Der 16. Oktober ist dem Tag der Welternährung gewidmet, der synonym auch als Welthungertag betitelt wird. Denn: Hungersnot ist kein Phänomen der Vergangenheit, auch im 20. Jahrhundert leiden weltweit mehrere hundert Millionen Menschen an Hunger. Wie der Welthunger-Index zeigt, hat jeder neunte Mensch der Weltbevölkerung nicht genug zu Essen.
In einem „Erste-Welt-Land“ wie Deutschland ist das schwer nachzuvollziehen. Hierzulande ist Lebensmittelknappheit nicht zu spüren. Eher das Gegenteil trifft zu: Jeden Tag landen erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln auf dem Müll. Die Verschwendung streckt sich über Industrie und Handel bis hin zu Großverbrauchern. Den größten Teil übernehmen Privathaushalte.
Haushalte produzieren meiste Lebensmittelabfälle
In Deutschland werden pro Jahr um die elf Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt, das ergab eine Studie der Universität Stuttgart aus dem Jahr 2012. Daten zum Jahr 2017 liegen derzeit nicht vor. Laut dem Referat für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern ist aber davon auszugehen, dass sich in den letzten Jahren keine grundlegenden Veränderungen ergeben haben.
Zahlen zur Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten
Bundesweit werden laut einer Studie der Universität Stuttgart pro Jahr 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel in deutschen Haushalten entsorgt...
...über Restmüll, Biotonne, Ausguss und Kompost oder auch an Haustiere verfüttert.
Damit entfallen auf die 40,3 Millionen Haushalte in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2010) rund 61 Prozent der gesamten Lebensmittelabfälle.
Im Durchschnitt wirft jeder Bundesbürger pro Jahr 81,6 Kilo Lebensmittel weg – 76 Prozent davon werden über das kommunale Abfallsystem entsorgt.
Die Studie zeigt: Pro Verbraucher und Tag lässt sich eine Menge von 225 Gramm Lebensmittel errechnen, die in der Tonne landen. Das entspricht ungefähr dem Volumen eines durchschnittlichen Frühstücks.
Das Wegwerfen von Lebensmitteln schadet nicht nur der Umwelt und verbraucht wertvolle Ressourcen - es kostet auch bares Geld.
47 Prozent der Lebensmittelabfälle in deutschen Haushalten wären vermeidbar, weitere 18 Prozent teilweise vermeidbar.
Zusammengenommen sind das etwa 53 Kilo vermeidbarer Abfälle pro Person und Jahr oder Waren im Wert von 235 Euro, die in der Tonne landen.
Bei einem Vier-Personen-Haushalt summiert sich der Betrag pro Jahr auf rund 940 Euro.
Auf Deutschland umgerechnet sind es bis zu 21,6 Milliarden Euro pro Jahr, die die alltägliche, vermeidbare Verschwendung kostet.
Mehr als die Hälfte der Abfälle wären demnach vermeidbar oder teils vermeidbar, das heißt die Lebensmittel sind zum Zeitpunkt der Entsorgung noch uneingeschränkt genießbar und landen aufgrund spezifischer Essengewohnheiten (zum Beispiel Abschneiden von Brotrinde) der Verbraucher auf dem Müll. Ergibt sich hier ein Muster, dem entgegengewirkt werden kann?
Diese Lebensmittel werden in deutschen Haushalten am häufigsten weggeworfen
Ein Diagramm der Stuttgarter Studie zeigt: Am häufigsten landen Gemüse und Obst in deutschen Mülleimern. Äpfel, Bananen, Tomaten und Co übernehmen mit 26 und 18 Prozent das größte Stück der "Abfalltorte". Dicht gefolgt von Backwaren und Speiseresten. Mit insgesamt 71 Prozent bilden diese vier Nahrungsmittelgruppen den Hauptanteil der vermeidbaren und teilweise vermeidbaren Lebensmittelabfälle.
Unter die Kategorie der am zweithäufigsten verschwendeten Lebensmittel fallen Milchprodukte mit einem Anteil von 8 Prozent.Regelmäßig werden im selben Ausmaß auch Getränke weggeschüttet.
