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Norwegen: Breivik zu Massaker: "Ja, ich würde es wieder machen"

Norwegen

Breivik zu Massaker: "Ja, ich würde es wieder machen"

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    Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich stolz über seine Attentate geäußert, bei denen er im vergangenen Sommer 77 Menschen umgebracht hatte.
    Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich stolz über seine Attentate geäußert, bei denen er im vergangenen Sommer 77 Menschen umgebracht hatte.

    Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich stolz über seine Attentate geäußert, bei denen er im vergangenen Sommer 77 Menschen umgebracht hatte. In seinen Ausführungen am Dienstag vor dem Gericht in Oslo begründete er das Massaker damit, dass es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg keine wahre Demokratie mehr gegeben habe. Das Volk sei beschwindelt worden. Da eine friedliche Revolution nicht möglich sei, sei Gewalt die einzige Möglichkeit. Seine

    Breivik: "Das waren keine unschuldigen Kinder, aber politische Aktivisten"

    Richter und Staatsanwaltschaft hörten mit versteinerter, ernster Miene zu. Zuvor hatte Breivik angegeben, seine vorbereiteten Formulierungen über sein Weltbild und seine Motive aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen im Gerichtssaal abgeschwächt zu haben.

    "Das waren keine unschuldigen Kinder, aber politische Aktivisten, die für den Multikulturismus arbeiteten", sagte Breivik zu seinem Massaker in einem Jugendcamp auf der Fjordinsel Utøya. Dort hatte der Angeklagte nach eigenem Geständnis 69 Teilnehmer eines Sommerlagers kaltblütig erschossen. Breivik verglich die sozialdemokratische Jugendorganisation AUF mit der Hitlerjugend. Richterin Wenche Elizabeth Arntzen unterbrach ihn sofort und forderte ihn auf seine Formulierungen abzuschwächen.

    Laienrichter soll Todesstrafe gefordert haben

    Unterdessen wurde bekannt, dass einer der Laienrichter im Prozess gegen den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik soll im Internet die Todesstrafe für den Attentäter gefordert haben. Vom Facebook-Konto des Schöffen habe jemand einen Zeitungsartikel mit den Worten kommentiert "Die Todesstrafe ist die einzig gerechte in diesem Fall!", berichtete die Internetzeitung "Vepsen". Die Polizei prüft nun die Aktivität des Laienrichters auf seiner Facebook-Seite. Sollte sich bestätigen, dass er den Kommentar selbst geschrieben hat, könnte er für befangen erklärt werden.

    Am zweiten Tag des norwegischen Massenmord-Prozesses darf sich der Angeklagte Anders Behring Breivik am Dienstag (9 Uhr) selbst vor Gericht erklären. Der 33-jährige soll zu seinen Motiven für die Anschläge in Oslo und auf ein Jugendlager auf der Fjordinsel Utøya im vergangenen Sommer aussagen. Nach Angaben seiner Verteidiger ist mit schockierenden Aussagen zu rechnen.

    Breivik bedauert

    Breivik tue es nach eigenen Worten leid, dass bei seinen Attentaten nicht noch mehr Menschen gestorben seien. Breivik muss sich für den Tod von 77 Menschen verantworten. Der rechtsradikale Islamhasser ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Breivik hat das Gericht gebeten, ein vorgeschriebenes Dokument verlesen zu dürfen. Die Entscheidung steht noch aus.

    Mit grausamen Details hatte der Breivik-Prozess am Montag in Oslo begonnen. Der rechtsradikale Islamhasser plädierte auf "nicht schuldig" und sagte, er habe in Notwehr gehandelt.

    Breivik: "Nicht strafschuldig"

    "Ich gebe die Taten zu, bekenne mich aber nicht strafschuldig", sagte der Angeklagte. So oft wie möglich ergriff Breivik das Wort: Das Gericht erkenne er nicht an, weil es von Parteien eingesetzt sei, die den Multikulturalismus unterstützten, sagte er gleich zu Beginn. Außerdem sei die Richterin nicht unabhängig.

    Die Staatsanwaltschaft wirft dem Norweger vor, im Juli 2011 im Osloer Regierungsviertel mit einer Autobombe acht Menschen getötet zu haben. Anschließend habe er auf der Insel Utøya gezielt 69 Teilnehmer eines Feriencamps für junge Sozialdemokraten umgebracht. Breivik ist wegen Terrorismus' und vorsätzlichen Mordes angeklagt.

