Murray vor, er habe seine ärztlichen Pflichten grob vernachlässigt. So habe er den Notarzt zu spät alarmiert. Zudem habe er die Wiederbelebungsversuche verpatzt.
28. Oktober: Ein Facharzt erklärt, der Popstar habe sich die tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol womöglich selbst gespritzt.
7. November 2011: Die zwölf Geschworenen fällen ihr Urteil. Conrad Murray ist demnach schuldig.
29. November 2011: Conrad Murray wird wegen fahrlässiger Tötung zu vier Jahren Haft verurteilt.
Murray legte jetzt dagegen die Berufung ein, kurz nachdem Anfang April ein Prozess um milliardenschweren Schadenersatz gegen Jacksons Konzertagentur AEG begonnen hatte. Jacksons Mutter Katherine und seiner Kinder werfen AEG vor, zu großen Druck auf den Sänger ausgeübt zu haben und damit eine Mitschuld an seinem Tod zu tragen.
Die Anklage habe nicht beweisen können, dass Jackson am 25. Juni 2009, dem Tag seines Todes, das Betäubungsmittel Propofol verabreicht bekommen habe, argumentierten die Anwälte von Conrad Murray in ihrem 231 Seiten starken Berufungsantrag, den sie am Montag in Los Angeles einreichten. Murray war im November zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Leibarzt: Zeugen durften im Jackson-Prozess nicht alles hören
Der heute 60-Jährige machte außerdem geltend, dass bei seinem Prozess Zeugenaussagen nicht zugelassen, die den Fall in einem anderen Licht erscheinen lassen könnten. "Die Geschworenen durften nicht erfahren, dass, als Jackson starb, er (der Konzertagentur) AEG fast 40 Millionen Dollar schuldete, mehr als 30 Klagen gegen ihn liefen". Auch den US-Steuerbehörden habe der Popstar mehrere Millionen Dollar geschuldet.
Anklage: Michael Jackson an Tropf gehängt
Die Anklage hatte Murray vorgeworfen, Jackson am Tag seines Todes einen Tropf mit Propofol angehängt und ihn dann unbeaufsichtigt gelassen zu haben, so dass der Sänger an einem Atemstillstand starb. Murray versichert hingegen, er habe Jackson drei Tage lang kein Propofol gegeben und ihm schließlich nur eine 25-Milligramm-Injektion des Betäubungsmittels verabreicht, damit er besser schlafen könne. Danach habe er Jackson eine Kochsalzlösung als Infusion angehängt.