Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird
Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.
Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.
Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.
Das letzte Wort hat stets der Kapitän.
Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.
Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.
Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.
Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.
Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.
Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.
Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.
Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.
Bei Untersuchungen in der Umgebung des verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" in Italien hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace Verunreinigungen gefunden. Das Schiffswrack liegt immer noch vor der Insel Giglio. Im Meerwasser rund um das Wrack seien Chemikalien entdeckt worden, teilte Greenpeace am Freitag mit. So seien zwischen 2,04 und 2,12 Milligramm Ammoniak pro Liter Meerwasser nachgewiesen worden. Die zugelassene Höchstmenge für Ammoniak liegt bei 0,066 Milligramm pro Liter. Der Stoff stamme vermutlich aus der Zersetzung organischen Materials wie auf dem Schiff gelagertes Essen.
Greenpeace: "Metallmonster" soll rasch geborgen werden
Zudem seien pro Liter Meerwasser zwischen 3,77 und 4,35 Milligramm an Rückständen von Seifen und industriellen Reinigungsmitteln nachgewiesen worden. Auch hier sind die Werte weit über der zugelassenen Höchstmenge von 0,5 Milligramm pro Liter. Greenpeace zufolge liegen die von der Organisation gemessenen Werte über jenen der Umweltbehörde der Toskana. Das ist die Region, zu der die Insel Giglio gehört. Der Unterschied könne daher kommen, dass Greenpeace die Proben an der Meeresoberfläche nahm und nicht in der Tiefe. Den Zustand des Meeresbodens bezeichnete Greenpeace als "normal".
Greenpeace forderte die Behörden zu mehr Schutz für Delfine und Wale in der Umgebung auf und mahnte eine rasche Bergung des Wracks an. "Es ist inakzeptabel, dass dieses riesige Metallmonster noch lange an seinem jetzigen Platz verbleibt", erklärte die Organisation. Giglio gehört zu einem Meeresschutzgebiet. Das italienische Umweltministerium erklärte in einer ersten Reaktion, es sei "keine bedeutsame Verschmutzung des Meereswassers registriert" worden. Die gemessenen Werte überschritten nicht das zulässige Niveau.
Bergung des Wracks werde bis zu einem Jahr dauern
Die Reederei Costa Crociere kündigte am Freitag an, sie werde Anfang April die Firma aussuchen, die das Schiff bergen solle. Auf die Ausschreibung für den Auftrag hätten sich sechs Unternehmen gemeldet. Die Bergung des Wracks werde voraussichtlich bis zu einem Jahr dauern. Die Firmen hätten in ihren Bewerbungen Zeitpläne über zehn bis zwölf Monaten angegeben. Die "Costa Concordia" war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor Giglio auf Grund gelaufen und Leck geschlagen. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. afp