Leutselig und gut gelaunt wie immer ließ sich Franziskus am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Papamobil stehend über den Petersplatz chauffieren. Sein Auftritt wurde diesmal besonders genau beobachtet, weil über Nacht schlechte Nachrichten über den Gesundheitszustand des Papstes die Runde gemacht hatten.
Autorität untergraben mit Bericht über Tumor?
Die Bologneser Zeitung Quotidiano Nazionale berichtete von einem Hirntumor des Papstes. Schon vor Monaten sei dieser festgestellt worden, er sei jedoch gutartig und müsse nicht operiert werden. Die Meldung wurde am Mittwoch von Vatikansprecher Federico Lombardi als absolut unbegründet und völlig unverantwortlich dementiert.
Im Zusammenhang mit der kritischen Phase, in der sich die katholische Kirche befindet, erregte der Zeitpunkt der Veröffentlichung Aufmerksamkeit. Am Sonntag geht die Bischofssynode im Vatikan zu Ende. Ein Endbericht mit Empfehlungen an den Papst soll am Samstag von den Bischöfen abgestimmt werden. Im Vorfeld war die Rede von einem Grundsatzpapier, in dem eine offenere Haltung der Kirche ausgedrückt werden könnte. Nach den Beratungen erwarten die meisten Bischöfe keine Aufsehen erregenden Veränderungen. Insbesondere die reformorientierten Synodenteilnehmer setzen nun alle Hoffnungen auf den Papst. Aus seinem Umfeld verlautete, die Nachricht über seine Erkrankung sei der Versuch, die Autorität des Papstes zu untergraben.
Papst Franziskus mit intensivem Arbeitspensum
Der Chefredakteur der Zeitung, Andrea Cangini, sagte, er habe mit dem Dementi des Vatikan gerechnet. Seine Zeitung habe lange mit der Veröffentlichung gewartet, um die Recherchen abzuschließen und "jede mögliche Überprüfung" vorzunehmen. Jedoch habe er nicht den geringsten Zweifel, dass der Bericht fundiert sei.
Papst Franziskus hat in seinen zweieinhalb Jahren im Amt ein intensives Arbeitspensum an den Tag gelegt. Dabei hat er sogar die langen Sommerpausen gemieden, die viele seiner Vorgänger genossen. Papst Franziskus wirkte zeitweise sehr erschöpft. Manchmal ließ er in Interviews anklingen, dass er glaube, nur noch ein paar Jahre zu leben. afp/jmm/AZ