Die Besetzung des Guttenberg-Films "Der Minister" ist prominent. Katharina Thalbach spielt in der Sat.1-Komödie eine Kanzlerin namens Murkel. Alexandra Neldel mimt zu Guttenbergs Frau und der ehemalige Verteidigungsminister selbst wird von Kai Schumann gespielt. Mit Spannung wird die Komödie über dieses denkwürdige Kapitel der deutschen Politik erwartet.
Film über Aufstieg und Fall über zu Guttenbergs
Es geht um den Aufstieg und Fall von Karl-Theodor zu Guttenbergs, der 2011 wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit als Verteidigungsminister zurücktrat. "Kein Sender wollte das machen, außer Sat.1", sagt Produzent Nico Hofmann. Er vergleicht den Film mit Helmut Dietls legendärer Komödie "Schtonk!" über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Der Sendetermin ist im Winter/Frühjahr 2013.
Schauspieler Kai Schumann mimt zu Guttenberg
Das Gel im Haar ist extra stark, das Kreuz in Adelspositur durchgedrückt, der Anzug sitzt. Und dieser ausgestreckte Arm: wie Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Times Square in New York. Schauspieler Kai Schumann sieht seinem Vorbild sehr ähnlich: Eine Passantin hielt ihn bei den Dreharbeiten von "Der Minister" verdutzt für das Original. Katharina Thalbach spielt eine Kanzlerin namens Murkel. Sie legt bei der Filmvorstellung in Berlin die Finger zum Merkel-Dreieck. "Was sagen Sie zu Syrien?" ruft ein Fotograf.
Jan Josef Liefers war ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehen. Die Geschichte reicht aber bis zur Loveparade zurück, bei der "KT" seine Frau Stephanie kennenlernte. Also kam mit Schumann ("Doctor's Diary") ein Jüngerer zum Zuge. Was der 36-Jährige von Guttenberg hält, umschreibt er diplomatisch: "Meine Sichtweise auf die Figur sieht man im Film."
Katharina Thalbach als Kanzlerin
Chronologie der Affäre Guttenberg
15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.
16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.
Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.
17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.
18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.
In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."
21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.
22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.
23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.
28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.
1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.
3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.
7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.
8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.
15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.
6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".
11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.
23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.
Wenn die Komödie so gut wird wie der Trailer, dann wird sie zeigen, dass hinter dem Phänomen Guttenberg nicht nur er selbst, sondern auch der Politik-Betrieb, die Medien und die Wähler steckten. Katharina Thalbach ist gespannt, ob die Kanzlerin "amused" sein wird. Bei ihrem Part sei eine unzählige Anzahl von Jacketts das A und O gewesen. "Sicher wäre meine Traumrolle Herbert Wehner gewesen", frotzelt Thalbach. "Sie ist seriös als Angela Merkel", findet Hofmann. Und scherzt: Gerade habe Thalbach ein "Biopic" (eine Filmbiografie) zugesagt.
"Ich trage mich mit dem Gedanken, ein Zoon Politikon zu werden", verkündet der Film-Guttenberg, der hier Franz Ferdinand von und zu Donnersberg heißt und in Berlin am Zaun des Kanzleramts rüttelt. Sein Sandkastenfreund Max (Johann von Bülow) schreibt ihm eine Doktorarbeit, um sein Ansehen bei der Kanzlerin aufzupolieren. Die erste Dienstreise führt ihn zur Rettung von "Forpel" nach New York. Medienwirksam unterstützt wird Donnersberg vom ebenfalls viel Gel tragenden Chefredakteur des "Blitz Kuriers" (Thomas Heinze).
Guttenberg soll zu Premiere eingeladen werden
Die gescheiterten Kronprinzen der Union
Christian Wulff: Aufstieg und Fall lagen selten dichter beieinander als bei dem früheren Bundespräsidenten. Bis zu seiner Wahl zum Präsidenten im Juni 2010 galt Wulff als aussichtsreicher Kronprinz der Union. Als langjähriger niedersächsischer Ministerpräsident wurde er immer wieder für höhere Ämter gehandelt. Nur 20 Monate nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten folgte im Februar der tiefe Sturz, als Wulff nach wochenlangen Debatten um mögliche Vorteilsnahme zurücktrat.
