Verspätete und annullierte Flüge, Reisende, die auf Notbetten schlafen müssen und noch vor dem Abflug ihre Koffer öffnen, damit sie sich auf der Flughafentoilette die Zähne putzen können. Ein schöner Urlaub! Vielen Dank.
Ja, es ist ein böses Szenario, das sich aufgrund der Tarifauseinandersetzung zwischen den Fluglotsen und der Deutschen Flugsicherung am Horizont wie ein Gewitter zusammengebraut hat. Und ja, es ist nicht die feine englische Art, wenn die Fluglotsen ihre Streikpläne gerade in die Sommerferien legen. Zumal die Berufsgruppe bereits heute gut verdient: Die Rede ist von rund 90000 Euro Grundgehalt pro Jahr für einen jungen Lotsen am Frankfurter Großflughafen.
Die Gewerkschaft der Flugsicherung hat nun den angekündigten Streik vorerst abgesagt. Die Erleichterung mag da kurzfristig bei manchem Urlauber groß sein. Es gibt aber Punkte in dieser Tarifauseinandersetzung, bei denen es aus langfristiger Sicht für den Passagier mehr als sinnvoll ist, dass hier gestritten wird: Erstens geht es um Arbeitszeiten. Fluglotsen sind knapp, es fehlt an Nachwuchs. Die Flugsicherung pocht deshalb auf mehr Überstunden. Zweitens geht es um Kostensenkungen. Die EU-Kommission möchte den lukrativen Bereich liberalisieren und stärker regulieren; Sparprogramme werden die Folge sein. Die Frage ist, wieweit diese die Lotsen betreffen.
Fluglotsen aber sind ein Dreh- und Angelpunkt der Sicherheit im Flugverkehr. Von ihren Arbeitsbedingungen hängt ab, dass die Maschinen am Himmel nicht zusammenstoßen (wie 2002 in Überlingen am Bodensee), dass Jets sicher starten und landen.
Überstunden und Einsparungen, die auf Kosten der Sicherheit gehen, sind im Interesse keines Passagiers. Dafür wäre auch ein kurzfristiger Streik in Kauf zu nehmen.