Die Zuschauer haben gewählt und die finale Entscheidung überrascht: die dominanten Führungspersönlichkeiten, die bissigen Lästerhälse und provozierenden Streithähne haben allesamt das Camp verlassen. Entgegen der Mutmaßung, das Camp lebe von eben jenen herausstechenden Drama-Königen, zeigte die Auswahl der Zuschauer: Man muss nicht unbedingt negativ auffallen, um die Gunst des Publikums zu gewinnen.
Die Rollen standen fest: Von Lästerschwester zu Buhmann.
Von Anfang an waren die Rollen im Dschungelcamp verteilt: es gab die vorlaute Läster-Schwester Sarah Knappik, die den Dschungel aufwiegelte. Jay Kahn übernahm die Rolle des Alpha-Tieres und schien damit sehr zufrieden zu sein. Peer war der eher anfällige Kandidat der Gruppe und Indira bestach durch ihr Verhältnis zu Jay. Nicht zu vergessen: Mathieu Carrière, der sich mit seinen deutlichen Aussagen immer gut zitieren ließ und der "Mitschwimmer" Thomas Rupprath, der sich allzu gerne von den anderen führen ließ und kaum durch eine besonders herausstechende und charakteristische Qualität die Gruppe bereicherte.
Die anderen Kandidaten wie Gitta Saxx, Froonk Matthé oder Eva Jakob provozierten nicht so sehr und mussten schnell gehen. Man konnte zu Beginn noch mutmaßen, dass dies mit dem mangelnden Provokationspotential zu tun habe. Auch Rainer Langhans warf RTL vor, ihn als den Langweiler dargestellt zu haben und deswegen nicht mehr im Camp zu sein.
Der Triumphzug der Unauffälligen
Doch folgte man dieser Argumentation, so wäre es schwer, die letzten drei Finalisten zu erklären. Katy Karrenbauer stach wohl durchaus auch durch giftige Kommentare hervor, besonders in der Diskussionen um Sarah. Doch im Grunde nahm sie im Dschungelcamp die Rolle der auf Harmonie bedachten Hobby-Psychologin ein, die für jeden ein offenes Ohr und ein paar tröstende wie auch ehrliche Worte hatte. Selbst bei Sarah versuchte sie am Anfang noch, die Wogen zu glätten und zwischen den sich immer mehr verhärtenden Fronten zu vermitteln. Kaum machte sie durch skandalöse Aussagen auf sich aufmerksam.
Thomas Rupprath glänzte ebenfalls nicht durch eine besonders einzigartige Charaktereigenschaft. Er hielt sich eher an Jay, wirkte als Unterstützer, sei es im positiven oder negativen Sinne. Wenn Jay ihn brauchte, um eine Argumentationskette gegen Sarah durchzusetzen, so konnte er sich der aufmunternden und untermauernden Worte von Thomas sicher sein. Auch wenn es um das Erkämpfen von Sternen für die Gruppe ging, war Thomas immer zur Stelle und hätte seine Hand geopfert, um für die Kandidaten des Camps da zu sein. Er bestach durch Zuverlässigkeit.
Und zu guter Letzt der Publikumsliebling Peer Kusmagk, der sich vom eher unscheinbaren und wenig herausstechenden Freund Mathieus zum traurigen Clown und nach Sarahs Ausscheiden zum neuen Außenseiter entwickelt hatte. Einst ein angenehmer aber wenig zu diskutierender Kandidat mauserte sich der Moderator zu einer im Lästerfeuer als Opfer brillierende Figur. Er bestach durch seine ehrliche Verwirrung angesichts der vielen Vorwürfe und Mutmaßungen im Camp und schien den Zuschauern damit direkt aus der Seele zu sprechen. Selten hetzte er, kaum machte er durch gemeine und kompromittierende Aussagen auf sich aufmerksam. Er stellte sich als ein authentischer und sympathischer Mensch dar, der durch seine leicht zerstreute und naive Art die Zuschauer bewegte.
Im Nachhinein wird deutlich, dass die lauten Charaktere des Camps den Dschungel mal schnell, mal langsamer verlassen mussten. Geblieben sind die vergleichsweise ruhigen Persönlichkeiten und es wird spannend, welcher dieser Kandidaten das Rennen um die begehrte Dschungel-Krone gewinnen wird.