Ingolstadt: Wo ist Taprap? Spuren eines Verbrechens

Einen Monat nach dem mysteriösen Verschwinden der 31 Jahre alten Thailänderin Taprap Chettana aus Ingolstadt gibt es immer mehr Hinweise, dass die Frau Opfer eines Verbrechens geworden ist. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt auch wegen eines möglichen Tötungsdelikts. Im Fokus der Ermittlungen steht der Lebensgefährte. Er hatte auf der kroatischen Insel Rab eine Vermisstenanzeige erstattet. Doch es mehren sich die Indizien, dass Taprap Chettana entgegen seiner Darstellung nie am Urlaubsort ankam.

Spur verliert sich in Österreich

Zwei Kripobeamte aus Ingolstadt haben daher vor kurzem das Seestüberl im österreichischen Flachau aufgesucht. Irgendwo dort im malerischen Salzburger Land, wo es viele kleine Seen gibt und schöne Berge, könnte ein schreckliches Verbrechen geschehen sein. Es gibt mehrere Zeugen, die behaupten, Taprap Chettana dort zuletzt gesehen zu haben. Die Vermisstenfahndung erstreckt sich auf den gesamten Raum Enns-Pongau, bestätigt Michael Rausch von der Salzburger Polizei.

Am Montag, 4. Juni, bricht die Thailänderin mit ihrem 34-jährigen Partner und den beiden Töchtern (zwei und fünf) in Richtung Kroatien auf. Doch der grüne VW-Campingbus verweigert schon in Österreich seinen Dienst. In Radstadt muss der Lebensgefährte eine Werkstatt aufsuchen. Es scheint ein ernsteres technisches Problem zu sein. Die Familie bezieht für vier Tage ein Appartement im Seestüberl in Flachau. Am 9. Juni wird die Fahrt mit einem Mietwagen, einem roten Mercedes Vito, fortgesetzt. Am frühen Morgen des 10. Juni ist die Familie am Ziel: eine Ferienwohnung im Ort Lopar auf der Insel Rab. War Taprap Chettana zu diesem Zeitpunkt noch bei der Familie? Am Abend des 12. Juni erstattet der 34-Jährige bei der Polizei in Lopar Vermisstenanzeige. Er sagt, seine Partnerin sei von einem Strandspaziergang nicht zurückgekehrt. Eine Suchaktion bleibt ohne Erfolg.

Ungereimtheiten bringen Lebensgefährten in Bedrängnis

Von jenem Zeitpunkt an beginnen Ungereimtheiten. Chettanas Lebensgefährte scheint es plötzlich eilig zu haben. Noch in derselben Nacht verlässt der 34-Jährige mit den Kindern die Insel. Die kroatische Polizei leitet eine Fahndung ein. Der Mann wird an der Grenze zu Slowenien vorläufig festgenommen und vernommen. Er bleibt dabei: Seine Freundin sei von einem Spaziergang am Strand nicht zurückgekommen. Auch die Kinder werden befragt, offenbar ohne verwertbares Ergebnis.

In der Ferienwohnung in Lopar wurde nach bisherigen Erkenntnissen der Kripo Ingolstadt keine einzige DNA-Spur von Taprap Chettana gefunden. Gesehen hat die Thailänderin auf der Insel auch niemand. Die Polizisten werten Kameraaufnahmen von den Ländergrenzen aus. Sie entdecken den Mietwagen der Familie. Der 34-jährige Ingolstädter sitzt am Lenkrad. Der Beifahrersitz aber ist leer. Hans Peter Kammerer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, sagt: „Das letzte sichere Lebenszeichen, das wir von der Frau haben, kommt aus Flachau. Es gibt bislang keine gesicherten Erkenntnisse, dass die Frau nach Kroatien eingereist ist.“

Vermisste floh in ein Frauenhaus

Auch das Familienleben wird durchleuchtet. Die Beziehung zwischen dem 34-Jährigen und Taprap Chettana sei „belastet“ gewesen, heißt es aus Polizeikreisen. Nach einem Bericht der österreichischen Kronen Zeitung war die Thailänderin vor Jahren in ein Frauenhaus geflohen und lebte dort mit ihren beiden Töchtern.

Der Lebensgefährte aus Ingolstadt ist auf freiem Fuß. Für einen dringenden Tatverdacht hat die Polizei keine Belege. Die beiden Töchter der Thailänderin befinden sich zurzeit in einem Jugendheim. Das Jugendamt hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Vormundschaft übernommen.