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Schiffsunglück: Costa Concordia: Reederei rückt ins Blickfeld der Ermittler

Schiffsunglück

Costa Concordia: Reederei rückt ins Blickfeld der Ermittler

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    Bei den Ermittlungen im Fall des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" gerät nun auch die Reederei zunehmend ins Visier der Anklage. Unterdessen wurden in den USA Entschädigungsklagen gegen den Mutterkonzern eingereicht.
    Bei den Ermittlungen im Fall des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" gerät nun auch die Reederei zunehmend ins Visier der Anklage. Unterdessen wurden in den USA Entschädigungsklagen gegen den Mutterkonzern eingereicht. Foto: Vigili Del Fuoco

    Bei der Suche nach den Ursachen für die Havarie der "Costa Concordia" rückt zunehmend der Kreuzfahrtanbieter Costa Crociere in den Blick der Ermittler. Während italienische Staatsanwälte noch am Mittwoch die Rolle der Reederei genauer untersuchen wollten, wurde in Florida eine Sammelklage gegen den US-Mutterkonzern von Costa Crociere vorbereitet. Unterdessen drangen neue Aussagen des unter Druck stehenden Kapitäns an die Öffentlichkeit.

    Entschädigungen von mehr als einer Million Euro gefordert

    Um die Verantwortung von Costa Crociere bei dem Unglück vor der toskanischen Küste aufzuklären, wollten Chefankläger Francesco Verusio und der Florenzer Staatsanwalt Beniamino Deidda am Mittwoch im Gericht von Grosseto zusammenkommen. Deidda ließ im Vorfeld verlauten, die Untersuchung zur Unglücksursache dürfe sich nicht allein auf Kapitän Francesco Schettino konzentrieren. Am Nachmittag soll Costa-Chef Pier Luigi Foschi im italienischen Senat angehört werden.

    In Florida sollte noch am Mittwoch eine Sammelklage von mehr als 150 Passagieren gegen den US-Mutterkonzern von Costa Crociere, Carnival, erhoben werden. Die Klage wurde von der italienischen Verbraucherschutzorganisation Codacons sowie zwei US-Kanzleien eingereicht. Sie fordern eine Entschädigung von mindestens 125.000 Euro pro Person sowie Summen von mehr als einer Million Euro in den schwersten Fällen. Auch die italienische Spitzenanwältin Giulia Bongiorno kündigte an, im Namen von 30 Passagieren eine Klage gegen Costa Crociere einzureichen.

    Der italienische Kreuzfahrtanbieter gibt Schettino die alleinige Schuld an der Schiffskatastrophe. Bislang werden lediglich der Kapitän und sein Stellvertreter Ciro Ambrosio in dem Fall strafrechtlich verfolgt.

    Vorwürfe gegen die deutsche Botschaft

    Der Kapitän hatte sich zuletzt in Widersprüche verwickelt. Am Dienstag drangen neue Telefongespräche vom Tag nach dem Unglück an die Öffentlichkeit. Darin sagte Schettino einem Freund, er habe das Schiff verlassen, als dieses sich zu neigen begann. Zuvor hatte er gegenüber Ermittlern ausgesagt, er sei versehentlich in ein Rettungsboot gefallen. In einem weiteren Gespräch machte der Kapitän andere für die Route in unmittelbarer Nähe der Küste verantwortlich.

    Vorwürfe gab es unterdessen auch gegen die deutsche Botschaft in Rom. Mehrere Schiffbrüchige berichteten am Dienstagabend im ARD-Politikmagazin "Report Mainz", sie hätten keine Mitarbeiter der deutschen Botschaft am Unglücksort gesehen und folglich keine Hilfe erhalten. Recherchen des Magazins offenbarten entgegen anderslautenden Äußerungen von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), Botschaftsangehörige hätten kaum Kontakt zu den Schiffbrüchigen aufgenommen.

    Immer noch 16 Menschen vermisst

    Die "Costa Concordia war am 13. Januar vor der Insel Giglio mit mehr als 4200 Menschen an Bord auf einen Felsen gelaufen und gekentert. Bisher wurden aus dem Wrack 16 Leichen geborgen. Weitere 16 Menschen werden noch vermisst, darunter auch zahlreiche  Deutsche.

    Wegen der schlechten Witterung wurde die Suche nach den Opfern am Mittwoch kurzzeitig ausgesetzt. Später setzten die Einsatzkräfte ihre Suche aber sowohl auf dem gesunkenen als auch auf dem aus dem Wasser ragenden Teil des Schiffes fort.

    An Bord des Schiffes befinden sich noch fast 2400 Tonnen Schweröl, das die Gewässer vor Giglio zu verschmutzen droht. Nach Behördenangaben wird das Schweröl kann nicht vor Samstag abgepumt werden. (AFP/AZ) 

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