In seiner ersten Folge von "Gottschalk Live" präsentierte Thomas Gottschalk sein spartanisches Studio, die Redaktion und die "Wohlfühl-Halbestunde". Mit dem Satz "35 Jahre haben Sie mich in ihre Wohnzimmer gelassen – jetzt lasse ich Sie in mein Wohnzimmer" begann Gottschalk seine Moderation. Und tatsächlich, "Wohnzimmer" könnte man das Studio nennen. Themen des Abends waren die Trennung von Heidi Klum und Seal und der neue Film mit Michael "Bully" Herbig. Mehr passte auch tatsächlich nicht in die 30-minütige Show.
Werbung unterbricht 30-Minuten-Sendung dreimal
Klar, es fällt schwer, Thomas Gottschalk aus dem "Wetten, dass...?"-Hintergrund herauszudenken und in diesen Wohnzimmer-Flair einzufügen. Auch ihm fiel es sichtlich schwer, der Stand-Up-Moderator zu sein. Laut ARD-Werbung ist Thomas Gottschalk in seiner Show mehr als nur Moderator: Er vermittelt, schaltet sich aktiv ein, sagt seine Meinung und stellt diese auch im Internet zur Diskussion – direkt, ehrlich, mit Mut zum Widerspruch. Gute Witze kamen jedoch eher flach von den Lippen und wieder war ein Schauspieler zu Gast, der für seinen neuen Film werben durfte - wo Gottschalk dies zu vermeiden versprach.
Thomas als Stand-Up-Moderator? Fehlanzeige.
Thomas Gottschalk lobte Michael "Bully" Herbig für seine "großartige" Leistung im Helmut-Dietl-Film "Zettl". Gerne wäre Thommy ein bisschen ins Plaudern gekommen, doch innerhalb von zehn Minuten wurde das Gespräch dreimal Unterbrochen. Und von was? Werbung! Auch wenn es nur 60-Sekunden- und 30-Sekunden-Spots sind, das Gespräch wurde unterbrochen und es war sichtlich schwer, die Unterhaltung in kürzester Zeit wieder im Zusammenhang aufzunehmen. Kaum sprachen Gottschalk und Herbig wieder drei Minuten, mussten sie für das Wetter unterbrechen.
"Gottschalk Live" muss sich steigern
Von seiner Rolle in der ARD hatte Thomas Gottschalk eine klare Vorstellung: "Ich sehe mich als Desperado, der der weitgehend spaßfreien Zone vor acht neues Leben einhaucht", sagte der 61-Jährige. Er wolle in seiner Sendung aktuelle Themen behandeln, die neben den Themen der Tagesschau Gesprächsstoff bieten. "Ich bin weder ein Heiter-Hannes, der die Augen vor der Wirklichkeit verschließt, noch ein Arschloch, das andere für Gags in die Pfanne haut."
Der Online-Auftritt von "Gottschalk Live" startete Anfang Januar. Auf Facebook und Twitter konnten sich die User so bereits ein Bild von der Show machen. Damit wollte die ARD den Social-Media-Charakter der neuen halbstündigen Sendung betonen. Der Moderator selbst hatte bei der Vorstellung seiner Show im Dezember gesagt, er habe zwar kein Publikum im Studio, wolle die Zuschauer aber über das Internet aktiv an der Show beteiligen. Ob die rege Beteiligung nach der verwirrenden ersten Show anhält, bleibt abzuwarten.
Online-Seite der Show sorgte für reges Interesse
Alles in allem löste die Premiere von "Gottschalk Live" Fassungslosigkeit aus. Die Befürchtungen, Gottschalk nicht aus der "Wetten, dass..."-Atmosphäre holen zu können, hat sich bestätigt. Seinem Vorsatz blieb er zwar treu, er hat niemanden für seine Witze in die Pfanne gehauen, betonte eine "Wulff-freie-Halbestunde" zu sein und präsentierte sich ehrlich und aktuell. Dennoch, deplazierte Werbung und ein etwas unbeholfener Moderator sorgten für Verwunderung unter den Zuschauern - auch wenn das Format an sich eine gute Idee ist, an deren Umsetzung aber noch hart gearbeitet werden muss.
Jörg Pilawa neuer "Wetten, dass...?"-Moderator?
Die Suche nach Gottschalks Nachfolger bei "Wetten, dass...?" befinde sich auf der Zielgeraden, berichtete das ZDF vergangene Woche. Die Verhandlungen mit "dem Neuen" sollen schon abgeschlossen sein. Zuletzt war Jörg Pilawa als potentielle Nachfolger im Gespräch.
Am Dienstag wird "Gottschalk Live" wieder um 19.20 Uhr auf ARD zu sehen sein. Vielleicht muss sich Gottschalk erst in die neue Moderatoren-Rolle einfinden - aber dürfte feststehen: Fassungslosigkeit bei den Zuschauern nach der ersten Show.