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Neuburg: Mord an Franziska: Hatte Stefan B. erst ein anderes Mädchen im Visier?

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Mord an Franziska: Hatte Stefan B. erst ein anderes Mädchen im Visier?

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    Bei dem Prozess um den Franziska-Mord kommen viele schreckliche Details ans Licht.
    Bei dem Prozess um den Franziska-Mord kommen viele schreckliche Details ans Licht. Foto: Barbara Würmseher

    Hatte Stefan B. am 15. Februar 2014 erst ein anderes Mädchen als Opfer im Visier? Wollte er zunächst eine Freundin von Franziska entführen und töten? Und kam dieses Mädchen nur mit viel Glück mit dem Leben davon? Die ebenfalls Zwölfjährige war an diesem Schicksalstag eine der beiden Freundinnen, mit denen Franziska am Skaterplatz in Nassenfels spielte. Sie brach etwa eine Viertelstunde früher auf, als die beiden anderen, um heimzuradeln. Alleine.

    Auf ihrem Weg kam ihr Stefan B. in seinem grünen Toyota entgegen. Das Mädchen sah ihn nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Schon am Skaterplatz hatte er die spielenden Kinder beobachtet. Und nun war er schon wieder da. Wollte sich Stefan B. dieses Mädchen greifen und hatte nur keine Gelegenheit dazu? Fühlte er sich vielleicht von Anwohnern oder Spaziergängern beobachtet?

    Mordfall Franziska: Das Mädchen musste unvorstellbar grausame Qualen erleiden

    Man wird keine Antwort auf Fragen wie diese bekommen. Denn Stefan B. gibt nach wie vor keine Details zum Mordtag preis. Möglicherweise aber ist Franziskas Freundin ein ganz schreckliches Martyrium erspart geblieben – jenes Martyrium, das Franziska dann später erleiden musste. Seit Montag ist bekannt, wie unvorstellbar grausam die Qualen gewesen sein müssen, die Stefan B. der Zwölfjährigen zugefügt hat. Am siebten Verhandlungstag vor dem Ingolstädter Landgericht stellten zwei Rechtsmediziner aus München die Ergebnisse ihrer Obduktion vor.

    Der Mordfall Franziska

    Der Fall Franziska begann im Februar 2014: Am Nachmittag des 16. Februar entdeckten Angler die Leiche eines Mädchens in einem Weiher bei Neuburg-Zell.

    Bei dem Mädchen handelte es sich um die zwölfjährige Franziska aus Möckenlohe. Ihre Eltern hatten sie bereits am Tag zuvor vermisst gemeldet, weil sie von einem Ausflug mit Freundinnen nicht zurückgekehrt war.

    Der mutmaßliche Täter war schnell ermittelt: Noch in der Nacht desselben Tages fasste die Neuburger Polizei den verdächtigen Stefan B. nach einer wilden Verfolgungsjagd.

    Der damals 26 Jahre alte Stefan B. soll Franziska auf dem Nachhauseweg von Nassenfels auf dem Radweg abgefangen, sexuell missbraucht und mit einem Holzscheit erschlagen haben.

    Bereits unmittelbar nach seiner Festnahme, als ihn die Polizei mit dem Tatvorwurf konfrontierte, hatte Stefan B. ein Teilgeständnis abgelegt. Darin hat er grundsätzlich zugegeben, Franziska umgebracht zu haben.

    Wie er das getan hat, wie der Ablauf der Ereignisse am Tattag im Einzelnen war, was sein Motiv war und wo er letztlich das Mädchen getötet hat – darüber schwieg sich Stefan B. seither beharrlich aus.

    Der Prozess gegen Stefan B. sollte eigentlich im Januar 2015 beginnen. Doch bei einer Attacke eines Mithäftlings wurde der bis dahin in der JVA Kaisheim untergebrachte mutmaßliche Täter schwer verletzt. Er musste mit 17 Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.

    Ab Februar 2015 wurde dann verhandelt. Die Anklage lautet - neben einer Reihe weiterer Straftaten - Mord.

    Stefan B. soll 2013 eine 21-jährige Bekannte vergewaltigt haben und über soziale Netzwerke im Internet sexuelle Kontakte zu mehreren Mädchen unter 14 Jahren gesucht und gepflegt haben. Außerdem soll er sich im Januar 2014 an einem weiteren 13-jährigen Mädchen vergangen haben.

    Stefan B. räumte am zweiten Verhandlungstag die Tat ein.

    Das Urteil im Prozess soll nach 20 Verhandlungstagen Ende Mai verkündet werden.

    Die Einzelheiten sind unbeschreiblich und so schlimm, dass Professor Randolph Penning erklärte: „Mir ist etwas Vergleichbares nicht bekannt.“ Die brachiale Gewalt, mit der Stefan B. vorgegangen sei, „hat das zum Töten erforderliche Maß weit überschritten“. Vor allem gegen Kopf und Brustkorb muss Stefan B. mit unglaublich massiver, roher Gewalt geschlagen oder getreten haben. Dort waren die multiplen Verletzungen von einer Art und einem Ausmaß, die selbst den erfahrenen Rechtsmediziner Penning überraschten: „Wie das kam, ist für mich nicht erklärbar.“

    Der letzte Hinweis am Mordtag war von Franziska selbst gekommen

    Der gestrige Verhandlungstag bot vor allem den Rechtsmedizinern ausführlich Gelegenheit, ihre Sachverständigen-Gutachten abzugeben. Aber auch Zeugen-Wahrnehmungen vom Tattag rund um den Skaterplatz waren ein Thema. Ein Kripobeamter schilderte, was bei den Ermittlungen zusammengetragen worden war. So war der auffällige grüne Toyota mehreren Leuten in Nassenfels ins Auge gestochen. Etwa, als Stefan B. die Mädchen beobachtet hatte, als er mit quietschenden Reifen davon gebraust war, als er durch eine Siedlung am Sportplatz in Nassenfels gefahren war.

    Der letzte Hinweis am Mordtag war bekanntlich von Franziska selbst gekommen. Vier WhatsApp- Nachrichten hatte sie zwischen 17.28 und 17.33 Uhr noch abgeschickt: „Ein grünes Auto verfolgt mich“, „Hab mir das Kennzeichen gemerkt“, „Ich hab voll Angst“ und – als letzte – „Das Auto steht vor mir auf dem Radweg“. Als Franziska in höchster Not war, liefen diese Nachrichten ins Leere. Erst am anderen Tag las die Freundin, was ihr Franziska kurz vor ihrem Tod noch mitgeteilt hatte.

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