Kneippen ist nun immaterielles Kulturerbe. Der gemeinsame Antrag von Kneipp-Bund, Stadt Bad Wörishofen und dem Verband Deutscher Kneippheilbäder und Kneippkurorte war erfolgreich. Die Entscheidung fiel am heutigen Freitag. Die Deutsche Unesco-Kommission hat die Antragssteller darüber informiert, dass das „Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“ in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
„Wir sind stolz und glücklich, dass die Gesundheitslehre nach Sebastian Kneipp als Kulturerbe anerkannt wurde", freut sich die Präsidentin des Kneipp-Bundes, Marion Caspers-Merk. "Es ist für unsere bundesweite Kneipp-Bewegung eine Bestätigung und Wertschätzung gleichermaßen und kann helfen, dass sich noch mehr Menschen für eine aktive und eigenverantwortliche Gesundheitsförderung begeistern werden." Die Entscheidung zeige einmal mehr, dass "Kneipp aktuell und modern ist“.
Bürgermeister Paul Gruschka zeigte sich erfreut über diese Auszeichnung und sieht darin einen weiteren Baustein pro Kneipp neben dem derzeit laufenden Masterplan-Verfahren in Bad Wörishofen. Der Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen sieht diese Auszeichnung für Sebastian Kneipp als ganz besonderen Auftrag, das von ihm übertragene Erbe hoch zu halten und seine so einzigartige Therapie weiter in die Welt zu tragen. „Es erfüllt uns mit Stolz“, so Kurdirektor Horst Graf.
„Was lange währt, wird endlich gut! Die gemeinsame Anstrengung hat sich gelohnt", jubelt auch Achim Bädorf, der geschäftsführende Vorsitzende des Verbandes Deutscher Kneippheilbäder und Kneippkurorte. "So dürfen jetzt die Lehre von Sebastian Kneipp mit dem Kneippen als ihre gelebte Praxis mit Recht ein weiteres offizielles Siegel führen: wir sind Teil des immateriellen Kulturerbes!" Das werde der Kneippkur starken Rückenwind geben. "Heute ist wirklich ein Festtag“, sagt Bädorf.
Auch Bad Wörishofens Altbürgermeister Klaus Holetschek, der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäderverbandes, freut sich über die Entscheidung. Er würdigt auch die Leistungen der Eheleute Knoll aus der Steiermark und von Egon Happach-Gubi aus Bad Wörishofen, die von Beginn an für diese Idee gearbeitet hätten.
Bereits 2013 hatten die drei Bewerbergruppen jeweils eigenständige Anträge gestellt. Nach intensiver Rücksprache ging man damals noch davon aus, mit möglichst vielen, separaten Anträgen bessere Chancen auf eine Eintragung im bundesweiten Verzeichnis zu haben. Nach einer ersten Bewertung durch die Deutsche UNESCO-Kommission wurden die drei Anträge zurückgestellt. „Man hatte uns die Chance gegeben, die drei Anträge zusammenzufassen und uns gemeinsam zu bewerben. Das hat sich jetzt gelohnt“, erklärt Bad Wörishofens Zweiter Bürgermeister Stefan Welzel. Als zuständiger Koordinator auf Seiten der Stadt erwartet Welzel jetzt einen Schub für die Kneipp-Idee, den es von allen Beteiligten zu nutzen gilt.
Der 18seitige Antrag enthält neben einer Kurzbeschreibung des Kneippschen Naturheilverfahrens auch eine Darstellung der fünf Kneippschen Elemente und titelt als Name das „Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“. Dem Antrag folgt eine Beschreibung der heutigen Praxis der Kneipp-Therapie und stellt heraus, in welch vielfältiger Weise die Antragsteller das Naturheilverfahren nach Kneipp fördern, weiterentwickeln und verbreiten. Um das umfassende Netzwerk perfekt zu machen, sind neben Kneipp Worldwide u. a. auch der Kneipp-Ärztebund, der Verband Kneippscher Therapeuten, der Stamm-Kneipp-Verein und der Förderkreis Sebastian-Kneipp-Museum mit einbezogen.
Die ersten Einträge in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes sind im Dezember 2014 bekanntgegeben worden. Das Verzeichnis soll von Jahr zu Jahr wachsen und langfristig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen. Aus dieser Liste kann Deutschland nun Vorschläge für das immaterielle Kulturerbe der Menschheit machen. Die Antragsteller hoffen nun, dass Kneipp auch hier zum Zug kommt. AZ