Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Überschwemmungen in Thailand: Bangkok: Nun drohen die Seuchen

Überschwemmungen in Thailand

Bangkok: Nun drohen die Seuchen

    • |
    Thailand und andere Länder in Südostasien haben eine besonders heftige Monsunsaison erlebt.
    Thailand und andere Länder in Südostasien haben eine besonders heftige Monsunsaison erlebt. Foto: dpa

    In der überschwemmten thailändischen Hauptstadt Bangkok drohen die Seuchen um sich zugreifen: Mit einem Schrei ist Somporn in ihrem halb unter Wasser stehenden Haus in Nordbangkok aus dem Schlaf erwacht. Ein 25 Zentimeter langer, giftiger Hundertfüßler hat sie in den Arm gebissen. "Gut, dass es keine Schlange war", sagt die 28-jährige. "Dann wäre ich jetzt tot." Hundertfüßler, Ratten und anderes Getier, Durchfall, Fieber und Entzündungen - die Hochwasseropfer in Thailands Überschwemmungsgebieten kämpfen mit Krankheiten und anderen Widrigkeiten.

    Zur Autobahn gewatet

    Somporn lebt im Bezirk Don Muang, in der Nähe des Inlandsflughafens, rund 30 Kilometer nördlich der Bangkoker Innenstadt. Das Viertel war eines der ersten, die überschwemmt wurden, als die Wassermassen aus dem überfluteten Zentralthailand die Hauptstadt erreichten. Seit zwei Wochen steht das Erdgeschoss ihrer Holzhütte einen Meter unter Wasser. Sie lebt deshalb im zweiten Stock, mit fünf Katzen, drei Hunden und acht Enten. Nach dem Biss des Hundertfüsslers watete die junge Frau durch brusttiefes Wasser zur Autobahn. Die liegt auf einem Damm und ragt deshalb aus dem Wasser heraus. Dort fand sie ein Taxi, das sie zum Krankenhaus brachte.

    Die Autobahn ist zum einzigen Versorgungsweg der Anwohner geworden. Die Seitenstreifen und Fahrbahnen sind voll geparkt mit Autos von Anwohnern, die ihre Wagen dort noch schnell abgestellt hatten, bevor das Wasser kam. Dazwischen sind jetzt die Helfer unterwegs, die die Gestrandeten mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgen. Die Anwohner müssen morgens durch das teilweise schon faulige Wasser zur Straße waten.

    40000 Euro von der Bundesregierung

    "Was soll man tun? Wir haben zwei Wochen in unserem überschwemmten Haus ausgeharrt, aber keine Behörde ist gekommen, um uns zu helfen", sagt Somsak Suknimit. Das Wasser steht so hoch, dass seine zierliche Frau Somphat darin untergehen würde. So nimmt er sie auf die Schultern, um zum Rotkreuz-Zelt zu gelangen. Dort gibt es Medikamente und Nahrungsmittel. Mit 40 000 Euro hat die Bundesregierung das Rote Kreuz in Thailand bislang unterstützt.

    "Wir sehen vor allem Leute, die über Kopfschmerzen, Durchfall und Fußpilz klagen" sagt Krankenschwester Varabhorn Bhumiswasdi, die als Freiwillige hier im Einsatz ist. "Wir fürchten auch, dass bald die Zahl der Leptospirosen steigt." Diese Krankheit ist typisch in Überschwemmungsgebieten. Menschen infizieren sich durch den Kontakt mit Urin, Blut oder Gewebe infizierter Ratten oder Mäuse damit. Jedes Jahr in der Regenzeit häufen sich die Fälle in Nordthailand.

    Das Dengue-Fieber grassiert

    Dengue-Fieber wird von der Gelbfiebermücke übertragen, die vorzugsweise in stehendem Wasser brütet. Im Volksmund heißt die Krankheit auch Knochenbrecherfieber, weil sie mit Schüttelfrost und starken Gliederschmerzen einhergeht. "Dengue-Fieber ist ohnehin in Thailand verbreitet, selbst ohne Überschwemmungen. Das Hochwasser wird die Lage in diesem Jahr mit Sicherheit verschärfen", sagt der Dengue-Spezialist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Thailand, Chaovalit Thanthinmitkul. "Die Regierung muss sich auf einen starken Anstieg der Fälle einstellen."

    Durch das Hochwasser waren bis Montag 381 Menschen ums Leben gekommen. "Die meisten starben durch Stromschläge, nicht durch Krankheiten", sagte der Minister für öffentliche Gesundheit, Wittaya Buranasiri. Mehr als eine dreiviertel Million Menschen sind durch die Überschwemmungen erkrankt. Dreiviertel der Patienten, die in der Provinz Pathum Thani ins Krankenhaus gingen, litten an Erkältungen und Entzündungen an den Füßen. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden