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Margot Honecker: Abschied von Margot Honecker: Kleine Trauerfeier in Chile

Margot Honecker

Abschied von Margot Honecker: Kleine Trauerfeier in Chile

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    Mit einer kleinen Trauerfeier nahmen Angehörige und Freunde am Samstag Abschied von Margot Honecker.
    Mit einer kleinen Trauerfeier nahmen Angehörige und Freunde am Samstag Abschied von Margot Honecker. Foto: Sebastian Silva, dpa

    Mit einer kleinen Trauerfeier haben Angehörige und Freunde in Chile Abschied von der früheren DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker genommen. Rund 30 Trauergäste versammelten sich am Samstag auf dem Friedhof Parque del Recuerdo, um der Witwe des früheren Staats- und Parteichefs Erich Honecker die letzte Ehre zu erweisen. Opferverbände und Historiker in Deutschland äußerten Unverständnis darüber, dass Margot Honecker bis zuletzt die Politik des SED-Regimes verteidigt hatte.

    Honecker war am Freitag mit 89 Jahren in ihrem selbst gewählten Exil gestorben. Sie erlag einem Krebsleiden. Unter den Gästen der Trauerfeier befand sich kein prominenter Vertreter der chilenischen Politik.

    Honecker war 1949 mit 22 Jahren als jüngste Abgeordnete in die erste DDR-Volkskammer einzogen. Im gleichen Jahr lernte sie ihren späteren Mann Erich kennen. 1963 übernahm sie das Volksbildungsministerium, das sie bis zum Ende der SED-Herrschaft 1989 leitete. Die dogmatische Sozialistin baute unter anderem das Einheits-Bildungssystem der DDR auf und führte den umstrittenen "Wehrkundeunterricht" mit Ausbildung an der Waffe ein.

    1991 flohen die Honeckers nach Moskau. Erich Honecker musste aber 1992 nach Deutschland zurückkehren, wo ihm der Prozess wegen der Mauertoten gemacht wurde. Das Verfahren wurde später eingestellt.

    Margot Honecker lebte zuletzt mit ihrem Enkel Roberto zusammen

    Margot Honecker siedelte 1992 nach Chile über, wo bereits ihre Tochter Sonja wohnte. Ihr Mann folgte ihr Anfang 1993. Seit dessen Tod im Mai 1994 lebte Margot Honecker zurückgezogen am Rand von Santiago de Chile - zuletzt mit ihrem Enkel Roberto, einem Künstler und Musiker.

    Bei ihren seltenen Auftritten rechtfertigte sie stets die Politik des SED-Regimes. 2012 sorgte ein TV-Interview mit Honecker hierzulande für Empörung. In der ARD-Dokumentation verteidigte sie die Politik des SED-Regimes, äußerte sich abschätzig über DDR-Flüchtlinge. Es habe ja niemand über die Mauer klettern müssen, sagte Honecker. "Diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen, das ist schon bitter."

    Die chilenische Kommunistische Partei erinnerte am Freitag in ihrer Würdigung für Margot Honecker daran, dass die DDR vielen linksgerichteten Aktivisten in der Zeit der Militärdiktatur Zuflucht geboten habe. "Hunderte chilenische Kommunisten hegen tiefe Wertschätzung für die Solidarität und Freundschaft, an der Margot aktiv teilhatte", hieß es in einer Erklärung.

    Margot Honecker hielt bis zuletzt an ihrer Haltung fest

    In Deutschland fielen die Reaktionen kritischer aus. Der Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Roland Jahn, forderte eine Aufarbeitung der Taten Margot Honeckers. "Die ehemalige DDR-Ministerin für Volksbildung hat jahrelang gnadenlos sozialistische Ideologie an Schulen und in Kindergärten der DDR durchgesetzt", sagte Jahn der "Bild am Sonntag". "Generationen von jungen Menschen mussten sich ein- und unterordnen - teilweise wurden sie sogar gebrochen."

    Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, machte Honecker für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. "Margot Honecker hat als Volksbildungsministerin der DDR nicht nur zahlreichen jungen Menschen das Rückgrat gebrochen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". Sie habe "auch niemals ihr Tun kritisch reflektiert".

    Der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski, äußerte sich ähnlich. "Margot Honecker war unbelehrbar bis zum letzten Tag", sagte er der "Berliner Zeitung". Margot Honecker habe "unter einer Sozialismus-Scheinweltglocke" gelebt. AFP

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