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Neu-Ulm: Solidaritätskonzert für Mesale Tolu vor Prozessbeginn in Türkei

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Solidaritätskonzert für Mesale Tolu vor Prozessbeginn in Türkei

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    Vor dem Prozess gegen die Journalistin Mesale Tolu wird am Samstag im Kornhaus Solidarität demonstriert.
    Vor dem Prozess gegen die Journalistin Mesale Tolu wird am Samstag im Kornhaus Solidarität demonstriert. Foto: Sammlung Tolu

    Wenige Tage vor dem Beginn des Prozesses gegen die aus Ulm stammende Journalistin Mesale Tolu lädt ein breites Bündnis von Politikern, Künstlern, Publizisten und Freunden der Inhaftierten, zusammen mit ihrer Familie, zu einem Solidaritätskonzert ein. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Gunter Czisch, der auch als Redner auftreten wird, findet das Konzert am Samstag 7. Oktober, im Kornhaus statt. Das teilt Baki Selcuk vom "Solidaritätskreis für Mesale Tolu" mit. Das Konzert beginnt um 18 Uhr, Tickets zum Preis von fünf Euro gibt es bei der Aegis- Buchhandlung in der Hafengasse und an der Abendkasse.

    Der Mannheimer Soulsänger Isaac Roosevelt - bekannt als Teilnehmer der TV-Show "Voice of Germany" - ist der Top-Act. Neben weiteren musikalischen Gästen sind auch Tolus türkische Anwältin Kader Tonç und Christian Mihr von "Reporter ohne Grenzen" dabei.

    Der Prozess gegen Mesale Tolu und 17 weitere Mitangeklagte soll dann am kommenden Mittwoch, 11. Oktober, in Silivri nahe Istanbul beginnen. Wegen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation drohen ihr bis zu 15 Jahre Haft.

    Mesale Tolu: "Euer Wille und eure Kraft geben mir Kraft und Hoffnung"

    Mesale Tolu wurde 1984 in Ulm geboren, ihren Hauptwohnsitz hat sie auf der bayerischen Seite der Donau in Neu-Ulm. Tolu hat von 2007 bis 2012 an der Frankfurter Goethe-Universität studiert. Sie arbeitete für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA. Sie war am 30. April von Polizisten einer Anti-Terror-Einheit festgenommen worden.

    Vater Ali Riza Tolu, und Bruder, Hüseyin Tolu (rechts).
    Vater Ali Riza Tolu, und Bruder, Hüseyin Tolu (rechts). Foto: Ludger Möllers

    Viele Menschen in der Donau-Doppelstadt kennen und schätzen sie seit Jahren. "Wir haben Mesale als eine nachdenkliche und engagierte Schülerin gekannt", heißt es in einer Erklärung ihrer früheren Lehrer am Ulmer Anna-Essinger-Gymnasium. "Ihre Zivilcourage und ihr jetziges Eintreten für Freiheit und Demokratie entspricht auch unserem Wertekanon und unseren schulischen Bildungszielen." Tolu antwortete in einer Botschaft aus dem Gefängnis: "Euer Wille und eure Kraft geben mir Kraft und Hoffnung. (...) Ich glaube daran, dass es bald sonnige Tage für uns geben wird." In der Türkei sind, nach Angaben des Freundeskreises, derzeit über 160 Journalisten inhaftiert, denen meist pauschal vorgeworfen wird, "Propaganda für eine terroristische Organisation" verbreitet zu haben. "Das Erdogan-Regime setzt alles daran, die demokratische und die kurdische Opposition mit dem Vorwurf des ,Terrorismus’ zum Schweigen zu bringen", schreibt der Freundeskreis.

    Solidaritätskomitee für die Freiheit von Mesale Tolu

    "Nach der Festnahme des Journalisten Deniz Yücel im Februar diesen Jahres hat wohl kein Fall in der BRD so ein Aufsehen erregt wie der Willkür-Akt des Erdogan-Regimes gegen diese junge linke Journalistin mit deutschem Pass", heißt es aus dem Kreis. Auch in Frankfurt habe sich ein Solidaritätskomitee für die Freiheit von Mesale Tolu und die Freiheit aller politischen Gefangenen in der Türkei gegründet.

    Im Zusammenhang mit dem Putschversuch vom vergangenen Jahr in der Türkei, sitzen nach Angaben des Ministerpräsidenten, etwa 54.400 Menschen in Untersuchungshaft. Fast 5000 Prozesse seien eröffnet worden, sagte Binali Yildirim am Montag in einem Interview mit dem Sender CNN Türk und anderen Fernsehsendern. Etwa 101.000 Menschen hätten demnach bei der zuständigen Regierungskommission Beschwerde gegen ihre Entlassung oder Suspendierung eingelegt. lmö

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