welt.de: Ein wandelnder Kugelblitz. Ein Komödianten-Urmel. Eine dicke, sagen wir es offen, eine fette Praline, Marke Rumkugel, bloß ohne Rum. Ein Gute-Laune-Koala, dem nichts heilig ist, der alles auf die Schippe nimmt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, besonders wenn es Urwaldbäume sind. Auch der Mann mit dem mit Abstand schlechtesten Kleidergeschmack der Republik sowie dem Mut, das auch noch im Fernsehen zu zeigen. Dirk Bach war das alles, ein boshafter Spötter, ein Erregungsanstoß, ein begnadeter Vorleser, ein schwuler Entertainer voller Selbstironie, ein Schnatterinchen, eine erfolgreiche Unmöglichkeit. Mit einem Wort: Ein Hofnarr der Fernseh-Gesellschaft. Und wie das mit Narren so ist, er hielt der Gesellschaft den Spiegel vor und rief dazu: Seht her, darüber amüsiert ihr euch. Macht nur weiter so...Unterschätzt wurden immer die artistischen Fähigkeiten des Vorlesers Dirk Bach. Wer ihn einmal gehört hatte, vergaß die Stimme nicht. Oder besser: diese Stimmen. Denn er konnte in unfassbar viele unterschiedliche Charaktere schlüpfen.
"Ein Grenzgänger zwischen Unterhaltung und Ernst"
sueddeutsche.de: In seinen großen Momenten beherrschte Dirk Bach die Kunst, auf dem schmalen Grat zwischen gutem Gag und gruseliger Geschmacklosigkeit ein Tänzchen zu wagen und dabei seinen rundlichen Körper als Stilmittel einzusetzen. Seine Korpulenz verheimlichte er ebenso wenig wie sein Schwulsein. Er trug beides vor sich her wie ein kleines Glaubensbekenntnis: Schaut her, ich bin's, der Dicki, lautete das Signal auch, wenn er als Jesus ein Nagelstudio betrieb oder sich als überkandidelter Neon-Nazi präsentierte...Im Januar soll das nächste Dschungelcamp bei RTL laufen. Es wird ohne Dicki auskommen müssen. Erst dann werden die Menschen wirklich merken, was sie an Dirk Bach hatten.
Zitate einst von Dirk Bach
Über DSDS: "Diese Art von Sendungen, in denen man arglosen Jugendlichen vorgaukelt, sie werden Stars, und drei Monate später finden sie sich bei Aldi an der Kasse wieder, finde ich unmöglich."
Über das Dschungelcamp: "„Ich bin ein Star“ ist keine Volksverdummung, sondern eine sehr ironische, satirische Sendung. Da begeben sich professionelle Unterhaltungskünstler für maximal zwei Wochen in den Dschungel, ich weiß wirklich nicht, was daran volksverdummend sein könnte."
Über seinen TV-Konsum: "Eigentlich schaue ich querbeet, unter anderem politische Sendungen, die man natürlich vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen findet, weil sie einen gewissen Bildungsauftrag haben. Auch wenn sie sich zunehmend schwertun, den zu erfüllen, weil sie auch nur noch nach den Quoten schielen. Und wenn es eine Sendung gibt, die ich wirklich immer sehe, ist das „Lindenstraße“, da habe ich noch keine Folge verpasst."
Über kleine Tabubrüche: "Das Schlimmste ist doch, wenn die Leute hinterher sagen: „Na ja, war ganz nett.“
Über seine schönsten Rollen: "Das Schönste an musikalischen Auftritten, war mit Sicherheit damals bei der großen Trude Herr-Revue auf dem Kölner Roncalliplatz. Beim Musical war es ganz klar als ich bei "Die Schöne und das Biest" die Uhr gespielt habe."
Warum er vegetarisch lebte: "Weil ich keine Tiere essen mag. Meiner Meinung nach sind die nicht zum Essen da.“
Über guten Geschmack: "Ich finde sicher noch vieles lustig, was anderen schon zu weit geht, aber ich ziehe doch sehr klare Grenzen zwischen dem, was ich tue und was nicht."
Über Homosexualität: "Homosexualität ist eine ganz selbstverständliche Sache geworden. Aber man ist ja nie am Ende; da gibt es immer noch sehr viel zu erkämpfen, bis das der letzte Schwule/die letzte Lesbe irgendwo im kleinsten Dorf sein Outing haben kann, ohne darüber nachzudenken, ob das zu einem Problem werden kann. Erst dann sind wir am Ziel angelangt, und obwohl wir schon viel erreicht haben, ist das noch ein langer Weg."
Über sein Outing: "Das lief durch die Gnade der Zeit ganz unkompliziert ab. Meine Eltern waren da ungeheuer fortschrittlich, wenn man bedenkt, dass sie Jahrgang 1926 und 1928 waren."
