Die angelsächsisch geprägten Ratingagenturen gelten Schnellurteilern als verlängerter Arm des amerikanischen Finanzimperialismus. Warum hätten sie sonst die Bonität von Euro-Ländern immer weiter herabgestuft? Verschwörungstheorien zugeneigte Politiker erkennen in den Firmen Brandbeschleuniger der Finanzturbulenzen. Doch wie passt dies alles mit der Tatsache zusammen, dass Standard & Poor’s die Bonität der USA herabgestuft hat? Warum beißt der Vasall der Finanzimperialisten seinen Herrn in die Hand?
Die Antwort ist unbefriedigend für die globale Apokalyptiker-Gemeinde: Standard & Poor’s ist kein Sklave der amerikanischen Regierung. Die Rating-Spezialisten haben den Daumen über die USA deswegen gesenkt, weil das Land an chronischer Schulderitis leidet.
Wie mutig die Rating-Spezialisten sind, zeigt sich an den wütenden Reaktionen des US-Finanzministers Geithner und des amerikanischen Großanlegers Buffett. Dass der Standard & Poor’s-Chef jetzt gehen muss, wirft Fragen auf. Die Argumentation, der Rausschmiss habe rein gar nichts mit der Herabstufung Amerikas zu tun, wirkt unglaubwürdig. Hatte nicht Geithner den Bossen der Ratingagentur ein „schreckliches Urteilsvermögen“ attestiert. Schrecklich ist allein der obszön hohe US-Schuldenstand. China, der größte Gläubiger Amerikas, wirft dem Land zu Recht „Schuldensucht“ vor.