Karl-Theodor zu Guttenberg: Der CSU-Shootingstar war Deutschlands beliebtester Politiker und wurde als größter Hoffnungsträger der Union gehandelt. Doch dann stürzte Guttenberg über die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit. Ende Februar 2011 erkannte die Universität Bayreuth Guttenberg den Doktortitel ab, kurz darauf trat der CSU-Politiker als Verteidigungsminister zurück.
Roland Koch: Im Mai 2010 kündigte Hessens Ministerpräsident überraschend seinen Rückzug von allen politischen Ämtern an. Koch war zeitweilig sogar als möglicher Kanzlerkandidat der Union gehandelt worden. Nach dem Ende seiner politischen Karriere zog es ihn in die Wirtschaft: Koch ist mittlerweile des Chef des Baukonzerns Bilfinger Berger.
Peter Müller: Der langjährige Saar-Ministerpräsident wurde Ende 2011 zum Richter am Bundesverfassungsgericht gewählt. Müller war es nach herben Stimmenverlusten nach der saarländischen Landtagswahl im Jahr 2009 noch gelungen, eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen zu bilden. Doch seine Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigte das Bündnis Anfang des Jahres auf und steht nach vorgezogenen Neuwahlen nun an der Spitze einer großen Koalition aus CDU und SPD.
Jürgen Rüttgers: Wie Ex-Bundesumweltminister Norbert Röttgen musste der frühere NRW-Ministerpräsident Rüttgers eine schwere Wahlniederlage einstecken. Als sich nach der Wahl 2010 in Düsseldorf eine rot-grüne Minderheitsregierung gebildet hatte, zog sich Rüttgers aus der ersten Reihe der Politik zurück. Nachfolger als CDU-Landeschef wurde Röttgen, der dieses Amt nun auch wieder abgibt. Rüttgers arbeitet mittlerweile unter anderem für eine Anwaltskanzlei.
Ole von Beust: Im Juli 2010 verkündete der damalige Hamburger Bürgermeister seinen Rückzug vom Regierungsamt - und leitete damit indirekt das Ende des schwarz-grünen Bündnisses in der Hansestadt ein. Drei Monate nach seinem Rückzug aus der Politik kündigten die Hamburger Grünen ihr Bündnis mit der CDU auf. Bei der Wahl im Februar 2011 holte die SPD die absolute Mehrheit.
Friedrich Merz: Der frühere Fraktionschef galt einst als großer Hoffnungsträger der Union. Doch nachdem er im Jahr 2000 den Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag übernommen hatte, verlor er das Amt schon zwei Jahre später wieder. Nach der damaligen Bundestagswahl sicherte sich Parteichefin Merkel das Amt. Nach der Bundestagswahl im Jahr 2009 zog sich Merz aus der Politik zurück. Er arbeitet heute als Anwalt
Der journalistische Pate, "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, sei vorgewarnt, so Hofmann. Auch Guttenberg will er zur Premiere einladen. "Wir sind nicht hämisch." Immer wieder greift der vielbeschäftigte Produzent ("Der Tunnel", "Dutschke") historische Stoffe auf. Auch die Geschichte von Ex-First-Lady Bettina Wulff beschäftigt Hofmann schon länger. "Mich interessiert nicht die Verfilmung ihres Buches", stellt er klar. Er hat sich Zeit genommen, "bitterböse Post" zu beantworten und zu erklären, warum er ihre Sicht der Präsidenten-Affäre erzählen will.
An diesem Freitag geht es aber um Guttenberg. Hofmann glaubt an ein Comeback. Der Politiker sei zwar im Moment wirklich weg, aber fürs Aufhören zu jung. Der Film vermischt Echtes mit Fiktion. "Es geht nicht darum, jemanden durch den Kakao zu ziehen", sagt Drehbuchautorin Dorothee Schön. Sie hält die Figur des Ghostwriters für realistisch - während Guttenberg beteuert hat, die verkorkste Doktorarbeit sei auf seinem Mist gewachsen. Die blonde Politikergattin spielt Alexandra Neldel, Regisseur ist Uwe Janson ("Laconia"). Gedreht wird in Berlin und Baden-Württemberg. dpa/AZ