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Energiewende aus der Wundertüte

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Energiewende aus der Wundertüte

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    Energiewende aus der Wundertüte
    Energiewende aus der Wundertüte

    Ungläubig haben die Menschen hierzulande verfolgt, wie die Atom-Katastrophe über Japan hereinbrach. Auch wenn wir wegen der Entfernung durch die freigesetzte Radioaktivität nicht betroffen waren, so hat Fukushima auch in Deutschland unauslöschliche Spuren hinterlassen.

    Es spielt keine Rolle, ob menschliches Versagen, Naturgewalten oder eine Kombination aus beidem das Desaster ausgelöst haben. Fukushima hat den Glauben daran erschüttert, dass technisch alles möglich, alles machbar und beherrschbar ist. Das Unglück im Fernen Osten stellte auf einen Schlag die klimafreundliche und angeblich so sichere Versorgung mit Kernenergie infrage.

    Die Deutschen wollen weiter ihren Strom aus der Steckdose, nur soll es bitte kein Atomstrom mehr sein. Das haben auch führende Unionspolitiker verstanden, die in atemberaubendem Tempo Grundüberzeugungen, für die sie und ihre Parteien standen, über Bord warfen. In der ersten Reihe ist Bayerns CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer zu finden, gleich daneben der um Profil bemühte Umweltminister und Parteifreund Markus Söder. Die Glaubwürdigkeitslücke, die durch die Radikal-Abkehr von der Kernkraft entstanden ist, konnten sie bislang nicht schließen. Im Gegenteil: Das eilig zusammengetragene CSU-Konzept zur Energiewende in Bayern benennt zwar die richtigen Problemfelder. Gerade aber weil die Situation so komplex ist, taugen Schnellschüsse nichts. Und es darf auch nicht der Eindruck erweckt werden, dass tragfähige Lösungen über Nacht entstehen. Ein Komplett-Ausstieg bis in spätestens elf Jahren ist nicht nur „sehr ambitioniert“, wie Söder sagt, um den beispiellosen Umbau einer Industriegesellschaft abzuschließen. Der Zeithorizont ist schlicht unrealistisch.

    Jeder Häuslebauer weiß, wie lange es dauert, bis die eigenen vier Wände stehen. Hier aber geht es um den Ausbau erneuerbarer Energieformen, um große neue Kraftwerke, die noch nicht einmal geplant sind, die aber ihren Beitrag dazu leisten müssen, um knapp 60 (!) Prozent der Energie in Bayern zu ersetzen. Denn zwischen 57 und 58 Prozent des Stroms kommen derzeit im Freistaat aus Atomkraftwerken.

    Die Energiewende in Bayern gleicht momentan einem Wettrennen zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium. Dabei darf es aber nicht darum gehen, wer schneller seine Wundertüte hochhebt mit all den innovativen Vorschlägen. Diese Art von Wettstreit wird dem Thema nicht gerecht und hinterlässt den schalen Beigeschmack, dass politische Eitelkeiten eine Rolle spielen könnten.

    Beim Atomausstieg kann Bayern ohnehin nicht alleine entscheiden. Berlin hat das letzte Wort, nicht München.

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