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Internethändler: Händler bieten Anne Frank-Kostüm zu Halloween an - und sorgen für Empörung

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Händler bieten Anne Frank-Kostüm zu Halloween an - und sorgen für Empörung

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    Anne Frank starb mit 15 Jahren im im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
    Anne Frank starb mit 15 Jahren im im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Foto:  ANP (dpa)

    Für gut zehn Pfund konnte man als Anne Frank gehen. Das Kostüm aus blauem Kleid, grüner Baskenmütze und brauner Schultertasche gab es bei etlichen Online-Händlern weltweit und das Produktbild zeigte ein grinsendes Kindermodel mit Pausbacken und selbstbewusster Körperhaltung. „Wir können stets aus den Kämpfen der Geschichte lernen“, hieß es in der Beschreibung. Das Verkaufsargument auf der Webseite? „Jetzt kann Ihr Kind in die Rolle einer Heldin des Zweiten Weltkriegs schlüpfen.“ Doch die erhofften Kunden reagierten empört und warfen den Verkäufern vor, das Schicksal der im Konzentrationslager Bergen-Belsen umgekommenen Anne Frank zu verharmlosen. Sie starb mit nur 15 Jahren.

    Heftige Kritik

    Eine gegen Rechtsextremismus kämpfende Organisation twitterte: Anne Frank? Ihr macht wohl Witze. Wie um alles in der Welt kann das Spaß sein? Andere bezeichneten das Kostüm als geschmacklos oder ekelhaft und monierten, das durch seine Tagebücher berühmt gewordene Mädchen auf solch eine Art und Weise zu vermarkten sei widersinnig.

    Carlos Galindo-Elvira von der Anti-Defamation League in Arizona schrieb, es gebe bessere Wege, an das Holocaust-Opfer zu erinnern. „Wir sollten ihr Andenken nicht als Kinder-Kostüm verharmlosen.“ Die in Frankfurt am Main geborene Jüdin Anne Frank verfasste die Tagebücher, während sie sich mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in den Niederlanden vor den Nationalsozialisten versteckte.

    Das Kostüm, das laut Medienberichten vom britischen Hersteller Smiffy’s produziert wird, stand auf firmen-eigenen Webseiten wie halloweencostumes.eu oder fun.com zum Verkauf, wurde nach dem Entrüstungssturm jedoch aus dem Angebot genommen. Ein Sprecher entschuldigte sich, falls sich jemand durch das Outfit angegriffen fühle. Er teilte mit, das Kostüm sei nicht nur für Halloween gedacht gewesen, sondern auch für Bildungszwecke wie Schulprojekte und Theaterstücke.

    Nicht respektvoll

    Die Kolumnistin Ellen Scott schrieb in der britischen Zeitung Metro: „Wir sind uns nicht sicher, warum irgendjemand dachte, dass es eine gute Idee sein würde, ein Halloween-Kostüm zu kreieren, das Kinder aussehen lässt wie Anne Frank.“ Es sei keine respektvolle, feinfühlige Art, über diese historische Zeit zu lernen.

    Dabei empfand es nicht jeder als geschmacklos. Eine Nutzerin auf Twitter wunderte sich: Wieso sei es aber in Ordnung, sich als nativer amerikanischer Indianer zu verkleiden und den religiösen Kopfschmuck eines heiligen Mannes zu tragen? Verwirrende Maßstäbe. Bei einigen Händlern, darunter Amazon, ist das Outfit noch immer erhältlich unter „Evakuierten-Mädchen-Kostüm aus dem Zweiten Weltkrieg“. Es eigne sich perfekt für Karneval, Themenpartys und Halloween, heißt es.

    Die jetzige Kontroverse ist keineswegs die erste dieser Art. Immer wieder sorgen Outfits für Empörung oder überschreiten die Grenzen des guten Geschmacks. So löste 2014 ein makabrer Trend in den USA sowie in Großbritannien eine Debatte aus, als Menschen in einem Ebola-Schutzanzug Halloween feierten und damit die vielen Opfer der Krankheit in Afrika offenbar vergaßen. Leuchtende Kürbisköpfe vor den Häusern, als Hexen verkleidete Erwachsene, die zu Gruselpartys pilgern und Geisterumzüge in jeder Gegend: In Großbritannien feiern die Menschen seit Jahren Halloween in US-Manier, obwohl der aus alten keltischen Wurzeln stammende Brauch von irischen Einwanderern nach Amerika gebracht wurde und die Ursprünge auf den britischen Inseln liegen.

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