Der Chef des berüchtigten Mafia-Clans der Casalesi ist nach 16 Jahren auf der Flucht gefasst. Michele Zagaria wurde am Mittwoch von Polizisten in seinem Versteck in einem Bunker im süditalienischen Casapesenna bei Neapel verhaftet. Der 53-Jährige war einer der meistgesuchten und gefährlichsten Verbrecher Italiens und wurde in Abwesenheit bereits dreimal zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nach 16 Jahren auf der Flucht
Um den Mafia-Boss in seinem Geheimbunker zu fassen, mussten sich die Beamten durch eine dicke Decke aus Stahlbeton unter einem Wohnhaus in Casapesenna graben. "Ihr habt gewonnen. Der Staat hat gewonnen", sagte Zagaria den Ermittlern laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA bei seiner Festnahme. Innenministerin Anna Maria Cancellieri sprach von einem "großen Erfolg für den Staat" und einem Schlag nicht nur gegen die Casalesi, sondern gegen die gesamte neapolitanische Camorra.
Michele Zagaria: Einer der Chefs des Casalesi-Clans der neapolitanischen Camorra
Die Abgeordnete und Anti-Mafia-Expertin Laura Garavini wies darauf hin, dass der Gesuchte ausgerechnet in der Hochburg der Casalesi und an seinem letzten bekannten Wohnort verhaftet wurde. Es müsse untersucht werden, welchen Schutz der Gangsterboss in den vergangenen Jahren möglicherweise genossen habe. Die Polizei hatte bereits am Dienstag bei einem Schlag gegen die Casalesi 47 Verdächtige festgenommen und die Aufhebung der Immunität gegen einen Abgeordneten der Partei von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi beantragt, um ihn ebenfalls verhaften zu können.
In Bunker seiner Heimatstadt Casapesenna entdeckt
Dem wegen seines asymmetrischen Gesichts auch "Capastorta" ("Krummgesicht") genannten Zagaria wird Mord, Erpressung, Raub und die Bildung einer Mafia-Vereinigung vorgeworfen. Der Casalesi-Clan gilt als die mächtigste und gewalttätigste Gruppierung der neapolitanischen Camorra. Die Casalesi sind die Protagonisten im Enthüllungsroman "Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra" von Roberto Saviano, der auch verfilmt wurde. Ihren Sitz haben sie in und um Neapel, verfügen jedoch über ein internationales Netzwerk, mit dem sie jährlich geschätzte 30 Milliarden Euro durch Drogenhandel, Müllentsorgung, im Baugewerbe und durch Warenfälschungen umsetzen.
Mafia-Ankläger Piero Grasso
In den vergangenen Monaten waren der italienischen Polizei mehrere Schläge gegen den Clan gelungen. Dessen mutmaßliche Nummer zwei sowie der mutmaßliche Finanzchef des Clans wurden Ende Mai und Anfang April festgenommen. AZ