Was für ein Erfolg und was für ein ungewöhnlicher Schriftsteller. Das Fantasy-Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ ist ein Bestseller. Der sechste des auf sieben Bände angelegten Zyklus wird von den vielen Lesern auf der ganzen Welt sehnsüchtig erwartet.
Martin ist keiner, der nichts anderes als seinen Schreibtisch und sein großes Lebensprojekt kennt. Zum Beispiel arbeitet der 66-Jährige, der viele Jahre Drehbücher für US-Serien schrieb, auch sehr aktiv an der Verfilmung seines Zyklus mit. 2011 begann der amerikanische Sender HBO, das mehrere tausend Seiten starke Werk als opulente Serie ins Fernsehen zu bringen. Mit durchschlagendem Erfolg: „Game of Thrones“, dessen fünfte Staffel am Montag zum ersten Mal in der deutschen Fassung auf Sky zu sehen war, hat nicht nur Preise gewonnen, sondern auch Kultstatus erlangt.
Martin bekommt wegen seiner Mitarbeit an der Serie Fanpost, in der er gebeten wird, doch bitte weiter an den Büchern zu schreiben und weniger an einzelnen Drehbüchern für „Game of Thrones“. Denn der Albtraum eingefleischter Martin-Leser sieht so aus: Der Schriftsteller stirbt und die Geschichte findet kein Ende.
George R. R. Martin arbeitet an Bücher und Serie gleichzeitig
Und George Raymond Richard Martin? Hat Besserung gelobt und arbeitet gerade an Band sechs. Angefangen hat Martin diesen Zyklus schon in den frühen 1990er Jahren, als er mit dem Fernsehen aufhörte und sich wieder als freier Schriftsteller betätigte. Erst sollten es drei je tausend Seiten starke Bände werden, später sechs und nun sieben (in der deutschen Ausgabe wegen des enormen Umfangs jeweils auf zwei Bücher aufgeteilt).
Der ungemeine Erfolg der Bücher und der Verfilmung liegt auch daran, dass Martin Fantasy schreibt, die alle Regeln des Genres missachtet. Seine fiktive Welt erscheint einem in ihrer Härte realitätsnäher als manche Vorabend-Serie im öffentlichen Fernsehen. Denn der klassische Kampf von Gut gegen Böse findet bei Martin nicht statt. Wenn auf „Westeros“ und „Essos“ um die Macht gekämpft wird, geht es verlogen, schmutzig, oft auch blutig zu. Chancen auf Erfolg hat nur der, der bereit ist, alle Skrupel abzustreifen.
"Game of Thrones"-Fans wissen es: Sympathieträger sterben schnell
Natürlich gibt es diejenigen, die ein wenig besser als die anderen sind und für das Publikum als Sympathieträger dienen. Aber so sehr man sie mag, so sehr beginnt man sich zu fürchten: Weil einer ein bisschen mehr Held ist, heißt bei Martin noch lange nicht, dass er bis zum Ende überlebt.
Im Gegenteil: „Kill your darlings“ heißt seine Maxime, „bringe als Autor auch die sympathischen Figuren um“. Dann ist alles möglich und für das Publikum nichts mehr sicher. Kein Wunder, dass der wie ein überlebensgroßer Hobbit wirkende Autor mit seinem eigenen trockenen Humor über sich sagt: „Schon als Kind war ich abscheulich.“