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Filme: Götz George schlüpft zum 75. Geburtstag in die Rolle seines Vaters

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Götz George schlüpft zum 75. Geburtstag in die Rolle seines Vaters

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    Götz George schlüpft zum 75. Geburtstag in die Rolle seines Vaters
    Götz George schlüpft zum 75. Geburtstag in die Rolle seines Vaters

    Wer war Heinrich George? Jüngere können oft mit dem Namen nichts anfangen. Selbst viele 50-Jährige tun sich schwer, den Namen einzusortieren. Ein Schauspieler womöglich. Ist das nicht der Vater von Götz George?

    So ist es. In dem Premiere des Dokudramas "George" in Berlin spielt der „Schimanski“- Star seinen berühmten Vater Heinrich (1893 – 1946), der wegen seiner Karriere bis heute umstritten ist, da er als Mitläufer der Nationalsozialisten gilt. Lange hatte Götz George wieder in Schimanski-Jacke gezögert, die schwierige Rolle zu übernehmen.

    Aber Joachim A. Lang, Redakteur des Südwestrundfunks, schaffte es, den oft unbequemen Schauspieler zu überzeugen. Lang, der sich mit einer Akribie sondergleichen in das Phänomen Heinrich George reingearbeitet hatte, war davon überzeugt, dass nur Götz George die Titelrolle spielen konnte. „War sein Vater in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der großen Schauspieler, so ist dies der Sohn für die zweite Hälfte bis zur Gegenwart“, sagt Lang, der seit 2010 auch Leiter des Augsburger Brecht Festivals ist. Vor allem aber verfügt der Sohn über die enorme physische Präsenz, die auch seinen Vater auszeichnete.

    Götz George verkörpert in Dokudrama seinen Vater Heinrich

    Der Götz George verteidigt seinen Vater: „George“ ist eigentlich mehr ein Film über Götz als über Heinrich George geworden. Fast 75 Jahre musste er alt werden, um den großen Star der 30er Jahre, der nur 52 Jahre alt wurde, zu verkörpern.

    Lang als Regisseur und Autor verlässt sich auf die Sprache des Doku-Dramas, das Spielfilmelemente und Zeitzeugen-Aussagen mit Original-Ausschnitten der „Wochenschau“ und Filmszenen mischt. Unterhaltung und Seriosität, Emotion und Information sollen eine Einheit bilden. Das führt sogar so weit, dass neu gedrehte Szenen schwarz-weiß mit künstlichen Kratzern Vergangenheit simulieren sollen.

    Lang: „Es war der Versuch, eine Form zu wagen, welche die Möglichkeiten des bisher Sag- und Zeigbaren erweitert.“ Dramaturgisch rückt der Film die umstrittene Rolle des Vaters aber relativ konventionell durch ein nachgespieltes Verhör mit einem smart-perfiden sowjetischen Oberleutnant in den Mittelpunkt. Lang nimmt sich Zeit für die letzte Phase im Leben des Volksschauspielers. Als Repräsentant der NS-Kulturpolitik interniert, starb George entkräftet am 25. September 1946 im „Speziallager“ Sachsenhausen. Theater hat er gespielt bis zum Ende, als er für die Sowjet-Offiziere „Der Postmeister“ von Alexander Puschkin aufführte. Der Regisseur lässt es sich nicht entgehen, den wilden Tanz – es wird Georges letzter sein – mit der entsprechenden Szene aus der Verfilmung von 1940 zu kombinieren.

    Heinrich George: "Ich wollte einfach arbeiten"

    Zuvor wird nach und nach die Karriere des Angepassten aufgedröselt: Von den Anfängen am Theater, von der Freundschaft zu den Malern Max Beckmann und Otto Dix, deren Werke bald als „entartet“ galten, bis zu den jüdischen Schauspielern, die der große George beschäftigte. Auch nach diesem Film bleibt das Bild des angesichts der politischen Entwicklung doch naiven Heinrich George ambivalent. Hitler ist für ihn ein „kleiner Schwadronierer“, ein „Suppenkasper“ und „ein schlechter Schauspieler, der bald umbesetzt wird“.

    Auf den Schauspieler kommt es ihm an. Alles andere zählt nicht. „Ach, Kinder, ich wollte einfach arbeiten“, sagt er. Der ehemalige Linke lässt sich von Propagandaminister Joseph Goebbels einwickeln, der ihm die Intendanz des Schiller-Theaters anbietet. Den spielt übrigens der aus dem Leipziger „Tatort“ bekannte Martin Wuttke zurückhaltend mit unerwartet leiser und doch wirkungsvoller Stimme.

    Drama um Ausstrahlung des Dokudramas über Heinrich George

    Das Doku-Drama „George“ läuft als Würdigung anlässlich des 75. Geburtstags von Götz (23. Juli) gleich doppelt: im Ersten ist es am Mittwoch (24. Juli, 21.45 Uhr), einen Tag nach dem Geburtstag, zu sehen. Arte zeigt den Film bereits am Montag (22. Juli, 20.15 Uhr).

    Was für Zoff sorgt: George wollte, dass der Film am 9. Oktober, dem 120. Geburtstag von Heinrich George, gezeigt wird. Götz George kritisiert die ARD  mit eher dünnen Argumenten zurück. Er sprach von einem großen Götz-George-Filmabend. Der beginnt mit einer Götz George schließt weitere "Schimanskis" nicht aus-Wiederholung, weil man beim Ersten dem Doku-Drama quotenmäßig offenbar nicht so viel zutraut.

    Götz George ist in künstlerischem Sinn der Erbe des Vaters. Er reagiert betroffen, wenn es um die schauspielerische Arbeit geht. Bei „Wetten, dass ..?“ hat er einmal Thomas Gottschalk aufgefordert, das Terrain banaler Plaudereien zu verlassen und doch ernsthaft mit ihm über seinen neuen Film zu reden. War das nicht naiv? Gottschalk hatte keine Lust. Das Publikum jubelte dem Moderator zu.

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