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Ulm: Nahost-Konflikt erhitzt auch im Einsteinhaus Gemüter

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Nahost-Konflikt erhitzt auch im Einsteinhaus Gemüter

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    Referierte im voll besetzten Club Orange: C. Messerschmid.
    Referierte im voll besetzten Club Orange: C. Messerschmid. Foto: Oechsler

    Am Ende ist es im Club Orange so, wie es zu erwarten war: Unversöhnlich stehen sich Israelkritiker und die Sympathisanten der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft gegenüber. Als „Lügner“ bezeichnen sich die zwei Gruppierungen gegenseitig, bevor eine ältere Frau aufsteht und Anwesende als Antisemiten beschimpft.

    Schon im Vorfeld hatte der Vortrag von Clemens Messerschmid, wie berichtet, hohe Wellen geschlagen: Als antiisraelischer Aktivist und Antisemit wurde der Referent bezeichnet. Eine „unsägliche Serie antiisraelischer Veranstaltungen“ finde eine erneute Fortsetzung. Martin Tränkle, der Vorsitzende der regionalen Gruppe der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft ließ vor dem Einsteinhaus Flugblätter verteilen. Der Tenor: Es sei nicht hilfreich, Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Der Referent zeigte sich gut vorbereitet: Er sezierte den Flugblatt-Einwand, Israel liefere an die Palästinenser mehr Wasser, als in den Osloer Verträgen steht, gekonnt. Mit zahlreichen Schautafeln, die seinen Ausführungen zufolge sämtlich von israelischen Behörden stammen. „Ich verbürge mich für die Zahlen“, sagt der Hydrogeologe, der in Ramallah, einer Stadt in den palästinensischen Autonomiegebieten im Westjordanland wohnt. Dennoch schwirrte die Ahnung, dass Zahlen im Nahost-Konflikt immer hochpolitisch und selten wirklich verlässlich sind, bei vielen Zuhörern im Hinterkopf mit. Die Wasserpolitik Israels beschrieb Messerschmid als ein Verbrechen an den Palästinensern. Er sprach von „Hydro-Apartheid“. Bewusst würden die Israelis den Mythos pflegen, das Land sei trocken. Dabei falle in Jerusalem im langen Mittel mehr Regen als in Berlin. Sämtliche Wasserbefugnisse lägen beim israelischen Militär. Und ohne „Permit“ sei es nicht mal erlaubt, Regenwasser in Zisternen zu sammeln. Die Bohrung neuer Tiefbrunnen, wie im Vertrag von Oslo eigentlich geregelt, würden so in Autonomiegebieten gezielt verhindert. Klammheimlich zogen sich Hilfsorganisationen wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit ihren Millionen zurück. Messerschmid selbst arbeitete für die Vorgängerorganisation GTZ und beschrieb eindrücklich, wie die Bohrungen verhindert wurden. Kritik von deutschen Politikern gebe es daran nicht. Elementare Menschenrechte der Palästinenser würden auf dem Altar der Beziehungspflege zu Israel geopfert.

    Die Deutsch-Israelische-Gesellschaft verteilte im Club Orange eine Arbeit vom Institut für Geowissenschaften der Hebrew Universität in Jerusalem, in der es heißt, es gebe fast keinen Unterschied im Pro-Kopf-Wasserverbrauch zwischen Israelis und Palästinensern. Das sei eine Lüge, sagte Messerschmid. 70 Liter hätten Palästinenser pro Kopf und Tag zur Verfügung, 250 Israelis. Abzulesen sei das auf den Webseiten israelischer Behörden. Israel habe auch ein „perverses Rechtsverständnis“ was das Wasser des Jordans angehe. In Jordanien komme kaum ein Tropfen mehr an. „Das ist wie ein Rheinland ohne Rhein.“

    Das alles sei ein „Aufhetzen gegen Israel“, sagt eine Besucherin. Einseitige Propaganda also. „Die Zahlen kommen aber von Israel“, erwidert Messerschmid. „Lügen“, sagt die Frau. „Raus hier“ raunt es dann aus dem Publikum. Näher gekommen sind sich die Deutsch-Israelische-Gesellschaft und die Mehrheit der über 100 Besucher an diesem Abend nicht.

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