Besonders gut meinte die Glücksgöttin Fortuna es mit Madrid, das sich gerade erst vom Schneechaos des Vortages erholt hatte.
Der erste Hauptgewinn, genannt "El Gordo" (der Dicke), und der zweite Preis gingen an Loskäufer in der Hauptstadt und der Vorstadt Getafe. "Madrid sackt alles ein", schrieb die Zeitung "El Mundo" in ihrer Internetausgabe. Allerdings war die Wirtschaftskrise nicht spurlos an der traditionellen Lotterie vorübergegangen. Für den Kauf der Lose hatten die Spanier in diesem Jahr insgesamt 2,7 Milliarden Euro ausgegeben, drei Prozent weniger als 2008. Schon im vorigen Jahr hatte es einen Rückgang gegeben.
Der erste Hauptgewinn von jeweils drei Millionen Euro entfiel auf die Lose mit der Nummer 78 294. Da alle Losnummern jeweils 195 Mal verkauft wurden, wird "El Gordo" auch 195 Mal ausgezahlt. Die Lose mit dieser Nummer waren im Madrider Stadtviertel Cuatro Caminos unweit des Bernabéu-Stadions verkauft worden. Valentín Sánchez bekam unter der Dusche mit, dass der "Dicke" gezogen wurde. "Als meine Schwester mich anrief und sagte, ich hätte den Gordo gewonnen, entgegnete ich: Erzähl keinen Unfug!"
Glück und Unglück lagen auch diesmal nahe beieinander: Sánchez arbeitet für den Tourist-Konzern Marsans, der zu einem Teil dem spanischen Arbeitgeberpräsidenten Gerardo Díaz Ferrán gehört. Der Zufall wollte es, dass wenige Stunden vor der Ziehung bekanntgeworden war, dass die zur Marsans-Gruppe gehörende Fluglinie Air Comet pleite ist. Viele der "Gordo"-Gewinner sind bei dem Konzern angestellt. Zwei Mitarbeiter einer Verwaltungszentrale hatten für ihre Kollegen die Lose mit der Glücksnummer besorgt.
Dabei war die 78 294 bei den Loskäufern nicht besonders gefragt gewesen. Die Zahlenkombination galt als "wenig attraktiv". Eine der gefragtesten Losnummern war dagegen die 25 609 gewesen, weil sie den Todestag des King of Pop, Michael Jackson, am 25. Juni diesen Jahres enthält. Die Lose mit dieser Nummer gingen jedoch leer aus.
Der zweite Preis in Höhe von einer Million Euro pro Los entfiel auf die Nummer 53 152. Diese Lose waren in der Arbeitervorstadt Getafe am südlichen Stadtrand von Madrid verkauft worden. Zu den Gewinnern der Lotterie gehörte auch das Finanzamt. Der Fiskus kassiert grundsätzlich 25 Prozent der Einsätze. 70 Prozent werden als Gewinne ausgeschüttet, die übrigen 5 Prozent erhalten die Betreiber der Lotteriestellen. Das Finanzamt kassiert aber auch die Gewinne, die auf nicht verkaufte Lose entfallen, denn diese Lose gehen automatisch in den Besitz des Staates zurück.
Da ein ganzes Los 200 Euro kostet, kaufen die Spanier sich normalerweise nur Anteile in Form von Zehntel-Losen oder teilen sich Gemeinschaftslose mit Freunden und Kollegen. Dies hat zur Folge, dass die Millionengewinne nicht auf einzelne Personen entfallen, sondern Fortuna ihr Füllhorn über ganze Ortschaften oder Stadtviertel ausschüttet. Auf diese Weise verhilft die Weihnachtslotterie Zehntausenden von Spaniern zu einer vorzeitigen Bescherung.
Die Weihnachtslotterie ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste Lotterie der Welt. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1763 zurück. In der heutigen Form wird sie seit 1812 gespielt. Den Namen "Weihnachtslotterie" erhielt sie aber erst 1892. Über 70 Prozent der Bevölkerung spielen bei der Lotterie mit, die in Spanien zu einem festen Bestandteil der Weihnachtszeit geworden ist.