Mit Feierlichkeiten von Februar bis Juni begeht Großbritannien das diamantene Thron-Jubiläum von Königin Elizabeth II.. Am 6. Februar 1952 wurde Elizabeth im Alter von 25 Jahren von einem Tag auf den anderen Königin, als ihr Vater George VI. starb. Seit ihrer Krönung im darauf folgenden Jahr erlebte sie den Zerfall des Britischen Empires, zwölf verschiedene Premierminister und stürmische Zeiten im Königshaus selbst.
Fünf Monate Feiern zum diamantenen Thronjubiläum von Elizabeth II.
Die glanzvolle Märchenhochzeit von Prinz William mit Kate Middleton im April 2011 brachte die Wende nach zwei schwierigen, von Eskapaden ihrer Kinder geprägten Jahrzehnten. Zum Diamond Jubilee ist die meist in Pastelltönen gekleidete Queen auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes.
An Pomp wird es nicht mangeln, auch wenn anlässlich der Wirtschaftskrise in Großbritannien Zurückhaltung gepredigt wird. "Verschwenderische Ausgaben" wolle die Monarchin den Steuerzahlern ersparen, teilt der Buckingham-Palast mit. Premier David Cameron betont, die Rechnung für das Diamond Jubilee sei "9000 Mal geringer als für die Olympischen Spiele", die im Juli und August in London stattfinden. Und Camilla, Gattin von Prinz Charles, betont den "einfachen Geschmack" der Königin und schlägt vor, anlässlich des Thronjubiläums ein Kochrezept zu kreieren wie 1953 das berühmte Coronation Chicken (Krönungshühnchen).
Festlichkeiten sollen aber nicht "verschwenderisch"
Am 6. Februar heißt es erst einmal "Business as Usual", wenn die 85-Jährige das mittelalterliche Städtchen King's Lynn und einen Kindergarten in der Grafschaft Norfolk besucht. "Lauter Sachen, die sie in ihrem Alter nicht mehr tun müsste", kommentierte Prinz Harry und unterstrich damit das Pflichtgefühl seiner rüstigen Großmutter.
In einer feierlichen Parlamentsrede am 20. März will Elizabeth II. selbst die Sternstunden ihrer Regentschaft Revue passieren lassen. Mitte Mai ist eine Reiterschau in Windsor geplant. Rund 500 Pferde, darunter Marwaris aus dem indischen Jaipur, Vollblüter aus dem Sultanat Oman und amerikanische Mustangs, sollen historische Szenen nachspielen. Mit von der Partie sind 900 Komparsen, darunter Maoris, Inuits, Zulu-Krieger und Kosakenreiter.
Diamantenes Thronjubiläum von Elizabeth II.
Bei der Jubiläumstour durch Wales, Nordirland und Schottland, die die Queen ab Anfang März unternimmt, will auch ihr 90-jähriger Gemahl Prinz Philip dabei sein, der sich kurz vor Weihnachten einer Herzoperation unterziehen musste. Besuche in den über die Welt verteilten Ex-Kolonien übernehmen inzwischen aber andere Royals.
Die Königshäuser von Europa
In Europa haben die Monarchen heute fast nur mehr repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Sie besitzen kaum noch politische Macht. Als Figuren des öffentlichen Lebens ohne Entscheidungsgewalt sind sie längst zu zentralen Figuren der Klatschpresse geworden.
Das britische Königshaus: Das Oberhaupt der englischen Königsfamilie ist seit 1953 Queen Elizabeth II. aus dem Hause Windsor. Sie ist Königin über Großbritannien, Nordirland, Kanada, Australien, Jamaika und andere Staaten des Commonwealth. Im April 2011 gaben sich ihr Enkelsohn Prinz William und die Unternehmertochter Kate Middleton in der Westminster Abbey das Jawort. Etwa 2000 Gäste und rund zwei Milliarden Fernsehzuschauer verfolgten diesen Augenblick.