Fleisch und Fisch
Teigwaren sowie Fisch und Fleisch ranken auf einem ähnlichen Level der Verschwendungs-Skala. Mit einem Anteil von 5 und 6 Prozent vom Gesamtabfall, werden diese Lebensmittel am seltensten weggeworfen.
So landen zukünftig nicht mehr so viele Lebensmittel im Müll
Eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Bayern gibt Tipps, wie Lebensmittelverschwendung zukünftig vermieden werden kann.
So sollten Mahlzeiten der kommenden Tage im Voraus geplant werden, damit die Zutaten gezielt eingekauft und dem Überkonsum entgegengewirkt werden kann. Ebenso können Impulskäufe, also spontan Einkäufe vermieden werden, indem man einen Einkaufszettel schreibt. Weniger ist mehr - statt "Hamsterkäufen" besser regelmäßig Einkaufen gehen und auf kleinere Mengen setzen.
Das sind die Hauptursachen von Lebensmittelabfällen
Lebensmittelabfälle in Privathaushalten Eine Sprecherin des Referats für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern gibt Auskunft.
Mangelhafte Einkaufsplanung: Zu oft wird zu viel gekauft und dann nicht in angemessener Zeit verbraucht.
Fehlende Einkaufsstrategie: Beim Einkauf wird der bestehende Umfang an häuslichen Vorräten zu wenig bedacht.
Hinzu kommen Angebote, die zwar zum Kauf, nicht aber unbedingt zum Konsum verleiten.
Nicht optimale Lagerung hat negative Auswirkungen auf Geschmack, Frische und Aussehen, was zur frühzeitigen Entsorgung führt.
Schälen und Putzen von Obst und Gemüse führt zu teilweise nicht vermeidbaren Verlusten.
Hinzu kommt ein Fehlverständnis von Datumsangaben bei Lebensmitteln.
Viele Produkte werden zu früh entsorgt, weil Haltbarkeitsdaten nicht eindeutig sind, inkonsequent beziehungsweise irreführend angegeben oder falsch interpretiert werden.
Viele Verbraucher wissen beispielsweise nicht, was ein Mindesthaltbarkeitsdatum angibt, nämlich das Datum, bis zu dem ein Produkt in der gewohnten Qualität mindestens (und nicht höchstens) haltbar ist.
Besonders Frischprodukte werden häufig aus diesem Grund ungenutzt entsorgt.
Oft werden eingekaufte Lebensmittel in Mengen zubereitet, die nicht vollständig verzehrt und dann entsorgt werden.
An heißen Tagen sollte darauf geachtet werden, dass die Kühlkette vom Supermarkt bis nach Hause nicht zu lange unterbrochen wird. Mit Kühlelementen ausgestattet können zum Beispiel Tiefkühlprodukte auch an den heißen Tagen transportiert werden, ohne dass die Haltbarkeit vermindert wird. Im Haushalt ist ebenfalls auf die lebensmittelspezifische Lagerung zu achten. Wärmeempfindliche Produkte sollten stets im Keller, kühlen Räumen oder Kühlschrank aufbewahrt werden. Speisereste gehören zu den am häufigsten weggeworfenen Lebensmitteln. Das könnte allerdings vermieden werden - durch Einfrieren der Essensreste oder durch Weiterverarbeitung in anderen Gerichten.
Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht gleich Verbrauchsdatum
Weiter gilt: Sie sollten das Haltbarkeitsdatum im Auge behalten und Produkte mit aktuellstem Datum zuerst verzehren. Ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet nicht automatisch, dass das Produkt nicht mehr gegessen werden kann. Viele Verbraucher wissen beispielsweise nicht, dass ein Mindesthaltbarkeitsdatum angibt bis zu welchem Zeitpunkt ein Produkt in der gewohnten Qualität mindestens (und nicht höchstens) haltbar ist.
Das Produkt sollte sorgfältig auf Qualität geprüft werden. Geben Aussehen, Geruch und gegebenenfalls Geschmack keine Anzeichen auf einen Qualitätsverfall, ist das Produkt in der Regel trotz abgelaufenem Datum zum Verzehr geeignet.