Wer für die „Rente mit 67“ eintritt, macht sich in der Regel unbeliebt. Das hat die SPD zu spüren bekommen, der die richtige und weitsichtige Entscheidung vor einigen Jahren zur Stabilisierung des Rentensystems immer noch nachhängt. Ihre schlechten Wahlergebnisse haben sehr wohl mit der „Rente mit 67“ zu tun, obwohl deren schrittweise Einführung noch nicht einmal begonnen hat.
Die politische Linke mitsamt der Gewerkschaften und Sozialverbände hat seit gestern noch mehr Grund aufzuheulen. Die Wirtschaftsweisen malen die Rente mit 69 Jahren an die Wand – aus heutiger Sicht eine ebenso schmerzhafte wie realistische Vorstellung. Wenn der Generationenvertrag auch noch im Jahre 2060 gelten soll, wonach die berufstätige Bevölkerung für die Rente der älteren Generation aufkommt, führt aber kein Weg daran vorbei. Die Alternative hieße unbezahlbar hohe Rentenbeiträge auf der einen und weitere Senkung des Rentenniveaus auf der anderen Seite – das will auch keiner.
Schon heute gilt, dass die Älteren durch eine rasant steigende Lebenserwartung im Schnitt länger etwas von ihrer Rente haben. Weitgehend sichere und gesunde Lebensverhältnisse sowie die Fortschritte in der Medizin lassen vermuten, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wenn aber die Lebenserwartung schneller steigt als das offizielle Renteneintrittsalter, gerät das soziale Sicherungssystem schleichend aus den Fugen.
Mit den Rezepten von heute die Rente von morgen sichern zu wollen, ist fahrlässig – auch weil sie zwangsläufig in eine Altersarmut führen. Wer sich aber der unpopulären Herausforderung stellt, von den Menschen zu verlangen, sie mögen zum eigenen Wohl länger arbeiten, wird möglicherweise erst posthum mit den verdienten Ehren überschüttet werden.