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Ein Deutscher verletzt: 28 Tote nach Busunglück: 220.000 Euro für jedes Opfer

Ein Deutscher verletzt

28 Tote nach Busunglück: 220.000 Euro für jedes Opfer

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    Horror-Crash: Ein belgischer Reisebus ist in einem Autobahntunnel im Schweizer Kanton Wallis gegen die Tunnelwand geprallt.
    Horror-Crash: Ein belgischer Reisebus ist in einem Autobahntunnel im Schweizer Kanton Wallis gegen die Tunnelwand geprallt. Foto: dpa

    Mit mindestens 220.000 Euro an Entschädigung können die Angehörigen nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga rechnen. Die Kosten übernehme der Versicherer des in den Unfall verwickelten Busunternehmens, die belgische Gesellschaft AG Insurance.

    Versicherung mit betroffenen Schulen im Kontakt.

    Die Agentur berief sich auf das Mitglied des belgischen Versicherungsdachverbandes Assuralia, Wauthier Robyns de Schneidauer. Ob die Summe von 220.000 Euro nur im Todesfall gezahlt werden soll, blieb in der Meldung unklar. Die Versicherung stehe bereits mit den beiden betroffenen Schulen im Kontakt.

    Derweil wurde bekannt, dass unter den Verletzten auch ein Deutscher ist. Er hat das Busunglück überlebt. Nach der Unfallursache wird weiter intensiv geforscht: Das tragische Unglück eines belgischen Busses in der Schweiz könnte nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft verschiedene Ursachen haben. Es komme ein technischer Defekt infrage. Auch eine plötzlich auftretende Krankheit des Fahrers sei möglich. "Der Reisebus war neu und gut instand gehalten, und der Fahrer war allen Erkenntnissen nach ausgeruht", sagte Oberstaatsanwalt Olivier Elsig am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Sitten. Die Leiche des Fahrers werde untersucht.

    Kinder waren offensichtlich angeschnallt

    Die Kinder im Fahrzeug waren nach Angaben des Oberstaatsanwalts angeschnallt. Sie seien aber wohl losgerissen worden beim Aufprall. "Der Zusammenprall war so gewaltig, dass es die Sitze aus der Verankerung gerissen hat. Aber angeschnallt oder nicht, das hätte jetzt nicht viel geändert für die Kinder, die bei dem Unfall ums Leben gekommen sind", sagte Elsig. Den Rettungskräften bot sich ein schreckliches Bild.

    Ein zerfetzter Bus, Kinderkleider auf der Fahrbahn, Helfer mit Tränen in den Augen: 28 Menschen, darunter 22 Kinder, sind bei dem schweren Busunglück in einem Schweizer Autobahntunnel gestorben. Für etliche der 24 Verletzten bestand Lebensgefahr, drei lagen am Mittwoch im Koma. Im Unfallfahrzeug saßen zwei Schulklassen aus Belgien, die auf der Heimfahrt aus der Skiregion Val d'Anniviers waren. Menschen aus ganz Europa reagierten bestürzt. Die Angehörigen sind auf dem Weg zu dem Unglücksort.

    Noch am Montag schwärmten die Schüler von den "Superferien"

    Trauer und Fassungslosigkeit auch in Belgien: Vor den Schulen in Heverlee in der Nähe von Brüssel und in Lommel an der niederländischen Grenze spielten sich am Morgen ergreifende Szenen ab. Mitschüler und Angehörige lagen sich weinend in den Armen. Noch am Montag hatten sich die Schüler aus Lommel per Online-Reisetagebuch aus ihren "Superferien" gemeldet. "Jawohl, liebe Daheimgebliebene, wir sind schon fast am Ende. Morgen ist schon der letzte Tag ..."

    Die Eltern der Opfer wurden von den Schulen zu einem Militärflughafen in Melsbroek gebracht, wo sie ein "zutiefst geschockter" König Albert II. empfing. Mit einem Airbus flogen 116 Angehörige in Richtung Schweiz, wo sie am Nachmittag erwartet wurden. Während einige einen erlösenden Anruf von ihrem Kind bekamen, war für andere immer noch unklar, ob ihr Sohn oder ihre Tochter eines der schwersten Busunglücke in der Schweizer Geschichte überlebt hatte.

