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Im Land der gefährlichen Giftzwerge

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Im Land der gefährlichen Giftzwerge

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    Qualle
    Qualle Foto: dpa

    Ungeklärt ist bislang, warum ausgerechnet in Australien derart giftige Spinnen, Schlangen, Quallen, Insekten, Fische und Kröten verbreitet sind. Einige Wissenschaftler vermuten die extremen Lebensbedingungen in kargen Sand- und Steinwüsten mit langen Hitzeperioden und dem daraus resultierenden Mangel an Beutetieren könnten Ursache dafür sein. Wenn dann schon mal ein Opfer in Reichweite komme, dann müsse auch die Chance, es zu erwischen, möglichst groß sein.

    Aber frisst der Inland-Taipan eine Viertelmillion Mäuse auf einmal? Nur knapp zwei Meter lang wird die unscheinbare Natter mit dem dunkelbraunen Körper und dem zierlichen schwarzen Kopf, die erst 1975 in den abgelegenen Wüstenregionen Süd-Australiens entdeckt wurde. Lange Hitzeperioden übersteht sie mühelos ohne Nahrung. Normalerweise ist der Inland-Taipan scheu und flüchtet vor Menschen. Wird er jedoch in die Enge getrieben, setzt er sich heftig zur Wehr, indem er mehrfach blitzartig zubeißt. Das stark wirkende Neurotoxin aus seinen nadelscharfen Giftzähnen zerstört bei jedem Opfer sofort die roten Blutkörperchen. Hochgefährlich macht diese Giftnatter zudem ihre Wendigkeit.

    Während der Inland-Taipan zurückgezogen in ehemaligen Rattenbauten im Landesinneren haust, wagt sich sein bis zu drei Meter langer Bruder, der Taipan, auch in die Regenwälder der dichter besiedelten Küstenregionen im Norden und Nordosten Australiens. Die "gute" Nachricht: Mit einem Biss kann diese Giftnatter "nur" 95 000 Mäuse erlegen. Tröstlich ist aber in der Tat, dass es zu 80 Prozent aller Schlangenunfälle nur kommt, weil Menschen versuchen, die scheuen Reptilien zu fangen oder zu töten.

    Während die australischen Nattern menschliche Ansiedlungen meiden, fühlt sich eine der giftigsten Spinnen der Welt im Umfeld der Menschen geradezu heimisch. Ausschließlich im Großraum der Millionenmetropole Sydney spinnt die Trichterspinne in Kellern, Vorstadtgärten und Garagen das trichterförmige Netz, dem sie ihren Namen verdankt. Nur bis zu fünf Zentimeter groß wird dieses Tier, das zu den primitivsten seiner Art gehört ­ und gleichzeitig das giftigste von allen sein soll.

    Um die beiden an scharfe Krallen erinnernden, nach unten gebogenen Giftzähne einzusetzen, muss sich die Spinne mit den schwarz behaarten Beinen bedrohlich aufrichten ­ dann wird es höchste Zeit zu flüchten: für Insekten, Eidechsen und Frösche, von denen sich die Trichterspinne ernährt, aber auch für Menschen, die bis zur Entwicklung eines Gegenserums 1980 nach einem Spinnenbiss häufig an dem lähmenden Nerventoxin, das sofort grausame Schmerzen auslöst, starben.

    Szenenwechsel ­ - weg von der Großstadt Sydney an die traumhaften Palmenstrände Queenslands im Nordosten des Kontinents: Tropische Temperaturen, sonnige Buchten mit puderzuckerartigem Sand und tieftürkises, sich sanft kräuselndes Meerwasser scheinen ganzjährig zu unvergleichlichem Urlaubsspaß einzuladen. Umso erstaunlicher, dass sich zwischen November und April kaum jemand in diesen paradiesischen Verhältnissen vergnügt. Allenfalls planschen einmal Badende dicht gedrängt in durch Netze abgegrenzten Bereichen einzelner Buchten.

    Box Jellyfish nennen die Einheimischen den Spaßverderber, der das Schwimmen in Queenslands traumhaften Buchten monatelang zur tödlichen Gefahr macht. Die Würfelqualle gilt als die giftigste bekannte Kreatur im Wasser und kann ein Kind in wenigen Minuten töten. An ihren 16 bis zu drei Meter langen Tentakeln sitzen Millionen Kapseln, die mit Widerhaken versehen sind. Bei ruhiger See tummeln sich die rund zwei Kilogramm schweren Quallen in seichten Gewässern und Flussmündungen, wo sie ihre Leibspeise Krabben jagen.

    Wird das geleeartige Lebewesen berührt, sticht es seine feinen Widerhaken sofort in die Haut des Opfers und injiziert sein tödliches Serum, das aus drei Giftstoffen besteht: einer Substanz, die die Atmung lahmlegt und Herzstillstand verursachen kann, einer zweiten, die die roten Blutkörperchen angreift, und einer dritten, die dafür sorgt, dass sich an den Einstichstellen zunächst eitrige Wunden und später wuchernde, verfärbte Narben bilden. Verbunden ist die Quallenattacke mit unerträglichen Schmerzen, die wellenartig ansteigen.

    Dann doch lieber am eher sicheren Ufer bleiben? An den eigenen Gifttieren hatten die Australier offenbar noch nicht genug, weshalb sie sich 1935 die Aga-Kröte aus Venezuela in den Norden des Landes holten. Die hässliche Kreatur mit dem wuchtigen Körper und den kurzen Beinen sollte in den Zuckerrohrplantagen als Schädlingsvertilger eingesetzt werden. Doch das gefräßige Reptil machte sich über alles andere und insbesondere Nützlinge her, vermehrte sich explosionsartig und ist inzwischen selbst zur Plage geworden.

    Hinter den Augen hat die Kröte zwei Wülste, in denen ein für den Menschen nicht tödliches, aber bei Berührung äußerst schmerzhaftes Gift produziert wird, das die plumpe Kreatur bis zu einem Meter weit spritzen kann, wobei sie vornehmlich auf die Augen ihres Opfers zielt. Dieser Giftzwerg bringt die Australier ebenso wie Spinnen und Schlangen nicht aus der Ruhe: Gerne hält man sich die Aga-Kröte als Haustier, und ihr Gift wird sogar als Rauschmittel verwendet.

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