An Norbert Blüms viel zitierten Ausspruch über die Rente, die sicher ist, glauben heute nicht einmal mehr die größten Optimisten. Längst haben die Deutschen begonnen, sich auch selbst fürs Alter abzusichern. Fast könnte man meinen, die private Vorsorge käme zu spät. Das legen zumindest die neuesten Zahlen nahe, wonach sich immer mehr Ältere Geld dazuverdienen. Zuletzt hatten 660000 Senioren einen Minijob – das sind 59 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.
Wer diese Zahl wie die Linke als Beweis für „Malochen bis zum Tode“ verteufelt, macht es sich zu leicht. Schließlich sagt die Statistik nichts darüber aus, ob Ältere weiterarbeiten, weil sie es müssen – oder weil sie es wollen. Unbestritten ist, dass auch in der Industrienation Deutschland Rentner am Existenzminimum leben. Vieles spricht aber dafür, dass ein Großteil der über 65-Jährigen aus freien Stücken im Berufsleben bleibt. Die einen wollen sich etwas für den Urlaub dazuverdienen, die anderen die Ausbildung des Enkels unterstützen. Wieder andere fühlen sich mit 65 schlicht zu fit, um sich zur Ruhe zu setzen. Sie wollen ihre Erfahrungen an Jüngere weitergeben oder der Langeweile entfliehen.
Richtig ist aber auch: Wer 40 Jahre und länger im Berufsleben stand, hat sich ein Auskommen im Alter verdient. Rein statistisch ist die Altersarmut in Deutschland kein gravierendes Problem. 2,5 Prozent der Rentner sind derzeit betroffen.
Alle Prognosen deuten jedoch darauf hin, dass die Welle der Altersarmut erst im Anrollen ist. Seit Jahren fallen die Rentenerhöhungen so gering aus, dass die Preissteigerung sie aufzehrt. Jeder Vierte ist heute im Niedriglohnsektor beschäftigt. Aus Minilöhnen erwachsen Minirenten. Steuert die Politik nicht gegen, wird der Nebenverdienst im Alter in einigen Jahren wirklich zur bitteren Pflicht.