Ein früheres Besatzungsmitglied des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" hat in den USA Klage gegen die Eignerfirma Carnival eingereicht. Der in Peru wohnhafte Gary Lobaton wirft dem US-Unternehmen in der am Donnerstag in Chicago eingereichten Klageschrift vor, dass die Menschen an Bord nicht rechtzeitig nach dem Unglück am 13. Januar über die Gefahren auf dem Kreuzfahrtschiff informiert worden seien.
Besatzungsmitglied klagt gegen US-Eignerfirma von "Costa Concordia"
Den Angaben zufolge wurde die Schadenersatzklage im Namen Lobatons und aller anderen Besatzungsmitglieder und Passagiere, die sich während der Katastrophe an Bord befanden, eingereicht. Sie richtet sich gegen Carnival und ihre italienische Tochterfirma Costa Crociere, der das Schiff gehört. Zum "Costa-Concordia"-Unglück bereiten Anwälte in den USA derzeit zudem eine Sammelklage von betroffenen Passagieren gegen den Mutterkonzern Carnival vor. Ihr wollen sich auch einige Deutsche anschließen.
Mann wirft Schiffsführung falsche Information über Unglück vor
Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird
Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.
Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.
Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.
Das letzte Wort hat stets der Kapitän.
Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.
Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.
Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.
Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.
Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.
Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.
Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.
Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.
Die "Costa Concordia" war am Abend des 13. Januar mit 4200 Menschen an Bord vor der italienischen Toskana-Insel Giglio auf Grund gelaufen, Leck geschlagen und gekentert. Bislang wurden 16 Leichen geborgen, 16 Menschen werden noch vermisst. Unter den identifizierten Toten sind vier Deutsche. afp