Die geplante Hinrichtung eines Häftlings im US-Staat Georgia an diesem Mittwoch sorgt weltweit für Proteste. Der 41-jährige Schwarze Troy Davis war 1991 wegen Mordes an einem weißen Polizisten zum Tode verurteilt worden. Seither beteuert er hartnäckig seine Unschuld. Der Fall gilt als einer der umstrittensten seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA vor 35 Jahren. Sieben von neun Zeugen im damaligen Prozess haben nach Medienberichten inzwischen ihre Aussage gänzlich widerrufen oder wesentlich abgeändert.
An diesem Montag tagt der Begnadigungsausschuss des Bundesstaates Georgia. Dort wird nun endgültig über das Schicksal des Gefangenen entschieden. Denn Davis hat praktisch alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Daher glauben viele Experten, dass dies seine letzte Chance ist, der Giftspritze zu entgehen. Davis hatte in seinen 20 Jahren in der Todeszelle schon dreimal vor der Exekution gestanden, aber jedes Mal wurde ihm wegen andauernder Zweifel an seiner Schuld ein Aufschub gewährt.
Gnaden-Petition mit mehr 660 000 Unterschriften
Am Ende befanden die Gerichte dann trotzdem immer, dass der Gefangene seine Unschuldsbehauptung nicht überzeugend habe untermauern können. Todesstrafengegner dagegen argumentieren, dass Davis nicht hingerichtet werden dürfe, wenn es auch nur den leisesten Zweifel an seiner Täterschaft gebe. Sie haben dem Ausschuss nach Medienberichten eine Gnaden-Petition mit mehr als 660 000 Unterschriften zugeleitet.
Am vergangenen Freitag waren bei einem "Aktionstag" in vielen Städten zehntausende Menschen für Davis auf die Straße gegangen, wie die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International mitteilte. Weitere Demonstrationen und Mahnwachen seien geplant.
Auch mehr als 50 US-Kongressabgeordnete und zahlreiche Prominente haben sich für eine Verschonung starkgemacht, darunter auch Papst Benedikt XVI., der frühere US-Präsident Jimmy Carter, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und der ehemalige Chef der US-Bundespolizei FBI, William Sessions.
Die Tatwaffe wurde nie gefunden
Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) einen jungen Polizeibeamten getötet haben, der einem Obdachlosen helfen wollte, der angegriffen worden war und am Boden lag. Davis´ Verurteilung basierte nach Medienangaben hauptsächlich auf der Zeugenaussage eines Mannes, der den Mord gesehen haben will - und zuvor selbst als möglicher Täter in Verdacht geraten war. Die Tatwaffe sei nie gefunden worden, und es gebe auch keine Beweise wie DNA-Spuren, die auf Davis hindeuteten.
Während der Hauptzeuge bei seiner Aussage geblieben sei, gaben andere Zeugen an, dass die Polizei sie damals unter Druck gesetzt und eingeschüchtert habe. Der Sender CNN zitierte auch eine damalige Geschworene im Mordprozess mit den Worten: "Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, säße Troy Davis nicht in der Todeszelle." dpa