Das spanische Königshaus: Franco hatte die Monarchie in Spanien 1946 eingeführt, allerdings ohne einen König zu ernennen. Seit seinem Tod 1975 regiert König Juan I. aus dem Haus der Bourbunen das Land. Kronprinz Felipe, Fürst von Asturien, ehelichte 2004 die bürgerliche Nachrichtensprecherin Letizia Ortiz Roscolano.
Das dänische Königshaus: Königin Margrethe II. stammt aus dem Hause Glücksburg und regiert Dänemark seit 1972. 2004 heirate Thronfolger Prinz Frederik die Australierin Mary Donaldson. Zuvor war er mit dem Model Katja Storkholm liiert, doch Königin Margrethe hatte dem Paar ihren Segen verweigert.
Das schwedische Königshaus: Das Oberhaupt der Schweden ist König Carl Gustaf XVI. aus dem Hause Bernadotte. Schon mit 27 Jahren empfing er die Königskrone. Mit Silvia Sommerlath hat er zwei Töchter und einen Sohn. Eines Tages wird Prinzessin Viktoria seinen Platz einnehmen. Diese ist seit 2011 mit ihrem Fitnesstrainer Daniel Westling verheiratet.
Das norwegische Königshaus: Seit 1991 regiert in Schweden König Harald V. aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Er hat als einer der ersten Monarchen 1968 eine Bürgerliche geheiratet. Neun Jahre hat es gebraucht, bis er von seinem Vater die Erlaubnis dazu erhielt. Thronfolger ist Prinz Haakon. Auch er hat eine Bürgerliche zur Frau genommen: die Verlegertochter Mette-Marit Tjessem Hoibi.
Das belgische Königshaus: Als König Baudouin I. aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha Anfang der 90er Jahre kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder Albert II. auf den Thron. Er ist mit Paola Ruffo di Calabria aus Italien verheiratet. Prinz Philipp ist der älteste Sohn des Paares und wird eines Tages den Thron besteigen.
Das niederländische Königshaus: Seit 1980 ist Beatrix Wilhelmina Armgard van Oranje-Nassau Königin der Niederlande. In den 60er Jahren heitatete sie den Deutschen Claus von Amsberg. Er erlangte den Rang des beliebtesten Mitglieds der königlichen Familie und starb 2002. Willem-Alexander ist der älteste Sohn der beiden. Seine Frau Máxima Zorreguieta stammt aus Argentienien. Ihr Vater gehörte der argentinischen Militärjunta an, weshalb die Heirat vom Volk mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde.
Die Hauptfeierlichkeiten steigen in der Hoffnung auf sonniges Wetter erst von 2. bis 5. Juni. Damit die Briten vier Tage am Stück feiern können, wurde eigens ein Extra-Feiertag genehmigt. Am Samstag, den 2. Juni, eröffnet die Queen das Epsom-Derby, eines der klassischen Pferderennen Großbritanniens. Am Sonntag wird der "Big Lunch" organisiert, bei dem Millionen von Briten in Parks, Pubs und Straßen große Picknicks veranstalten. Auf der Themse ist eine Flottille geplant, bei der tausend Touristenschiffe, Dampfer, Segel- und Ruderboote im Kielwasser der königlichen Barkasse den Fluss hinaufschippern.
Dankesmesse in der Londoner St. Pauls Cathedral
Am darauf folgenden Montag sollen weltweit nacheinander 2012 Laternen angezündet werden, vom Königreich Tonga bis London. Eine Dankesmesse am Dienstag in der Londoner St. Pauls Cathedral beschließt das verlängerte Festwochenende.
Als Elizabeths Ururgroßmutter Victoria im Jahr 1897 das diamantene Thronjubiläum feierte, verkündete ein Transparent "Sie ist die Königin der Königinnen". Daran hat sich wenig geändert: "Wenn man heute von der Queen spricht, denken alle an Elizabeth", sagt ihr Biograph Robert Jobson. "Sie ist in gewisser Weise die Königin der Welt, und nicht nur die des Vereinigten Königreiches." afp/AZ