Ab Sonntag ist das neue Bio-Logo der EU Pflicht. Das heißt: Erzeuger verpackter Bio-Lebensmittel müssen nachweisen, dass die Ware nach den Standards für ökologischen Landbau hergestellt wurde.
Die EU sieht das grüne Logo als Transparenz-Offensive. Dadurch sollen die Verbraucher vor den Tricks einiger Lebensmittelerzeuger geschützt werden. Doch Kritiker sehen Verbesserungsbedarf.
Kritik: Verbraucher wird getäuscht
Die Verbraucherorganisation Foodwatch beispielsweise kritisiert, dass die Kunden bei vielen Produkten getäuscht würden. Manch Bioprodukt würde genauso irreführend beworben wie ein konventionelles: "Mit dem Bio-Siegel verkauft werden Limonaden, in denen kein Tropfen Fruchtsaft steckt, sondern der Geschmack mit Aromastoffen aus Papierabfällen und Schimmelpilzen erzeugt wird", moniert Foodwatch-Sprecherin Christiane Groß. Auch überzuckerte Frühstücksprodukte für Kinder würden das Siegel tragen, bei denen kein Verbraucher erkennen könne, "woher die einzelnen Zutaten kommen oder wie viel Zucker tatsächlich drin ist". Deswegen ermahnt Foodwatch die europäische Politik, Lücken der Öko-Verordnung zu schließen und dafür zu sorgen, dass Bio ehrlicher wird.
Probleme bleiben
Auch andere "gravierende Kennzeichnungsprobleme" blieben durch das neue EU-Bio-Siegel bestehen, meint Foodwatch. "Bio-Produkte werden zum Teil wenig ökologisch erzeugt, weil zum Beispiel der Wasserverbrauch bei den Bio-Standards keine Rolle spielt."
Kontroll-Code angegeben
Das neue Bio-Logo besteht aus den zwölf Sternen der EU-Flagge, die als geschwungenes Blatt auf grünem Hintergrund zu sehen sind. In direkter Nähe des Emblems sind ein Kontroll-Code und der Herkunftsort der Rohstoffe angegeben. Wer jetzt meint, er habe das neue Logo schon oft gesehen, obwohl es erst am Sonntag zur Pflicht wird, könnte Recht behalten. Denn genau genommen ist das Siegel schon seit zwei Jahren vorgeschrieben. Um aber Herstellern die Anpassung zu erleichtern und nicht unnötig Müll durch alte Verpackungen zu produzieren, hatte Brüssel eine Übergangsfrist bis Ende Juni 2012 gewährt.
Was bedeutet das Logo für die Verbraucher?
Käufer von verpackten Lebensmitteln wie Bio-Brot, Bio-Marmelade oder Bio-Gemüsesuppe sollen die Garantie haben, dass die Produkte auf Basis geltender EU-Verordnungen offiziell als solche eingestuft werden dürfen. Ziel ist es, damit das Vertrauen in die Qualität zu stärken.
Was müssen Bio-Produzenten künftig beachten?
Die Bio-Produzenten müssen garantieren können, dass mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe eines Bioprodukts aus zertifiziertem Ökolandbau stammen. Höchstens 5 Prozent dürfen aus konventioneller Landwirtschaft kommen.
Gibt es Ausnahmen von der Kennzeichnungspflicht?
Das neue Logo gilt nur für bereits verpackte Bio-Lebensmittel, die in einem EU-Mitgliedstaat hergestellt wurden und die Vorschriften der Union zum ökologischen Landbau erfüllen. Ausgenommen ist "lose Ware" wie frisches Obst und Gemüse; sobald aber diese verschweißt wird, greift auch hier die Kennzeichnungspflicht. Nicht erfasst sind auch Fleisch und Fisch aus wilder Jagd, Kosmetik sowie Textilien oder Produkte, für die es nur nationale Regeln gibt. dpa/AZ