Horst Köhler hatte sich in der Affäre um seinen Nachfolger Christian Wulff einiges anhören müssen: Wulff sei Angela Merkels „zweiter Fehlgriff“ gewesen, hieß es vielerorts – Köhler mit eingerechnet. Dabei hatte Köhler für seine erste Amtszeit, seine Bürgernähe und seine Reden über die Finanzindustrie viel Anerkennung erfahren.
Wenn es stimmt, dass er freiwillig auf den Ehrensold verzichtete, wenn auch mit Blick auf andere hohe Ansprüche, zeigt dies, wie ungerechtfertigt es ist, Köhler für den Fall Wulff in Mithaftung zu nehmen. Das gilt vielleicht noch mehr für Joachim Gauck: Wäre es nicht nach heutigem Stand absurd, wenn Wulff den vollen Ehrensold bekommt, sein Nachfolger nach einer Reform vielleicht die Hälfte, obwohl er vor der großen Herausforderung steht, dem beschädigten Amt eine neue Würde zu geben?
Wichtiger als eine Reform des Ehrensolds ist eine Reform des von Parteitaktik verseuchten Kandidaten-Auswahlprozesses. Die überparteiliche Einigung auf Gauck könnte unfreiwillig ein Vorbild sein. Denn jeder künftige Kandidat muss sich in Zukunft die Frage gefallen lassen, ob er einen Ehrensold auch in den Augen der Bevölkerung uneingeschränkt wert ist.