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Ein deutsches Erfolgsmodell

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Ein deutsches Erfolgsmodell

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    Ein deutsches Erfolgsmodell
    Ein deutsches Erfolgsmodell

    Die Geschichte der Fußball-Bundesliga sagt auch einiges über den deutschen Charakter. Erst mal vorsichtig sein, zurückhalten, abwarten. Und regional denken, nicht zu weit rauslehnen, man könnte ja runterfallen. Aber dann, wenn die Entscheidung gefallen ist, etwas Neues zu wagen, wird das Projekt gründlich und durchdacht, ausdauernd und weitblickend vorangetrieben. So war und ist das mit der Bundesliga, die übermorgen in ihre 50. Spielzeit startet.

    In Italien und Spanien waren bereits in den 1920er Jahren landesweite Fußballligen entstanden, in England sogar schon Ende des 19. Jahrhunderts. Die Deutschen aber hielten verbissen an ihrer fußballerischen Kleinstaaterei fest. Die notorisch konservativen Fußballfunktionäre wagten erst am 28. Juli 1962 den Beschluss, im nächsten Jahr eine bundesweite Liga einzuführen. Es war der Anpfiff einer großen Erfolgsgeschichte. Im Jahr 50 ihrer Geschichte steht die Bundesliga besser denn je da.

    Seit Anfang der 2000er Jahre vermeldet sie nach jeder Saison Rekordmarken. Die Auslastung der Stadien liegt inzwischen bei über 90 Prozent. Über 45000 kamen zuletzt im Schnitt pro Spiel. Keine andere Fußballliga der Welt zieht mehr Fans an.

    Die Gründe? Andere Ligen mögen mehr Stars zu bieten haben, in anderen Ligen mögen erfolgreichere, attraktivere Teams spielen. Aber nirgendwo ist die sportliche Qualität im Schnitt der gesamten Liga so hoch wie in der Bundesliga. Wenn in Deutschland ein abstiegsgefährdeter Verein wie der FC Augsburg dem Spitzenreiter Dortmund ein Unentschieden abringt (was vergangene Saison gelang), dann stellt das eine Überraschung dar. Nicht viel mehr. Anderswo sind vergleichbare Ergebnisse aufgrund des Leistungsgefälles fast von vornherein ausgeschlossen.

    Der Stadionbesucher in Deutschland dagegen darf vor jeder Partie auf Spannung hoffen. Und er muss kaum um seine Sicherheit fürchten. Die Zuwachsraten in Deutschland sind auch Frauen und Kindern zu verdanken. Bundesliga-Fußball live hat sich von der (fast) reinen Männersache zu einem gesellschaftlich hoch angesehenen Vergnügen für die ganze Familie, für fast alle sozialen Schichten, entwickelt. Komfortabel ausgebaute Arenen, betrieben von seriösen, solide wirtschaftenden Unternehmen (die aus Vereinen hervorgegangen sind) – vieles im deutschen Fußball wird als selbstverständlich erachtet. Ein Blick zu den Nachbarn, die uns einst so weit voraus waren, zeigt, dass man es auch falsch machen kann. Verschuldete Vereine, marode Stadien, in denen Hooligans regieren, Klubs, die von teils dubiosen Geldgebern in Gutsherrenart regiert werden – in Deutschland ist das dem Fußball dank geschicktem, besonnenen Management erspart geblieben.

    Natürlich trägt aber auch die Bundesliga an Problemen. Das größte dürfte der Umgang mit jenen Besuchern sein, die die Bühne Bundesliga zur Selbstdarstellung und zum Ausleben ihres Sozialfrustes nutzen. „Fans“, die mit Rauchbomben und Knallkörpern sich und andere gefährden, die körperliche Gewalt in ihr Besuchsprogramm einkalkulieren. Dem Problem wäre relativ leicht beizukommen: Die Abschaffung der Stehplätze würde das Biotop der Krawallmacher ziemlich sicher austrocknen. England hat es vorgemacht. Dieser Schritt würde vermutlich aber auch die Stimmung im Stadion dämpfen. Das will im Moment niemand. Die Bundesliga-Macher gehen das Problem „deutsch“ an. Vorsichtig, abwägend. Ein guter Weg. Ob es aber zu den nächsten großen Jubiläen der Bundesliga, zur 75., zur 100. Saison wirklich noch Stehplätze in Stadien gibt...

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