Über sein Privatleben: "Von einer Kamera möchte ich mich niemals länger beobachten lassen als notwendig. Ich mache ja nicht mal Homestorys für die bunten Illustrierten. Das würde mein Mann auch gar nicht mitmachen."
zeit.de: Er fand es wunderbar, am Abend im Kölner Schauspielhaus in einem Stück von Marlene Streeruwitz oder Carl Sternheim auf der Bühne zu stehen und tagsüber beim Privatsender RTL eine alberne Szene zu drehen: Dirk Bach, der am Montag im Alter von 51 Jahren tot in einem Appartement in Berlin aufgefunden wurde, war ein Grenzgänger zwischen U und E, zwischen Unterhaltung und Ernst, ein Spaßmacher und Ernstmacher in einer Person.
Das war Dirk Bach
Der Schauspieler und Entertainer Dirk Bach ist überraschend im Alter von 51 Jahren gestorben.
Dirk Bach wurde tot in einem Hotel-Appartement in Berlin aufgefunden.
Der Tod kam überraschend - einige Tage vor seiner Theaterpremiere in Berlin.
Dirk Bach wurde in Köln geboren.
Dirk Bach hatte nie eine Schauspielschule besucht. Er arbeitete sich in der freien Kleinkunst-Szene hoch.
Er drehte auch Filme, Comedy-Formate, nahm Hörbücher auf, synchronisierte Filme und stand auf Theater- und Musical-Bühnen.
Im Fernsehen hatte Dirk Bach, der mit Hella von Sinnen befreundet war, unter anderem Erfolg mit den Sitcoms «Lukas» und «Der kleine Mönch».
Als Zauberer Pepe begeisterte Dirk Bach von 2000 bis 2007 im Kinderklassiker «Sesamstraße».
Millionen mochten den schwergewichtigen, offen schwulen TV-Star wegen seiner schrillen Outfits
Für seine bissigen Kommentare in der RTL-Dschungelshow «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» war Dirk Bach beliebt.
Dirk Bach hatte die RTL-Show seit 2004 sechsmal mit Sonja Zietlow moderiert.
Dirk Bach hinterlässt seinen Mann. Er war mit Thomas, einem Computerfachmann, verheiratet.
focus.de: Der Schauspieler und Moderator, der am Montagnachmittag überaschend in Berlin verstorben ist, war einer der großen Brecher des deutschen Fernsehens. Das darf man, denn er tat es selbst mit Leidenschaft und offensiv, auch auf seine Körperfülle beziehen. Gemeint ist hier jedoch die ironische Brechung, die Bach so meisterlich beherrschte wie wenige – im Fernsehen wohlgemerkt. Die Theaterbühnen erlebten einen ganz anderen Künstler... Aber es war eben nicht so wichtig, was Bach sagte, sondern wie er etwas sagte. Und Bach sprach es in seiner ganzen Rundlichkeit, die er in ein knallig buntes Tropen-Outfit inklusive Helm gepackt hatte. Und er tat es mit diesem wunderbaren Ton, der eine Musik spielte, die keinen Hass, keine Überheblichkeit transportieren konnte. Eine Musik, die von Bachs exzellentem Timing lebte. Und von seinem fantastischen Gehör für Nuancen, für Unter- und Zwischentöne....Doch es gab auch den anderen Dirk Bach. Den Theaterschauspieler. Bach habe, so sagte Martin Woelffer, Intendant am Theater Kurfürstendamm, im ZDF-Morgenmagazin, auf der Bühne „sehr ernsthaft um die Situationen gerungen und auch um die Figuren, die er gespielt hat“. Bach sei dort ein „sehr ernsthafter und sehr ernstzunehmender Schauspieler“ gewesen. „Da war überhaupt nichts von einer Blödelei zu merken.“
Dirk Bach, "ein Pummel im Fummel"
stern.de: Dirk Bach ist tot. Eine Energiekugel. Ein Pummel im Fummel. Ein liebenswürdiger Mensch, nach allem, was man weiß. Ein Spaß-Arbeiter, ein lebenslustiger Possenreißer. Immer noch kaum zu glauben. Ein Witz, ein letzter, tödlicher. Dirk Bach war ein Schelm und liebte das Verschmitzte. Er beherrschte die hohe Kunst, einen geschmacklosen Witz zu machen, ohne dass dieser als platter Kalauer rüberkam.
Spiegel online: Dabei war Dirk Bach durchaus nicht auf die Rolle des adipösen Spaßvogels abonniert. Diese Rolle war für einen großen Schauspieler wie ihn nur eine lukrativ leichte Fingerübung...Dass er vom großen Publikum mit sogenannten "Comedians", die nichts spielen können als eine einzige Rolle, über einen Kamm geschoren wurde, nahm er leicht - und unterließ es sogar, mit ungebrochenen Engagement fürs Theater ("Sein oder Nichtsein") oder in Musicals ("Kein Pardon") hausieren zu gehen. Für Hörbücher las er Franz Kafka so solide wie Walter Moers. Der konnte das, hoch und tief, tragisch und komisch, schrill und leise. Die Memoiren dieses trashtauglichen Künstlers hätte man gern gelesen.