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Rekordversuch: Felix Baumgartner: Im freien Fall durch die Schallmauer

Rekordversuch

Felix Baumgartner: Im freien Fall durch die Schallmauer

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    Der Extremsportler  Felix Baumgartner bei den Vorbereitungen auf seinen Sprung.
    Der Extremsportler Felix Baumgartner bei den Vorbereitungen auf seinen Sprung. Foto: Jörg Mitter/ Balazs Gardi dpa

    Der Countdown zum Rekordsprung des Extremsportlers Felix Baumgartner läuft: An diesem Dienstag will der 43 Jahre alte Österreicher aus einer Höhe von 36 Kilometern aus einem Ballon springen und als erster Mensch nur im freien Fall - ohne Flugzeug oder Rakete - die Schallmauer durchbrechen. Die letzten Vorbereitungen am Montag in Roswell im US-Bundesstaat New Mexiko sahen leichtes Training, Schlaf und viel Ruhe vor.

    Sprung wegen schlechten Wetters bereits einmal verschoben

    "Die meiste Angst werde ich wohl haben, wenn ich einige Stunden vor dem Start der Vorbereitungen versuchen werde, noch etwas Schlaf zu bekommen, es um mich herum ruhig ist und ich mit meinen Gedanken alleine bin", sagte Baumgartner. Sobald der Tag des Sprungs beginne, sei allerdings wieder so viel zu tun, dass er abgelenkt sei. Eigentlich sollte der Sprung bereits am Montag stattfinden, wurde aber wegen einer Schlechtwetterfront auf Dienstag verschoben.

    Baumgartner will gleich vier Rekorde brechen

    Rekorde im Weltraum

    108 Minuten dauerte der erste Ausflug ins All von Juri Gagarin am 12. April 1961.

    Nur wenige Wochen später flog mit Alan Shepard der erste Amerikaner in den Weltraum. Er umkreiste aber nicht die Erde wie Gagarin.

    Valentina Tereschkowa war 1963 die erste Frau im All.

    Der Amerikaner Neil Armstrong setzte als Erster 1969 seinen Fuß auf den Mond.

    Erster Deutscher im Weltall war 1978 der DDR-Bürger Sigmund Jähn.

    US-Unternehmer Dennis Tito reiste 2001 als erster Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation ISS – für rund 20 Millionen Dollar.

    Das erste Lebewesen, das die Erde gen Weltraum verließ, war im November 1957 die russische Hündin Laika.

    Über zwei Jahre verbrachte Sergej Krikaljow im All. Sechsmal flog der Russe in den Weltraum, insgesamt 803 Tage lebte er dort.

    Der längste einzelne Aufenthalt im Universum dauerte 437 Tage. Von Januar 1994 bis März 1995 war der Kosmonaut Waleri Poljakow durchgehend an Bord der Raumstation „Mir“.

    Der 43-Jährige will neben dem Durchbrechen der Schallmauer und dem höchsten Fallschirmsprung gleich noch zwei weitere Rekorde brechen: Die höchste Ballonfahrt mit gut 36 500 Metern und der längste freie Fall - fünfeinhalb Minuten soll er ungebremst zur Erde rasen.

    Das ist Felix Baumgartner

    Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner wurde am 20. April 1969 in Salzburg geboren.

    Bekannt wurde er vor allem als sogenannter Base-Jumper, der Fallschirmsprünge von einem festen Untergrund aus absolviert.

    Baumgartner sprang schon von der Christus-Statue in Rio de Janeiro und vom Petronas Tower in Kuala Lumpur.

    Bei seinen waghalsigen Aktionen hat er sich oft Ärger mit der Polizei eingehandelt.

    Nach einem Sprung vom höchsten Gebäude Skandinaviens in Malmö (Schweden), soll sich Baumgartner mit einem Schnellboot nach Dänemark abgesetzt haben, um einer Verhaftung zu entgehen.

    2003 überquerte er in einem sogenannten "Wingsuit", einem Flügelanzug, den Ärmelkanal im freien Fall.

    Auf der rund 36 Kilometer langen Strecke erreichte Baumgartner eine Spitzengeschwindigkeit von 360 Stundenkilometern.

    Um ein vielfaches höher soll das Tempo bei seinem jüngsten Projekt sein. Fünf Jahre lang bereitete sich Baumgartner auf "Stratos", seinen Sprung aus 36 Kilometern Höhe vor.

    Trotz aller waghalsigen Aktionen gilt Felix Baumgartner als Extremsportler, der viel Wert auf Sicherheit legt und alle seine Aktionen akribisch plant.

    Mit einem leichten Ausdauertraining startete der Salzburger in den Tag vor dem Rekordversuch. Danach stand Ausruhen im Hotel an. Falls Baumgartner allerdings nicht schlafen kann, stehen seine Familie und enge Freunde bereit. Auch für Späße bleibt wohl noch genug Zeit: Auf seiner Facebook-Seite veröffentliche er ein Foto mit seiner Mutter, die seinen Helm für die Mission trägt: "Sie schaut ziemlich cool darin aus. Findet ihr nicht?"

