Breno ab Mittwoch vor Gericht: Möglicherweise war die Last der Erwartungen einfach zu groß für den jungen Mann aus Brasilien. Vor viereinhalb Jahren kam der damals 18 Jahre alte Breno Vinicius Borges als viel gepriesenes Talent zum FC Bayern München - für die stolze Ablösesumme von zwölf Millionen Euro.
Breno: Er kam nie an
Doch in der fremden Fußball-Welt fern der Heimat kam der Abwehrspieler nie an. Nun ist sein Abschied vom deutschen Fußball-Rekordmeister zum Monatsende besiegelt, doch zuvor muss Breno noch seinen schwersten Gang in München antreten. Von diesem Mittwoch (13. Juni) an muss er sich wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten.
Nur so überhäuft mit Vorschusslorbeeren wurde der junge Neuzugang vom FC Sao Paulo bei seiner Ankunft in München. "Ich bin überzeugt davon, dass er ein großer Spieler wird und Bayern in Zukunft noch sehr viel Freude an ihm hat", sagte der damalige Münchner Coach Ottmar Hitzfeld nach den ersten Trainingseinheiten des auch von Real Madrid umworbenen 18-Jährigen. Bayerns Vorzeige-Brasilianer Giovane Elber sah in ihm bereits einen künftigen "Weltklassespieler wie Lucio". Auch Uli Hoeneß setzte darauf, dass Breno eines Tages zu den besten Abwehrspielern der Welt gehören würde.
FC Bayern: Alles kam anders
Doch es kam alles ganz anders. Breno fasste einfach nicht Fuß in Fußball-Deutschland. Nie konnte der junge Brasilianer beim FC Bayern seine enormen Fähigkeiten abrufen - die ungewohnten Winter und ungenügende Deutsch-Kenntnisse taten ihr übriges.
Zu allem Überfluss kamen ihm auch noch diverse schwere Verletzungen in die Quere. Gerade als Breno in der Ausleihzeit beim 1. FC Nürnberg einen Neuanfang startete und seine besten Spiele zeigte, bremste ihn im März 2010 ein brutales Foul aus. Kreuzbandriss, eine Operation nach der anderen - wieder war es nichts mit dem Durchstarten in eine endlich bessere Zukunft.
Breno: "An sich selbst glauben"
"Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben", gibt Breno als sein Lebensmotto aus. Doch nach all den Rückschlägen war der Glaube an die eigenen Stärke irgendwann wohl erschöpft, das erhoffte Fußball-Märchen wurde für den jungen Familienvater mehr und mehr zum Alptraum.
Am Morgen des 19. September 2011 erfuhr Breno, dass ihm möglicherweise erneut ein Eingriff am lädierten Knie droht. Kurz nach Mitternacht ging dann die von ihm angemietete Villa im Münchner Nobel-Vorort Grünwald in Flammen auf. Schnell geriet Breno unter Verdacht, das Haus vorsätzlich angezündet zu haben.
Breno: Neuanfang bei Lazio?
"Ich hatte in Brasilien weniger Geld und weniger Luxus, war aber ein glücklicher Mensch. Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere", hatte der junge Profi lange vor der folgenreichen Brandnacht einmal einem Interview gesagt. Damals nahm die traurige Aussage kaum jemand ernst. Ob Breno nun nach seiner Bayern-Zeit woanders - etwa in Italien - einen Neuanfang starten kann, bleibt ungewiss. Jung genug wäre er auf jeden Fall. Aber das hängt auch vom Urteil im Münchner Prozess ab. (dpa, lby, AZ)
Der Fall Breno in der Chronologie
Neun Monate nach dem Feuer in seiner Villa muss sich Bayern-Profi Breno von Mitte Juni an in München vor Gericht verantworten. Die Anklage lautet auf schwere Brandstiftung. Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert den Fall.
20.09.2011: Kurz nach Mitternacht brennt die von Breno angemietete Villa in Grünwald aus. Es entsteht ein Schaden in Millionenhöhe.
23.09.2011: Die Staatsanwaltschaft München I leitet Ermittlungen gegen den Fußball-Profi wegen schwerer Brandstiftung ein.
24.09.2011: Breno muss in Untersuchungshaft. Wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr erlässt das Amtsgericht München Haftbefehl.
29.09.2011: Nach der mündlichen Haftprüfung muss Breno in Untersuchungshaft bleiben.
06.10.2011: Breno kommt gegen Kaution unter strengen Auflagen auf freien Fuß.
02.01.2012: Nach Verhandlungen darf der 22-Jährige mit dem Club ins Trainingslager nach Katar reisen.
11.04.2012: Die Staatsanwaltschaft München I erhebt Anklage gegen den brasilianischen Innenverteidiger.
07.05.2012: Die 12. Strafkammer des Landgerichts München I lässt die Anklage der Staatsanwaltschaft unverändert zur Hauptverhandlung zu. Prozessauftakt soll am 13. Juni sein.