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Sport: Weichrundes Folterwerkzeug

Sport

Weichrundes Folterwerkzeug

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    Ingolstadt Felix Magath ist in der neuen Sonderausstellung des Medizinhistorischen Museums noch nicht gesehen worden. Dabei geht es um Magaths weichrunden Liebling, mit dem seine hochbezahlten Fußballprofis sich im Training ihr Geld mit sehr viel saurem Schweiß hart erarbeiten mussten: den Medizinball.

    Wobei Ball immer ein bisschen missverständlich klingt, weil da schnell etwas Leichtes, Hüpfendes assoziiert werden kann. Dabei ist der Medizinball eher eine kiloschwere Kugel. Als Erfinder gilt dann auch nicht ganz von ungefähr der Ringer, Boxtrainer und Gesundheitslehrer William Muldoon. Eine Journalistin, die über diesen Zeitgenossen des späten 19. Jahrhunderts einst berichtete, schrieb: „Er ist riesig und so schwer, dass ich fast umgekippt wäre, als Herr Muldoon ihn mir in die Arme fallen ließ“.

    Das weiß auch jeder Klassenstreber, der das Ding mal im Sportunterricht an den Kopf geschossen bekommen hat. Tröstlich bleibt für so einen nur, dass der hundsgemeine Schütze sich dabei mindestens den Fuß geprellt hat.

    Einen Zugang zu dem Ding haben die meisten

    Interessant ist tatsächlich, dass die allermeisten Menschen eine Meinung zu dem Ding haben, nicht nur der Streber mit der Beule am Kopf. Eine kleine Umfrage, ein zusammengeschnittenes Tondokument belegt das durchaus amüsant im Museum.

    Durchaus unschön ist dagegen das Politische, das mit dem Sportgerät verbunden ist. Wer als schlecht erzogener Museumsbesucher nicht erst liest, sondern direkt einen der vier Bälle der Ausstellung in die Hand nimmt und unter deren Ablage blickt, wird mit einer der Fotografien von Hans Surén erschreckt. Der „braune Herold der Nacktgymnastik“ (zitiert nach Bernd-Ulrich Hergemöller) hatte seinen kraftgymnastischen Studien Fotografien von nackten Körpern beigefügt, die jedem strammen Nazi Freudentränen in die Augen treiben müssen. Alle anderen sind allerdings eher durch deren martialische Ästhetik abgestoßen. Wer dann (auch im Begleitbüchlein aus der Serie „Medizin unter der Lupe“) nachliest, bekommt den historischen Kontext der Zwischenkriegszeit geliefert. Und dieses schöne Zitat Suréns: „Medizinballüben heißt den Gliedern Freiheit geben – heißt Individualität wecken – heißt Körperfreude schenken. Medizinball-Gymnastik gießt, hämmert Kraft, Ausdauer und Stehvermögen in die Körper! Sie schärft Sinne und Konzentration, sie stärkt die Nerven, fordert Gewandheit und Schneid.“ Hitler wird´s recht gewesen sein.

    Eines noch. So wie der Medizinball etwas Leichtes, Hüpfendes assoziieren lässt, lässt das Wort „Ausstellung“ möglicherweise auf eine Größe schließen, die einen Nachmittag füllen könnte. Was über den Medizinball im Museum zu lernen ist, ist auf einem einzigen größeren Rund angeordnet. Das ist allerdings vollgepackt wie der Medizinball schwer. (kuepp)

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