Die Plakate sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. Darauf groß zu sehen ist eine Spinne, zudem Käfer und Skorpione und in großen Buchstaben der Hinweis auf eine Ausstellung im Sportzentrum. Dr. Dieter Trautmann sind die Plakate ein Dorn im Auge. Der Facharzt für Psychiatrie aus Landsberg sieht den Tatbestand der Körperverletzung gegeben und die Verkehrssicherheit gefährdet. Schließlich könnten Verkehrsteilnehmer mit Spinnenphobie erschrecken und einen Unfall verursachen. Polizei, Ordnungsamt und Veranstalter teilen seine Befürchtungen nicht.
Für Trautmann ist klar: Jeder Autofahrer wird zwangsweise mit Bildern von Riesenspinnen konfrontiert. Er habe allein in der vergangenen Woche sechs Patienten gehabt, die sich von den Plakaten massiv beeinträchtigt fühlen. Eine Patientin verlasse deswegen sogar ihre Wohnung nicht mehr, eine andere fahre nicht mehr mit dem Auto durch die Stadt. Mit seinem Anliegen, die Plakate müssten abgehängt werden, wandte sich der Diplompsychologe an das Ordnungsamt und die Polizei. Doch dort sieht man keinen Grund zu handeln.
Spinnen-Plakate erfüllen alle Auflagen
Wolfgang Langer, der Leiter des Ordnungs- und Marktamts, bezieht sich auf eine entsprechende Satzung. Der Veranstalter habe alle Auflagen der Stadt erfüllt, lediglich drei bis vier Plakate hätten umgehängt werden müssen, weil sie Hinweisschilder oder Verkehrszeichen verdeckt hatten. Inhaltlich gebe es nichts auszusetzen. Auch die Polizei wird nicht einschreiten. Der stellvertretende Inspektionsleiter Michael Strohmeier bezeichnet die Plakate als „nicht so schwerwiegend“. Für ihn persönlich stellt sich die Frage, ob Personen, für die eine Spinne auf einem Plakat eine Gefährdung darstellt, sich noch hinter das Steuer eines Autos setzen sollen. „Was passiert, wenn sich eine echte Spinne im Fahrzeug befindet?“
Dieter Trautmann hat in einem Schreiben an unsere Zeitung unter anderem angekündigt, den Veranstalter der Ausstellung wegen vorsätzlicher Körperverletzung und unberechtigter Ausübung von Heilkunde zu verklagen. Sergio Neigert, der die Ausstellung mit über 500 lebenden Tieren und Exponaten organisiert, wirbt damit, Menschen mit einer Spinnenphobie zu beraten. Im Gespräch mit dem LT erzählt er, dass er zuletzt in Augsburg sechs Personen heilen konnte. Am Ende hätten sie es zugelassen, dass er eine Riesenspinne auf ihre Hand setzt.
Selten Probleme mit Spinnen-Plakaten
Nach Angaben von Sergio Neigert leben Schätzungen zufolge allein in Deutschland rund 200 000 Menschen mit einer starken Spinnenphobie. Mit seiner Ausstellung wolle er unter anderem diesen Menschen Angst und Ekel vor diesen Tieren nehmen. Dafür habe er einen pädagogischen Streichelzoo mit Riesenspinnen und Insekten. Ansonsten gebe die Ausstellung Einblick in das Leben und Verhalten von Spinnen, Skorpionen, Riesentausendfüßlern und seltenen Insekten wie Käfern, Gottesanbeterinnen, Wandelnde Blätter, Monstergrabben oder Gespenstheuschrecken.
Probleme wegen seiner Plakate hat Sergio Neigert nur selten, wie er sagt. Ein bis zwei Mal im Jahr komme es vor, dass sich Menschen mit Spinnenphobie darüber beschweren. In Landsberg werde aber massiv dagegen vorgegangen. An zwei Stellen in der Stadt, darunter am Postberg, seien die Plakate bereits mehrfach abgerissen worden.
Termin: Die Ausstellung über Spinnen und Insekten ist am Sonntag, 11. September, von 10 bis 18 Uhr im Landsberger Sportzentrum zu sehen.