    Starke Propagandawirkung durch Breivik-Thesen?

    Der deutsche Extremismusforscher Dierk Borstel hält Sorgen vor einer starken Propagandawirkung durch Breiviks Thesen in rechten Kreisen für übertrieben. Die Attentate und Pamphlete des Norwegers fänden in der rechten Szene Deutschlands nur begrenzten Widerhall, meint der Bielefelder Politologe.

     "Für die meisten aus der Szene waren die 1500 Seiten von Breivik sicherlich zu viel", sagte Borstel über das Manifest, das der Norweger kurz vor der Tat ins Internet gestellt hatte. "Aber die Grundideen wie Überfremdung, weißes Europa, Pan-Europa oder Kampf gegen Muslime werden auch hier wahrgenommen. Im Kern ist es ein klassischer Rassismus."

    "Breivik wird in der Szene wahrgenommen"

    "Breivik wird in der Szene schon wahrgenommen, allerdings sehr unterschiedlich", sagte Borstel der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn man sich die Internetforen anschaut, reicht das Spektrum von Zustimmung - nach dem Motto: Da hat endlich mal jemand angefangen, den Kampf ernst zu nehmen - bis zum Spott, dass er einfach nur ein Verrückter sei, der es auch noch auf norwegische, also weiße Kinder abgesehen habe."

    Allerdings sei zu befürchten, dass jetzt mancher prüfe, ob die Attentate vom 22. Juli 2011 ein Muster für eigene Taten sein könnten, sagte Borstel. "Hier sind wir dann beim Rechtsterrorismus und der Zwickauer Zelle." Der Zwickauer Neonazi-Zelle werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin vorgeworfen. (dpa, AZ)

    Breiviks Fahrplan beim Massenmord

    11.45 Uhr: Breivik fährt einen Mietwagen des Typs Fiat Doblò durch eine Station für Automaut Richtung Osloer Innenstadt. Er parkt das Auto am Hammersberg Torg und kehrt in den Stadtteil Skøyen im Westen Oslos zurück. Dort wohnt er bei seiner Mutter.

    12.51 Uhr: Breivik schreibt den letzten Eintrag in sein 1500 Seiten umfassendes «Manifest».

    14.08 Uhr: Das «Manifest» wird per Email an 1003 Adressaten verschickt. Breivik verkleidet sich als Polizist.

    15.00 Uhr: Er fährt einen mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff gefüllten VW-Transporter durch eine der automatischen Mautstationen Richtung Zentrum. Den ebenfalls gemieteten Wagen stellt er direkt vor dem Regierungs-Hochhaus ab und läuft zum Fiat am Hammersberg Torg. Im Polizeiverhör gibt Breivik später an, er habe die Transportzeiten zu niedrig berechnet.

    15.26 Uhr: Die Bombe explodiert im Osloer Regierungsviertel. Doch wegen der Sommerferien sind viele Angestellte schon im Feierabend. Breivik steckt danach bei seiner Fahrt zur 40 km entfernten Insel Utøya im Stau nach einem Unfall.

    16.40 Uhr: Breivik kommt in seiner Polizeiuniform an der kleinen Fährstation zur Insel an. Er stellt den Mietwagen ab und setzt auf der Fähre über. Als Gepäck führt er ein Schnellfeuergewehr, eine Pistole und große Mengen Munition mit sich.

    17.08 Uhr: Ankunft des Attentäters auf Utøya.

    17.27 Uhr: Die Polizei wird alarmiert. Unklar bleibt auch bei anderen Medienangaben, was in den ersten knapp 20 Minuten seit Breiviks Ankunft genau geschieht. Nach den ersten offiziellen Mitteilungen der Polizei hat der Massenmörder für die Tötung seiner 69 Opfer auf Utøya anderthalb Stunden Zeit.

    18.09 Uhr: Angehörige der Polizei-Eliteeinheit «Delta» kommen zusammen mit örtlichen Polizisten an der Fährstation nach Utøya auf der Festlandseite an.

    18.25 Uhr: Die Einsatzgruppe erreicht die Insel und sucht nach dem Täter.

    18.27 Uhr: Breivik lässt sich mit erhobenen Händen festnehmen. Er hat beide Waffen weggelegt. Die Polizei setzt ihn mehrere Stunden in einem Holzhaus auf der Insel fest, ehe er nachts in die Osloer Polizeizentrale gebracht wird.

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