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Prozess: Amanda Knox muss wieder vor Gericht

Prozess

Amanda Knox muss wieder vor Gericht

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    «Engel mit den Eisaugen»: Amanda Knox.
    «Engel mit den Eisaugen»: Amanda Knox. Foto: Pietro Crocchioni (dpa)

    „Der Engel mit den Eisaugen“, die US-Studentin Amanda Knox, und ihr italienischer Ex-Freund Raffaele Sollecito müssen in Florenz erneut vor Gericht. Dort werden sie sich zum dritten Mal wegen des Mordverdachts an der Britin Meredith Kercher verantworten müssen. Das hat Italiens oberstes Kassationsgericht am Dienstag beschlossen und damit den Freispruch der Berufungsinstanz aufgehoben.

    Amanda Knox und ihr Ex-Freund beteuern ihre Unschuld

    Damit geht einer der spektakulärsten Justizfälle Italiens in eine neue Runde. Wie berichtet waren beide in erster Instanz für schuldig befunden und zu 26 bzw. 25 Jahren Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht von Perugia hingegen hatte die Ex-Studenten der örtlichen Auslandsuniversität im Oktober 2011 freigesprochen. Beide erklären sich bis heute für unschuldig. Sie hatten lediglich zugegeben, in der Mordnacht Marihuana geraucht zu haben und dadurch in ihrer Erinnerung beeinträchtigt gewesen zu sein.

    „Das ist ungerecht. Sie glauben mir immer noch nicht“, so Amandas erste bestürzte Reaktion in ihrer Heimat Seattle, wo sie längst wieder lebt und in Kürze ein Buch über ihren Fall veröffentlichen will. „Ein trauriger Geburtstag“, kommentierte Raffaele von Verona aus, wo er jetzt studiert. Er wurde am Dienstag 29 Jahre alt.

    Eine positive Reaktion kam hingegen aus Großbritannien, wo die Angehörigen des Opfers leben. „Ich bin glücklich“, teilte die Schwester Stephanie von Meredith Kercher über ihre Anwältin mit. Es gebe noch immer unbeantwortete Fragen und „wir suchen alle nach der Wahrheit“, sagte sie in einem Fernsehinterview.

    Die Mord-Nacht an Halloween

    Die Austauschstudentin Meredith war am 2. November 2007 mit durchschnittener Kehle in einer Wohnung in Perugia gefunden worden, die sie gemeinsam mit Amanda Knox bewohnt hatte. Ihr Körper wies zahlreiche Messerstiche und Verletzungen auf. Das alles passierte offenbar während einer Party in der Halloween-Nacht, möglicherweise unter Beteiligung mehrerer Personen.

    Knox und Sollecito waren in erster Instanz aufgrund von Spuren- und Gentests verurteilt worden, welche im Berufungsverfahren jedoch wieder entkräftet wurden. Vor ihnen war bereits der Ivorer Rudy Guede in einem Schnellverfahren zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Kerchers Familie hatte die Theorie von einer Einzeltat Guedes aber stets zurückgewiesen.

    Jetzt also die Aufhebung des Freispruchs. Sie seien perplex und überrascht, ließen die Verteidiger von Knox und Sollecito wissen. Staranwältin Giulia Buongiorno: „Ein fortwährender Kreuzweg für Raffaele.“

    Gericht muss in zwei Monaten Begründung vorlegen

    Die genaue Begründung des Kassationsgerichtes für die Aufhebung des Freispruchs liegt noch nicht vor. Dazu hat das Gericht bis zu zwei Monate Zeit. Bekannt ist lediglich, dass die hohen Richter untereinander offenbar uneins waren. Zunächst sollte ihr Urteil schon am späten Montagabend bekannt gegeben werden. Doch hatten sie wissen lassen, sie seien noch nicht mit ihren Beratungen fertig.

    Der Termin für den neuen Prozess steht noch nicht fest. In Italien wird nicht erwartet, dass Amanda Knox anreisen wird. Sollte es dann erneut zu einer Verurteilung der Amerikanerin kommen, könnte Italien bei den US-Behörden ihre Auslieferung beantragen. Doch wurde solchen Anträgen bei bisherigen Justizfällen nie stattgegeben.

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