    Richtige Ernährung ist von enormer Bedeutung

    Am frühen Abend stand das gemeinsame Essen mit seinem Team auf dem Programm. Allerdings muss der 43-Jährige kurz vor seinem Rekordversuch besonders auf die Ernährung achten: Blähendes Essen kann beim Sprung aus der Stratosphäre wegen der Druckverhältnisse lebensgefährlich sein.

    Weltrekorde: Die extremsten Flug- und Sprungrekorde

    Immer wieder gehen Menschen an ihre Grenzen - und darüber hinaus - um Leistungen zu vollbringen, die vor ihnen noch keiner geschafft hat.

    Die erste Solo-Weltumrundung im Ballon gelang dem Amerikaner Steve Fossett zwischen dem 19. Juni und dem 2. Juli 2002.

    Am 26. November 2005 erreichte der Inder Vijaypat Singhania in 21.027 Metern den Höhenrekord für Heißluftballons.

    Der Japaner Shinichi Ito glitt am 24. September 2010 in einem Fledermaus-Anzug 16,4 Kilometer auf gerader Strecke durch die Luft, bevor er seinen Fallschirm öffnete.

    Den Langstreckenrekord für Drachenflieger hält Manfred Ruhmer. Am 17. Juli 2001 war der Österreicher 700,6 Kilometer unterwegs.

    Die längste Reise mit einem Motorgleitschirm unternahm der Kanadier Benjamin Jordan, der vom 15. Mai bis zum 24. August 2009 sein Heimatland überquerte und dabei 8008 Kilometer zurücklegte.

    Paul Thacker aus den USA gelang am 26. März 2009 mit 91,7 Metern der weiteste Sprung mit einem Schneemobil von einer Rampe: Weltrekord.

    Den höchsten Sprung ins Wasser von einem Brett wagte am 30. August 1987 der Schweizer Olivier Favre: 53,9 Meter.

    Veljko Rogosic aus Kroatien schwamm im August 2006 in 50 Stunden und 10 Minuten 225 Kilometer quer durch die Adria - die längste an einem Stück im offenen Meer ohne Flossen geschwommene Strecke.

    Der Schweizer Freddy Nock spazierte am 29. Januar 2011 beim höchsten Hochseillauf in 3303 Metern über dem Meeresspiegel 572 Meter weit über ein Seil.

    Reinhold Messner war nach der Besteigung des Lhotse am 16. Oktober 1986 der erste Mensch, der alle 14 Achttausender bezwungen hatte. Er war 1978 auch der erste, der den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät bestieg und 1980 der erste, der den höchsten Berg der Welt im Alleingang bezwang.

    Der Norweger Erling Kagge erreichte am 7. Januar 1993 nach 1400 Kilometern in 50 Tagen als erster Mensch allein den Südpol. Schneller war sein Landsmann Christian Eide am 13. Januar 2011. Bei der schnellsten Soloreise zum Südpol ohne fremde Hilfe benötigte er auf Skiern 24 Tage 1 Stunde und 13 Minuten.

    Der erste bestätigte Fußmarsch rund um die Welt waren die 23 250 Kilometer des Amerikaners David Kunst vom 20. Juni 1970 bis zum 5. Oktober 1974.

    Der Brite Vincent Cox beendete die schnellste Fahrradtour um die Erde nach 163 Tagen, 6 Stunden und 58 Minuten am 1. August 2010. Dabei hatte er 29 331 Kilometer mit Pedalkraft zurückgelegt.

    Etwa fünf Stunden vor dem Start wird Baumgartner wieder aufstehen, um sich vorzubereiten. "Wenn ich bereit sein muss, bin ich immer bereit", sagte Baumgartner. Nach einigen Besprechungen geht es für den Sportler zu einem letzten medizinischem Check.

    Baumgartner atmet reinen Sauerstoff ein

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    Zwei Stunden vor dem Aufstieg in einem Heliumballon auf eine Höhe von 36 Kilometer zieht Baumgartner seinen Druckanzug an. Außerdem atmet er in dieser Zeit reinen Sauerstoff ein, um den Stickstoff aus dem Blut zu bekommen. 30 Minuten vor dem Abflug wird er in seine Kapsel geschnallt und wartet den Countdown ab.

    Sollte bei dem halsbrecherischen Versuch trotz der fünf Jahre langen Vorbereitung etwa schief gehen, steht die medizinische Versorgung sofort bereit. Während der gesamten Mission hat Baumgartner sieben Ärzte zur Verfügung. Sowohl am Boden als auch in einem Helikopter in der Luft. Die umliegenden Krankenhäuser sind außerdem über den Sprung informiert und haben Druckkammern, die mit der Behandlung von Dekompressionskrankheiten vertraut sind, für Baumgartner vorbereitet. dpa/AZ

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