    Nationaler Tag der Trauer in Belgien

    Busunglücke mit Schülern

    Schon zahlreiche Kinder und Jugendlichen sind bei Busfahrten zur Schule oder auf Klassenreisen verunglückt.

    Januar 2004: Bei einem Schulbusunfall im Schweizer Kanton Wallis werden sechs Kinder verletzt. Der Bus war auf schneebedeckter Straße ins Rutschen geraten. Er schlitterte etwa 40 Meter einen Abhang hinunter.

    Juli 2004: Beim Auffahrunfall zweier Reisebusse in der Schweiz werden 14 Schüler aus Baden-Württemberg verletzt. Die Jugendlichen aus dem Raum Heilbronn waren auf der Rückreise von einer Schulfahrt nach Italien.

    Juni 2005: Am Hamburger Elbtunnel fährt ein voll besetzter Bus mit Schülern aus dem nordrhein-westfälischen Lübbecke auf einen im Stau haltenden Lastwagen auf. 20 Kinder, ihre Lehrerin und drei Autofahrer werden verletzt.

    Februar 2006: Drei Schüler sterben in Coppenbrügge in Niedersachsen: Ihr Bus wird bei Schneetreiben von einem entgegenkommenden, mit Eisenteilen beladenen Lastwagen gerammt und aufgeschlitzt.

    Mai 2008: Bei einem Unfall mit einem Schulbus nahe Hohenlockstedt in Schleswig-Holstein kommt ein Autofahrer ums Leben. Die Busfahrerin sowie drei Jugendliche und ein weiterer Autofahrer werden leicht verletzt. Die übrigen etwa 50 Kinder kommen mit dem Schrecken davon.

    Februar 2010: Beim Unfall eines Doppeldeckerbusses werden in Österreich 32 junge ungarische Wintersportler verletzt. Der Bus mit etwa 80 Jugendlichen kam auf dem Weg ins Kärntner Skigebiet Innerkrems von der schneeglatten Straße ab und stürzte in einen Graben.

    Mai 2011: Auf einer Klassenfahrt werden drei Jugendliche und drei Erwachsene aus Bayern bei einem Busunglück in Slowenien zum Teil schwer verletzt. Sie waren zur Feier ihres Mittelschulabschlusses nach Kroatien unterwegs.

    Februar 2012: Ein Reisebus mit etwa 50 Schülern aus Hamburg gerät auf der A7 bei Soltau in Niedersachsen in Brand. Acht Jugendliche werden verletzt. Der Bus brennt vollkommen aus.

    Premier Di Rupo kündigte einen nationalen Tag der Trauer in Belgien an. Er teilte mit, die Polizei habe Spezialisten entsandt, um bei der Identifizierung der Opfer zu helfen. Diese sei "sehr mühsam".

    Der Bus mit 52 Insassen krachte am Dienstagabend in einer Tunnelröhre der A9 bei Siders im Wallis gegen eine Wand. Dabei starben auch die beiden Busfahrer sowie vier weitere Erwachsene. 24 Kinder erlitten laut Polizei Verletzungen. Nach belgischen Angaben waren auch ein Deutscher und ein Pole in dem Unglücksfahrzeug. Nähere Angaben machte der belgische Regierungschef Elio Di Rupo dazu zunächst nicht.

    An der Unfallstelle bot sich ein Bild des Schreckens: Der vordere Teil des gelb-roten Reisebusses wurde bei dem Aufprall zerfetzt. "Die Front des Busses war total eingedrückt", berichtete eine Korrespondentin des Schweizer Fernsehens vom Unglücksort. Auf der Fahrbahn lagen Kleider und Gepäckstücke der Kinder, die meist um die zwölf Jahre alt waren. dpa/afp/AZ

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