Drei Personen aus dem engeren Umfeld Berlusconis sind in zweiter Instanz zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. In der "Ruby"-Affäre geht es um Sex mit minderjährigen Prostituierten.
Das Mailänder Berufungsgericht reduzierte am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Ansa aber die Strafen für die Angeklagten, die die Prostitution bei den "Bunga-Bunga"-Festen in Berlusconis Villa begünstigt und organisiert haben sollen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; die Verteidigung will Rechtsmittel einlegen.
Männer sollen die Mädchen für Berlusconi "beschafft" haben
Politik-Skandale - von Watergate bis Barschel
WATERGATE: Während des US-Wahlkampfs 1972 installierten Einbrecher im hier ansässigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Abhöranlagen. Die Spur führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weiße Haus zu Präsident Richard Nixon. Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen, musste aber 1974 zurücktreten.
MONICA-GATE: Eine Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1997/98 an den Rand der Amtsenthebung. Zunächst leugnete er unter Eid das Verhältnis, gab aber schließlich eine «unangemessene» Beziehung zu. Ein Antrag zu seiner Entlassung fand im Kongress keine Mehrheit. Clinton blieb im Amt.
IRAN-CONTRA-GATE: In der Affäre ging es 1986/87 um geheime US-Waffenlieferungen an den verfeindeten Iran. Ein Teil der Erlöse wurde an die rechtsgerichteten «Contras» in Nicaragua weitergeleitet. Der republikanische Präsident Ronald Reagan wusste angeblich von nichts und blieb ungeschoren.
WATERKANT-GATE: Einer der größten deutschen Politskandale drehte sich 1987 um Machenschaften im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Dabei wurde SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm illegal ausgespäht und denunziert. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) gab sein «Ehrenwort», dass die Vorwürfe haltlos seien. Wenig später wurde er in Genf tot aufgefunden.
KLIMA-GATE: Hacker kopierten 2009 Mails und Dokumente von Klimaforschern und stellten sie ins Internet. So versuchten sie, die Erkenntnisse führender Wissenschaftler ins Zwielicht zu ziehen. Diese hätten versucht, Gegner ihrer Thesen aus der Diskussion im Weltklimarat zu verdrängen.
RUBY-GATE: Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kam 2010 wegen seiner Beziehung zum minderjährigen Partygirl «Ruby» in Bedrängnis. Er soll der 17-jährigen Marokkanerin auch für die Teilnahme an Sexpartys («Bunga-Bunga») viel Geld gezahlt haben - was der längst als «Frauenheld» bekannte Politiker bestreitet.
Der ehemalige TV-Direktor Emilio Fede wurde zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, Nicole Minetti zu drei und Lele Mora zu sechs Jahren und einem Monat Haft. In erster Instanz waren sie im Juli 2013 zu Haftstrafen zwischen fünf und sieben Jahren verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, Frauen für Berlusconi "beschafft" zu haben, darunter auch die minderjährige Marokkanerin Karima El Mahroug, genannt "Ruby".
Urteil gegen Berlusconi noch nicht rechtskräftig
Der 78 Jahre alte Berlusconi war ihm "Ruby"-Prozess im Juli in einem Berufungsprozess überraschend freigesprochen worden. In erster Instanz war der dreimalige Regierungschef zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Verbot öffentlicher Ämter verurteilt worden. Der Freispruch für Berlusconi ist auch noch nicht rechtskräftig. dpa