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Kabarettist: Interview: Josef Hader über "Das ewige Leben"

Kabarettist

Interview: Josef Hader über "Das ewige Leben"

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    Josef Hader spricht über den neuen Film "Das ewige Leben". Er verkörpert den Ex-Polizist Simon Brenner.
    Josef Hader spricht über den neuen Film "Das ewige Leben". Er verkörpert den Ex-Polizist Simon Brenner. Foto: Tobias Böcker

    Er hat Verspätung, aber das allein sagt schon was aus. In diesem Fall: Josef Hader hat ein Herz für Menschen mit guten Ideen, anderen Ansätzen und Mut. Außerdem ist er neugierig. Oder konnte er einfach nicht Nein sagen? Jedenfalls schaute er noch schnell im Augsburger Grandhotel Cosmopolis vorbei. Die Macher des außergewöhnlichen Flüchtlingsprojekts hatten ihn angeschrieben und eingeladen. Und? „Super. Sie wollten wissen, ob ich mal vorbeikomme, wenn die mal ein Festl machen“, sagt Hader, zieht seine braune Lederjacke aus, nimmt seine Schiebermütze ab und setzt sich an einen Tisch im Kaffeehaus. Ein paar Gäste gucken, nuscheln. Ist das nicht? Doch, klar! Er ist einer der bekanntesten Kabarettisten im deutschsprachigen Raum. Draußen ist er auch auf einem Kinoplakat zu sehen. In „Das ewige Leben“, der vierten Verfilmung eines Wolf-Haas-Krimis, spielt er wieder den kauzigen Ex-Bullen Simon Brenner. „Das ewige Leben“

    Josef Hader auf Vermarktungstour für seinen neuen Film

    Hader sieht müde und blass aus, das wahre Leben ist gerade anstrengend. Man nimmt seiner Agentin sofort ab, dass er am Vorabend bei „der Komödie ,Fifty Shades of Grey‘“ eingeschlafen ist. Kabelbinder sind so gar nicht seine Welt. Hader trinkt erst einmal einen Schluck Wasser. „Ich bin wie ein Politiker auf Wahlkampf“, scherzt er anschließend. Statt um Stimmen geht es halt um Kinokarten. In den vergangenen Tagen hat Hader mit seinem Team Kinos abgeklappert, viel Applaus bekommen, zig Autogramme geschrieben und viele Publikumsfragen zu „Das ewige Leben“ beantwortet. Nein, ein fünfter Brenner-Film sei noch nicht in Planung, man sei noch etwas ratlos, wie es weitergeht. Ja, die Katze hatte einen Tiertrainer. Ja, er habe eine Abneigung gegen Detektivgeschichten, weil die ihn als Mathe-Niete zu sehr an Mathematik erinnerten. Nein, den Imbiss „Endstation“ am Grazer Friedhof gebe es nicht wirklich. Nein, er wollte nicht Schauspieler werden, sondern als Lehrer lieber, Theater mit Kindern spielen.

    Er antwortet und scherzt in seiner unnachahmlich trockenen österreichischen Art. Die Leute lieben ihn dafür. Hader mag den Kontakt zu den Leuten, deswegen spielt er auch am liebsten auf kleineren Bühnen. Sobald er vor dem Publikum steht, legt sich sein Profischalter um. Alter Hase eben. Seit über 30 Jahren ist er mit seinem theatralen Kabarett im Geschäft. „Indien“ machte ihn und seinen Kollegen Alfred Dorfer bekannt, danach ging es nur bergauf.

    Hader und sein Filmcharakter Brenner unterscheiden sich

    Obwohl er eines seiner Programme „Privat“ hieß, ist über den privaten Hader nicht so viel bekannt. 1962 im Waldviertel geboren, dann Klosterschule – daher die Abneigung gegen den Katholizismus und private Fragen. Er lässt nicht viel raus. Der ältere seiner beiden Söhne habe „Das ewige Leben“ angeschaut. „Er findet’s scheiße, dass wir nicht auf Film gedreht haben. Das sieht aus wie Fernsehen, hat er gesagt. Er hat recht“, sagt Hader. Wie alt sein wohl jüngster Kritiker ist, sagt er nicht. Okay, nächster Versuch: Was würde der Brenner vom Hader halten? „Der Brenner tät’ mich nicht mögen. Dem wär ich zu konziliant und zu opportunistisch“, sagt Hader. Den Trotz hätten sie zwar gemeinsam, doch im Gegensatz zum Brenner versuche Hader, es immer allen recht zu machen. Und wie ist er sonst so? „Ich bin nicht viel anders als jetzt, ich verstelle mich privat auch nicht mehr, als ich mich bei Ihnen verstelle“, sagt er. Gut, glauben wir dem Typen mit dem braunen Dackelblick das mal. Demnach ist er also genauso witzig und scharfsinnig wie auf der Bühne, etwas nachdenklicher, wesentlich leiser und zurückhaltender, ein guter Beobachter eben. Ach ja, und er sei ein als Pessimist verkleideter Optimist, verrät er. „Ich rechne eher mit dem Schlimmsten, um mich dann vom Leben positiv überraschen zu lassen.“

    Nach Augsburg geht’s noch nach Vilsbiburg, dann ist die ganze „Brennerei“ vorbei. Heißt: wieder mehr Zeit für neue Projekte und fürs Kabarett. Er freut sich drauf. Erst einmal geht’s nach Berlin. Hader wird in einem Film Stefan Zweig spielen. Gerade sammelt er Geld, weil er selber Regie führen möchte. Was für ein Film das wird, möchte er noch nicht verraten. So viel steht fest: Bekommt er das Geld nicht zusammen, schreibt er im Herbst ein neues Kabarettprogramm, ansonsten geht’s erst 2016 damit los.

    Josef Hader schreibt bald wieder an einem neuen Kabarettprogramm

    Wenn er schreibt, dann sitzt er auch wieder häufiger im Kaffeehaus. Hader ist als Wahl-Wiener quasi Kaffeehausexperte. Vormittags schreibt er dort gerne in sein Notizbuch, schaut, taucht in der Öffentlichkeit unter. Was macht ein gutes Kaffeehaus aus? „Halbleer muss es sein, alles andere ist mir wurscht. Wenn’s zu voll ist, kann ich mich nicht gescheit konzentrieren.“ Das Café Ritter in Ottakring zum Beispiel, da saß er schon als Student, „das war auch das Stammcafé von Ernst Happel, dem Fußballer, wissen’s?“ Im „Schopenhauer“ und im „Rüdigerhof“ ist er auch gerne. Am liebsten ist es ihm aber, wenn er beim Arbeiten die Sprache nicht versteht. Da muss er von Österreich nicht weit fahren. Brünn, Budapest – „sehr schöne Kaffeehäuser hams doa“.

    Apropos fahren. Wurde der nächste Augsburg-Besuch vorhin schon vereinbart? Was ist nun mit dem Grandhotel? Nichts Konkretes, die melden sich, und wenn’s passt, wär’ der Hader dabei. Weißt eh.

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