Syrien ist, religiös gesehen, ein Fleckerlteppich. Seit 1970, seit die Familie Assad das Land beherrscht, ist die Minderheit der Alawiten (eine schiitische Sekte) in der militärischen und politischen Führung überproportional vertreten. Die Zehn-Prozent-Minderheit der Christen, die dem System nicht gefährlich werden konnte, war geduldet. Aber die sunnitische Bevölkerungsmehrheit wurde geknebelt. Einen islamistischen Aufstand in Hama schlug der Vater des heutigen Machthabers, Hafiz al-Assad, 1982 blutig nieder.
Der Protest gegen Baschar al-Assad, der 2011 friedlich begann, wird maßgeblich von sunnitischen Muslimen getragen. Assad zeigte null Verhandlungsbereitschaft, setzte von Anfang an auf Gewalt. Das provozierte die Radikalisierung auf der Gegenseite. Immer mehr islamistische Kämpfer, teils aus dem Ausland, teils mit El-Kaida-Verbindung, zogen in den Krieg gegen das Regime. Wer sie nicht unterstützte, war ihr Feind. Damit war auch die Mehrzahl der Christen abgestempelt.
Der Westen ist in der Pflicht, den syrischen Christen zu helfen. Das heißt zum einen: Flüchtlinge aufnehmen. Das heißt zum anderen: keine Rebellen unterstützen, die in Syrien einen intoleranten islamistischen Gottesstaat errichten wollen.