Die Obduktion der Leiche von Thomas Bögerl hat dessen Selbstmord bestätigt. Maria Bögerls Witwer hatte jedoch kein Alkohol im Blut. Das bestätigt die Obduktion. Die Hintergründe des Selbstmords bleiben aber weiterhin offen. Der 56 Jahre alte hinterließ lediglich eine knappe Notiz.
Andere Täter schließen die Rechtsmediziner aus Ulm aus. Dies sagen jedenfalls die ermittelnde Polizei und Staatsanwaltschaft in Heidenheim. Der Mann der entführten und ermordeten Bankiersfrau Maria Bögerl war zudem nicht alkoholisiert, wie zunächst vermutet. Weshalb sich der Sparkassendirektor aus Heidenheim, Thomas Bögerl (56 Jahre alt) umbrachte, wissen die ermittlenden Beamten jedoch noch nicht. Gerüchte über das Privatleben der Familie Bögerl und eine angebliche Beteiligung des Ehemanns an der Entführung und Ermordung seiner Ehefrau, über die mehrfach berichtet worden war, hätten sich bei den polizeilichen Ermittlungen nicht erhärtet. Thomas Bögerl hatte sich nach dem Tod seiner Ehefrau wiederholt in Kur begeben müssen, wie die Ermittler mitteilten.
Chronologie: Der Fall Maria Bögerl
12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.
Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".
13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.
14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.
18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.
19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.
3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.
11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.
14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.
5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.
Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.
8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.
14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.
21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.
Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.
13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.
23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.
November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.
April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.
Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.
5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.
6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.
Todeszeitpunkt war laut dem Ergebnis der Obduktion der Morgen des Montags dieser Woche. Kurz danach hatte eine Putzfrau die Leiche des 56-Jährigen gegen 11.30 Uhr im Fitnessraum seines Hauses entdeckt. Seine Frau Maria Bögerl war aus dem gleichen Gebäude am 12. Mai 2010 entführt worden. Nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe töteten die Täter die 54-Jährige. Die Sonderkommission "Flagge" ist den Tätern bisher nicht auf die Schliche gekommen. In den kommenden Tagen soll ermittelt werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Maria Bögerl und dem Selbstmord ihres Mannes gibt.
Abschiedsbrief ist eher Abschiedsnotiz
Warum sich der Bänker Bögerl umbrachte, konnte die getrennt von der Sonderkommission ermittelnde Aalener Kriminalpolizei nicht sagen. Der 56-Jährige hinterließ einen Abschiedsbrief, aus dem sich aber keine Hinweise auf seine Beweggründe ergeben. "Es ist eher eine Abschiedsnotiz, die sich aber weder an die Polizei noch an die Öffentlichkeit richtete", sagte ein Polizeisprecher. Bögerl hinterlässt zwei erwachsene Kinder.
Fall Bögerl: Verzweiflungstat wahrscheinlich
Nach Aussage des Kriminalpsychologen Rudolf Egg aus Wiesbaden deutet alles auf eine Verzweiflungstat hin. "Wir sehen hier den tragischen Fall eines Mannes, dessen Frau entführt und ermordet wird und der mit dem Weiterleben danach nicht mehr klarkommt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der 56-Jährige habe sich vielleicht gefragt, "ob er das Ganze nicht doch hätte verhindern oder seine Frau hätte retten können", erklärte Rudolf Egg.