Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Ulm: Einbrecher töten Mann: Die Täter kamen durchs Garagentor

Ulm

Einbrecher töten Mann: Die Täter kamen durchs Garagentor

    • |
    In der Wohnanlage am Ulmer Eselsberg sind Unbekannte am Samstag in eine Wohnung eingebrochen und haben einen Mann misshandelt. Er starb an den Verletzungen.
    In der Wohnanlage am Ulmer Eselsberg sind Unbekannte am Samstag in eine Wohnung eingebrochen und haben einen Mann misshandelt. Er starb an den Verletzungen. Foto: Alexander Kaya

    Hubschrauberlärm hat Jürgen Reichelt am Samstag geweckt, ungefähr um zehn vor vier, mitten in der Nacht. Polizei und Rettungsdienst kamen. Das ganze Wochenende über durchkämmten die Ermittler das Wohngebiet, ohne Erfolg. Die Einbrecher, die der Wie bereits an anderer Stelle berichtet, starb der 59-Jährige noch am Tag des Angriffs im Krankenhaus.

    35 Jahre lang waren Reichelt und seine Frau Nachbarn des Mannes, der gemeinsam mit seiner 91 Jahre alten Mutter in dem Wohngebiet am Veltlinerweg auf dem Ulmer Eselsberg gewohnt hatte. „Im Moment sind alle geschockt“, schildert Reichelt. Die Polizei hat ihn wie alle Nachbarn befragt. Doch etwas besonderes bemerkt hat der Ulmer nicht. „Das war ja mitten in der Nacht“, sagt er. Schon vor bevor er vom Lärm des Hubschraubers aufwacht war, hatte Reichelt ein lautes Knacken gehört. Er glaubt, dass die Einbrecher es verursacht haben, als sie eine Tür aufhebelten.

    Viele Garagen sind durch Türen mit den Wohnungen verbunden

    Unter den Nachbarn hat sich inzwischen herumgesprochen, wie die Täter ins Innere gelangten. Einige der Wohnungen sind durch eine Tür mit den Einzelgaragen an der Zufahrtsstraße verbunden. Die Einbrecher sind wohl durch die Garage in den Keller der Wohnung gelangt – durch eine dicke Brandschutztür. „Es gibt viele Zugänge aus den Garagen in die Wohnung“, schildert Reichelt, der jetzt sich wie viele andere Nachbarn Sorgen macht.

    Wolfgang Rabausch kann aus seiner Wohnung auf den Tatort blicken. Der Mann, der nach dem Einbruch ums Leben gekommen war, lebte mit seiner Mutter direkt gegenüber. Als die Unbekannten in deren Haus eindrangen, war

    Kerzen und eine Trauerkarte erinnern an das Opfer

    An dessen Wohnung sind zwei Tage nach der Tat nur wenige Spuren zu sehen: violette Siegel der Polizei kleben an der dunkelbraun gestrichenen Haustür und am weißen Garagentor. Dunkle Pulverreste weisen auf die Arbeit der Spurensicherung hin, die nach Hinweisen auf die Täter gesucht hat. Die Ermittler gehen davon aus, dass mehrere Täter beteiligt waren. Sie fahnden nach Unbekannten, die zum Zeitpunkt der Tat Kapuzenpullover trugen.

    Auf dem Briefkasten neben der Wohnungstür stehen zwei Windlichter, die Kerzen darin sind am Montagnachmittag bereits erloschen. Daneben hat jemand einen Aufsteller mit einer herzförmigen Klammer befestigt. Der Aufsteller ist mit Paketband auf den blauen Postkasten geklebt. Die herzförmige Klammer hält eine Postkarte, auf die eine roten Rose und ein Spruch gedruckt sind: „In stillem Gedenken an das Opfer des schrecklichen Verbrechens. Möge die Gewalt und der Hass keinen Platz in unserem Herzen haben.“

    „Das ist grauenvoll“, sagt ein Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er hoffe, dass die Schuldigen schnell gefasst und streng bestraft werden. „Die arme Frau muss das mit ihren 91 Jahren miterleben.“ Die Frau wird jetzt von Verwandten betreut.

    Kannten sich die Einbrecher aus, die den 59-Jährigen misshandelten?

    Wolfgang Rabausch, der Nachbar von gegenüber, glaubt, dass die Täter sich ausgekannt haben. Denn die Wege zu den Eingangstüren und den Garagen sind von den Wohnungen aus gut einsehbar. Viele Fluchtrouten gebe es nicht. Walter Leis, ein anderer Nachbar grübelt über eine Beobachtung, die er vor kurzem gemacht hat: Männer mit grünen Westen waren in der Anlage unterwegs gewesen. Solche Westen trügen auch die Mitarbeiter des Hausmeisterdienstes, doch die kenne er vom Sehen. Normalerweise sei der Name des Unternehmens auf den Westen aufgedruckt. Bei den Männer, die ihm neulich aufgefallen waren, sei das anders gewesen.

    Die Polizei hält sich derweil bedeckt. Man könne keine neuen Informationen geben, sagt Sprecher Wolfgang Jürgens. Den Einbruch bezeichnet er als außergewöhnlich brutal: „Mir ist in Ulm kein anderer derartiger Fall bekannt.“ In Biberach habe es vor einiger Zeit einen ähnlichen Vorfall gegeben.

    Die Misshandlung ist jedoch nicht die erste Bluttat auf dem Ulmer Eselsberg. Im Januar 2015 erstach ein 17-Jähriger seine gleichaltrige Freundin mit einem Messer. Was dem jetzigen Einbrecher-Angriff besonders ungewöhnlich macht, sind die Umstände. „Im Regelfall suchen Einbrecher nicht den Kontakt zum Opfer“, sagt Jürgens. Eine Sonderkommission ermittelt weiter.

    Wie sich Betroffene im Falle eines Einbruchs verhalten können, dazu gibt die Polizei Ratschläge.

    Wir möchten wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden